Reisebericht

08.06. – 15.06.2015

Manfred Brenneisen

 

Liebe Sponsoren, sehr geehrte Damen und Herren, nach planmäßigem Verlauf des Hin- und Rückflugs mit Etihad nachstehend ein komprimierter Bericht aus Nepal.

Allgemeines
Trotz der vielen Nachbeben, bis jetzt über 300, kehrt langsam wieder etwas Normalität in Nepal ein. Obwohl die großen Schäden bei Tausenden von Schulen eine besondere Herausforderung ist, hat der Unterricht seit einer Woche wieder begonnen. Zum Teil auch mit viel Improvisation, z.B. mit einfachen Überdachungen auf freien Plätzen.
Die Zerstörung von sehr vielen, zum Teil auch sehr alten Gebäuden hat wieder die Ärmsten getroffen.

Auch an einigen schon vorher mit Argwohn betrachteten im Bau befindlichen Hochhäusern ist die Spekulationsblase abrupt mit jetzt abrissreifen und Gott sei Dank noch nicht bezogenen Hochhäusern geplatzt.
Leider sind auch, soweit mir bekannt, zwei sehr große im Bau befindliche Krankenhäuser stark beschädigt, so dass wahrscheinlich ein Abriss notwendig wird.

Aber wie macht man das? Von Hand? Wie diese Frauen bei dem alten Haus? Sprengen, nur wie bei dieser dichten Bebauung im Kathmandutal?

Sehr tragisch sind die Schäden an den alten Kulturstätten im Kathmandutal. Besichtigen konnte ich in Patan die Durbar Square. Hier sind zwei große wichtige Tempel zerstört. Aber es lohnt sich nach wie vor,
diese Weltkulturstätte zu besichtigen. Der alte Königspalast wird wohl für eine Innenbesichtigung noch für einige Zeit auf sich warten lassen müssen, da zwar von außen nicht sichtbar aber im inneren Be-
reich einige Schäden entstanden sind.
Die Zerstörungen im Dubar Square in Kathmandu sind sehr viel größer und leider wohl auch in Bhaktapur. Ich glaube allerdings, dass der Tourismus sich spätestens ab nächstes Jahr wieder beleben wird.
Das Chaos auf den „Straßen“ ist durch viele Trümmerhaufen und abgestützte Gebäude im Moment besonders groß. Auch die Verteilung und Koordinierung der vielen Sachspenden und Gelder scheint ein großes Problem zu sein. Große Stapel von Hilfsgütern und auch Medikamente liegen in der prallen Sonne im Flughafenbereich herum. Da wird man insbesondere die Medikamente nicht mehr verwenden können. Hier sind erhebliche Unzulänglichkeiten zu verzeichnen. Wir selbst können bislang sehr zufrieden sein, denn unser Netzwerk vor Ort hat nach einigen Anfangsirritationen mit lokalen behördlichen Strukturen die Dinge ganz gut im Griff.

 

Unsere wichtigsten Projekte:

Karuna Kinderhaus in Godavari

Es hat sich für uns bestätigt, dass unser Kinderhaus konstruktionsbedingt mit seinen ca. 80 Grundpfeilern das schwere Beben vom 25.4.2015 und die über 300 Nachbeben gut überstanden hat. Neben der Grundstücksmauer, die jetzt doppelt so dick und mit Betonpfeilern ca. alle 3 Meter wieder aufgebaut wird, musste ich allerdings ein Problem feststellen. Die Mauerziegelkonstruktion als Hochstand für die beiden großen Wassertanks auf der obersten Terrasse ist durch verschiedene Risse stark gefährdet und damit war sofortiger Handlungsbedarf angesagt. Aus nebenstehendem Bild können Sie die Situation nachvollziehen. Die Lösung ist, in den beiden innen liegenden Bereichen jeweils ein Stützkorsett aus Winkeleisen mit den notwendigen Verankerungen anzubringen. Das soll kurzfristig in den nächsten Tagen geschehen. Die Kinder sind durch die vielen Nachbeben noch etwas ängstlich aber ansonsten ist fast schon wieder die alte Fröhlichkeit eingekehrt. Unsere drei „Neu-Zugänge“ sind so herzerweichend,
dass man alle Drei am liebsten mitnehmen möchte. Wir sind sehr froh darüber, dass unsere Kinder offensichtlich einen sicheren Ort haben.

Hilfsmaßnahmen in den umliegenden Dörfern

Von der zweiten großen Hilfsaktion haben wir schon am 8.6.2015 berichtet. Auf einer sehr holprigen Tour auf Feld-/ Waldwegen war ich mit den Schwestern in dem weit verzweigten Dorf. Hier bekamen ca. 176
Familien jeweils 16 Stück verzinkte Wellbleche mit insgesamt ca. 46 qm. Diese sind frei nutzbar für Bedachungen und auch je nach Größe für die Seitenwände. Gefahren sind wir auch zu dem Grundstück unseres Nachtwächters, das weit von anderen Häusern oben am Rande des Dschungels liegt. Dessen Haus und das seines Bruders wurde vollständig zerstört. Die Familien hatten Glück und ihnen persönlich ist nichts passiert. Die Kosten für das Wellblech haben wir für das komplette Haus in diesem Fall übernommen.

Weitere Hilfsaktionen

Für 60.000 EUR wurden bereits zusätzlich 5.000 Wellbleche bestellt. Wir hoffen, dass diese in den nächsten 3-4 Wochen an weitere ca. 300 Familien in 4 Dörfern verteilt werden können. Die Fabrik in Simara ist vollständig überlastet. Dort arbeitet man mittlerweile Tag und Nacht. Weiterhin werden wir das Ausbildungsinstitut Don Bosco in Thecho voraussichtlich mit 10.000 EUR für eine Großaktion „Schuluniformen“ mit unterstützen. Geplant ist, für Hunderte von öffentlichen Schulen diese mit Schuluniformen für die Kinder auszustatten. Die Tausende von Schuluniformen werden zum größten Teil von den Schneiderinnen, deren Ausbildung wir in den letzten 1-2 Jahren mitfinanziert haben, hergestellt.

St. Alphonsa Schule / Simara

Die an der indischen Grenze liegende Schule, über die wir schon mehrfach berichtet haben, wird derzeit mit dem Ausbau der dritten Etage erweitert. Man will aber im Moment jetzt abwarten, bis die Nachbeben nachgelassen haben, damit das Mauern der Wände nicht beeinträchtigt wird. Denn auch dort in der Tiefebene zu Indien hin, gab es neben den Beben ein geophysikalisches Phänomen. So sind Geysire mit heißem Wasser-Sand-Gemisch verbunden mit Sand an zwei bis drei Stellen aufgetreten. Eine davon war ca. 2 km von unserer Schule entfernt.

Sehr dankbar sind wir für die großartige Unterstützung in den letzten Wochen. Wir können Ihnen versichern, dass wir höchstmögliche Effektivität walten lassen werden. Es ist nach wie vor viel zu tun und daher bitten wir Sie auch weiterhin um Ihre Hilfe und Weiterempfehlung.

 

Herzlichst Ihr

Manfred Brenneisen