Reisebericht 23.12.2014 bis 02.01 2015

Martina Brenneisen

 

Liebe Unterstützer von Funech, liebe Sponsoren,

nach unserer längsten Rückreise aus Nepal in den letzten 10 Jahren, mit über 20 Stunden Verspätung, können wir
Ihnen heute die neusten Informationen aus Nepal mitteilen.

Karuna Kinderhaus
Im „Karuna Kinderhaus“ leben nun derzeit insgesamt 41 Kinder. Die im April neu aufgenommenen Kinder haben sich mittlerweile alle gut eingelebt. Bezüglich Neuaufnahmen von Kindern müssen wir künftig dringend anders vorgehen. Leider erhielten wir während unseres Weihnachtsbesuches und auch per Email zuvor keine guten Nachrichten. Zwei von unseren Kindern die bei uns lebten, wurden nach den Dashain Ferien (ein großes Fest in Nepal – wie bei uns Weihnachten – alle Familienangehörigen kommen zusammen), von den Familienangehörigen nicht mehr zurück gebracht. Es ist ein Jammer! Beide waren äußerst pfiffige und kluge Mädchen. Leider fehlt es den Angehörigen an Bildung und sie verstehen nicht, dass sie dadurch den Mädchen sämtliche Chancen verbauen, um eine gute Schulausbildung zu erlangen. Bei dem einen Kind, fiel dem Vater nach Jahren ein, dass er ja noch eine Tochter hat und da er gerade mal wieder Arbeit hat, meint er alles wird gut werden. Was jedoch zu 100% nicht der Fall sein wird, denn länger als 2 Monate hält er nie durch und verliert meistens wieder seinen Job. Anschließend meint er, das Kind dann wieder bringen zu können, das geht einfach nicht. Außerdem ist er der Meinung, dass seine Tochter nun in einer nepalesischen, staatlichen Schule besser untergebracht wäre als in einer englischsprachigen Privatschule. Das zweite Kind ist besonders zu bemitleiden, denn es wollte, wie auch das andere, auf keinen Fall vom „Karuna Kinderhaus“ weg. Die Mutter hat das Kind verlassen und ist ins Ausland gegangen. Jetzt kam der Bruder der Kleinen, wir schätzen ca. 20 Jahre alt, lange Haare, gepierct, tätowiert, mit Schnapsfahne und meinte, er würde sich jetzt um das Kind kümmern. Die Ordensschwestern versuchten auf ihn einzureden, dass sie doch zumindest noch das Schuljahr fertig machen sollte. Daraufhin drohte er mehrfach den Schwestern, sie hätten das Kind an ihn herauszugeben. Bei einem zweiten Besuch kam er gleich mit einer ganzen Truppe von jungen Männern. Somit blieb den Schwestern keine Wahl, denn wir haben keine Papiere in denen steht, dass wir das Kind nicht an den Bruder geben dürfen. Hätten wir das, so hätten wir zumindest die Polizei einschalten können. Es ist schlimm das immer mitzuerleben und das Schlimmste für uns ist, dies den Pateneltern mitzuteilen, da es schwierig ist, solch ein Geschehen zu verstehen, wenn man das Land, die Mentalität und die Einstellungen der ungebildeten Eltern / Familienangehörigen nicht kennt. Wir müssen gemeinsam mit den Schwestern überlegen, wie wir zukünftig diese unliebsamen Vorgänge verhindern können.

Wir hatten wieder ein sehr schönes Weihnachtsfest mit unseren Kindern. Am 24. waren wir erst alle zusammen in der Kirche und anschließend haben wir dann bei uns im „Karuna Kinderhaus“ die Bescherung gemacht. Alle Kinder bekamen eine dicke Fleecejacke und einen Rollkragenpullover. Am 25. haben wir dann die Nachbarschaft eingeladen und auch einige sehr arme Familien vom Umfeld, an die wir Essen und kleine Geschenke verteilt haben. Unter anderem Mützen und Handschuhe die wieder im unermüdlichen Einsatz von Frau R. und Frau S. aus Leimen gestrickt wurden. Herzlichen Dank dafür. Es wurde getanzt und gesungen und wir hatten viel Spaß miteinander. Ebenso waren einige Polizisten aus einer naheliegenden Polizeistation zu Besuch. Die Schwestern arbeiten sehr eng mit einer Polizistin, die zwischenzeitlich einen sehr hohen Dienstgrad hat, aus dieser Station zusammen. Das letzte Kind das wir aufgenommen haben, wurde von dieser Station gebracht. In der derzeitigen Situation, wo auch die Überfälle auf katholische Einrichtungen leider überhand nehmen ist es gut, dass wir hier einen engen Kontakt pflegen. Die Kinder bleiben über die Weihnachtsferien im Haus. Es gibt verschiedene Projekte die angeboten werden. Von
Tanz bis Musikunterricht, Präsentieren vor einer Klasse, etc.

Mit unserer Staff sind wir derzeit gut aufgestellt. Wir haben wirklich gute Reinigungsfrauen und Köchinnen gefunden. Ebenso machen die Kinder mit den zwei Hauslehrerinnen gute Fortschritte. Auch haben wir eine weitere Ordensschwester, Sr. Jaya aus Kerala, bekommen. Sie unterrichtet die Kleinen zusammen mit einer Hauslehrerin. Somit hat sich unser Besuch im Dezember 2013 im Ordenshaus/Hauptsitz in Kerala gelohnt.

Leider hatten wir in den letzten Monaten schon wieder drei große Wasserschäden. Es nimmt leider kein Ende. In 2014 waren wir deswegen insgesamt 7 Mal in Nepal. Im November haben wir 32 kg Rohrverbindungsstücke für die Wasserhähne nach Nepal gebracht. Hierfür einen großen Dank an Firma Staudt, Heizung- u. Sanitär GmbH in Ubstadt-Weiher, die uns diese spendete. Wir werden jetzt alle nach und nach austauschen. Leider ist das Material in Nepal so schlecht, dass die Rohre spätestens nach einem Jahr durchrosten und einfach abbrechen. Ebenso hatten wir einen Wasserschaden auf der obersten Dachterrasse. Hier hat sich der Estrich / Belag, bedingt wohl durch nicht genug Zementbeimischung aufgelöst. Da wir nicht wissen, wie viele Stellen noch brüchig werden, teilweise floss das Wasser durch die Decke, haben wir nun mit Marmorbruchstücken, die in einer guten Zementmischung liegen, die obere Terrasse fließen lassen und sie ist sehr gut geworden. Es war preiswerter als Fliesen und es ist vor
allem haltbarer. Unten können Sie einige Bilder sehen. Die Bauschäden bzw. Wasserschäden haben uns bis jetzt ziemlich viel Geld gekostet und leider wird es wohl auch nicht der letzte Wasserschaden sein. In Nepal ist es jedoch so, dass es keine Regressansprüche gibt. Leider! Ebenso müssen unsere Solarwassermodule ausgetauscht werden und auch die Kapazität wird von 800 l auf 1.500 l erhöht. Zwei von den wir alten Modulen sind kaputt und es lohnt sich nicht diese zu reparieren.

Ebenso werden wir im Gemüsegarten ein Gewächshaus bauen lassen. Das hat den großen Vorteil, dass wir auch in den Wintermonaten verschiedene Gemüsesorten dort anbauen können.
Unsere Nachbarschaft wächst und wächst und die Grundstückspreise explodieren von Besuch zu Besuch. Mittlerweile haben nun drei Familien in direkter Nachbarschaft angefangen Ziegelsteine herzustellen. Man nimmt die Erde der Reisfelder (sehr lehmhaltig), schüttet etwas Zement darauf, stampft es mit den Füßen durch, füllt es in eine Form und fertig ist der Ziegelstein. Die Haut übrigens auch…

Unsere neue Straße, die man bauen wollte, hat man immer noch nicht angefangen und das wird nun auch die nächsten Monate so sein. Alle Nachbarn und wir natürlich auch, sind darüber nicht gerade erfreut. Man hat nur oben auf der Hauptstraße neu geteert. Auch da hat man großzügig gespart, denn man hätte ohne weiteres die Straße um ca. 1 m breiter machen können. Bei uns fahren mittlerweile täglich Lastwagen am Grundstück vorbei. Diese fahren zum oben liegenden Dorf und somit wird der Sand- / Schotterbelag noch mehr in zwei Furchen gedrückt. Wir können froh sein, dass wir einen Jeep haben. Mit einem normalen Auto kommt man mittlerweile bei uns nicht mehr runter, da bleibt man stecken. Na, ja… es kann ja nur noch besser werden ☺.

Nachstehend einige Fotos aus dem „Karuna Kinderhaus“

 

 

Karuna Bhawan, Nakku
Im Karuna Bhawan unterstützten wir 65 Kinder mit einem Teil der Schulgebühren / Utensilien. Diese Familien leben am untersten Existenzminimum. Sie sind so arm, dass es an allem fehlt. Es sind oft von ihren Männern verlassene Frauen, die als Tagelöhnerinnen in den Steinfabriken oder auf dem Bau arbeiten. Für 2015 wollen wir diesen Betrag auf ca. 12.000 EUR aufstocken, um noch weiteren Kindern helfen zu können. Es ist so, dass zu 100% die Kinder die Schule besuchen und auch die Mütter/Familien die Belege / Zeugnisse der Schule vorweisen. Die Kinder gehen jedoch alle in staatliche Schulen.

St. Alphonsa’s School, Simara
Hier geht der Bau von den Klassenzimmern zügig voran und man wird wohl bis zum nächsten Schuljahr einige neue Klassenzimmer fertig stellen können. Der zweite Schulbus, den wir ebenfalls finanzierten, ist bereits im Einsatz und auch der Schriftzug / Schulname wurde aufgezogen.
Leider ist es so, dass sich die Überfälle auf katholische Einrichtungen immer mehr und mehr häufen. Mehr betroffen ist hier die St. Alphonsa’s School, da diese nicht weit von der indischen Grenze gebaut wurde. Alleine in den letzten paar Monaten waren 4 Überfälle in der Nachbarschaft. Man versucht Schutzgeld zu erpressen. Da die Ordensschwestern in der Nacht alleine auf dem großen Grundstück leben, haben wir Geld in eine Alarmanlage investiert und auch Tag- u. Nacht Wachpersonal eingestellt.
Weiterhin muss der Flur der 2. Etage gefliest werden. Hier haben wir um ein Angebot gebeten. Je nachdem wie hoch der Preis ist, werden wir diese Kosten übernehmen und ggf. auch noch einen Teil der Klassenzimmereinrichtungen / Schulbücher etc. Auch künftig haben wir vor, diese Schule zu unterstützen. Wenn wir das Glück hätten, jemanden zu finden (ggf. auch eine andere größere Organisation), die uns mit einer großen Summe unterstützen würde, so könnte man den 3. Stock fertig stellen, bzw. zumindest die Pfeiler und das Dach. Das hätte den großen Vorteil, dass bis die Zimmer ausgebaut werden können, es nicht durch den Monsun zu Wasserschäden auf dem Dach kommt. Derzeit sind wir am abklären, wie hoch die Kosten wären.

Don Bosco Ausbildungszentrum in Thecho
Im Dezember konnten wir wieder einige Nähmaschinen an die jungen Frauen übergeben, die die Ausbildung bestanden haben. Hier werden wir künftig auf jeden Fall weitere Unterstützung leisten. Geplant ist, noch zusätzliche Ausbildungsmöglichkeiten anzubieten. Hier ist man am selektieren in welche Richtungen es gehen soll. Ebenso ist geplant nun doch ein Girlshostel zu bauen.
Den Mietvertrag mit dem angemieteten Haus in der Nachbarschaft hat man zum 31.12.2014 gekündigt. Man kam zu der Erkenntnis, dass man die jungen Frauen nicht alleine im Haus lassen kann. Man benötigt eine Aufsichtsperson. Ab 2015 werden die jungen Frauen in der Nachbarschaft bei den Ordensschwestern der Salesianer im Haus wohnen. Hierfür werden wir die Kosten übernehmen. Ebenso wurde eine Filteranlage zur Trinkwasserversorgung gebaut, die wir ebenfalls finanzierten.

Patenkinder außerhalb
Unsere Großen machen sich sehr gut. Der Älteste macht in einem Jahr seinen Bachelor in Forstwirtschaft. Anschließend möchte er ca. ein Jahr ein Praktikum starten um dann im Anschluß seinen Master zu machen. Derzeit sind wir auf der Suche nach einer Praktikumsstelle. Er und sein Bruder der in Richtung Finance studiert wohnen nun in einem kleinen Appartement zusammen und müssen nun lernen auf eigenen Beinen zu stehen. Derzeit zahlen wir zusätzlich zu den Studiumsgebühren für das Zimmer die Miete (ca. 40 EUR im Monat). Ihren Lebensunterhalt verdienen sie sich mit Nachhilfe dazu. Es klappt besser als wir erwartet hätten. Unangemeldet haben wir die Beiden in ihrem neuen Domizil besucht und es machte einen sehr sauberen und ordentlichen Eindruck.

Zur politischen Situation und Allgemeines zu Nepal
Leider hat sich nicht sehr viel seit letztem Jahr verändert. Das Einzige was wieder zu spüren ist, das kräftig in den Straßenbau investiert wird. Dieses Geld kommt angeblich von den Chinesen, was uns persönlich etwas beunruhigt. China sowohl auch Indien haben ein Interesse an dem kleinen Nepal und beide Großmächte investieren bestimmt nicht aus reiner Nächstenliebe in dieses Land. Wenn man nach Tibet schaut, darf man erst gar nicht daran denken, was passieren würde, wenn China die Hand auf Nepal legen würde. Kommen die Inder zum Zug, wird es auch nicht besser, denn die möchten einen reinen Hindustaat. Ebenso steigen die Preise für Lebensmittel, Benzin, Gas und Kleidung stetig an. Einen sehr ausführlichen Bericht zur politischen Lage Nepals von Anfang September 2014 nach der verfassungsgebenden Versammlung II finden Sie hier: http://www.deutsch-nepal.de/politik.php. Der Beitrag wurde von Karl-Heinz Krämer im Nepal Observer veröffentlicht und anlässlich der NGO-Tagung der Deutsch-Nepalischen Gesellschaft geschrieben, die am 6.9.2014 in Köln stattfand.

 

Mit einem herzlichen NAMASTE und Danke für Ihre Unterstützung!

Martina und Manfred Brenneisen