Reisebericht Nepal vom 24.5.-11.6.2006

von Martina und Manfred Brenneisen

 

Mittwoch, den 24.5.2006
Mit Verspätung und insgesamt fast 130 kg Gepäck (11 Gepäckstücke), einem Kinderrollstuhl und einer Blindenschreibmaschine, ging es um ca. 15.00 Uhr mit Qatar Airways von Frankfurt über Doha nach Nepal.
Diesmal sind wir zu viert: Manfred, Martina, Tochter Malika und Manfred’s Sohn Claudius (34 Jahre). Der Zwischenstop in Doha war diesmal sehr lang und ermüdend (ca. 5 Stunden). Erst am frühen Donnerstag-Morgen ging es weiter nach Kathmandu.

Donnerstag, den 25.5.2006
Nach einem ruhigen Flug und Himalaya-Sicht, Landung gegen 8.30 Uhr in Kathmandu. Nach langem Warten auf unsere vielen Gepäckstücke, stand dann schon draußen unser Freund Arun mit einem Minibus, um uns ins Hotel Himalaya in Patan zu bringen. Unseren Freund Vijay konnten wir erst einige Tage später begrüßen, weil er mit einer deutschen Gruppe in Tibet mit Umwanderung des „Heiligen Berges“ Mt. Kailash war. Nach dem einchecken und frisch machen ging es am Nachmittag noch zu einem kurzen Besuch ins Bal Mandir. Wir konnten einige der Kinder und Mitarbeiter des Bal Mandir’s begrüßen – die meisten Kinder waren jedoch noch in der Schule. Dann ging es zurück ins Hotel, denn wir waren hundemüde.

Freitag den 26.5.2006
Nach dem Frühstück wurden wir von Arun abgeholt, um zum Nepal Matri Griha (Schule und Therapiezentrum) zu fahren. Dort wurden wir schon von der Chairperson Mrs. Shobba Rai erwartet und begrüßt.
Große Freude war über unseren mitgebrachten Kinderrollstuhl, der Marke Sapur, zu verzeichen. Diese Spende haben wir von der Firma Sunrise Medical GmbH, Malsch erhalten. Der Geschäftsleitung und Herrn Ziegler an dieser Stelle nochmals unseren herzlichsten Dank für diese großartige Sachspende, auch im Namen der behinderten Kinder im Therapiezentrum von Nepal Matri Griha.

Nach Besichtigung des Therapiezentrums und der Schule – unsere Möbel sehen toll aus – haben wir in allen Klassenzimmern den Kindern Bonbons verteilt. Es ist immer wieder ein Erlebnis zu sehen, wie sich diese Kinder über solche Kleinigkeiten freuen können. Fast jedes Kind schenkte uns dann eine Blume; ebenso hat man uns ein großes Dankesplakat für die Möbel mitgegeben, wo alle Kinder der Schule unterschrieben haben.
Bei dem Besuch war Mr. Prem Bhusal dabei. Er leitet ein kleines Kinderheim, das 5 Min. zu Fuß von „Nepal Matri Griha“ entfernt ist und ebenfalls im Stadtteil Gongabu liegt. Mit Prem (28 Jahre) haben wir dann anschließend sein Kinderheim „Self-Help-Nepal“ besichtigt. Geführt wird dieses Heim von Prem und seiner Frau Sharda, die auch im Haus wohnen. Beschäftigt werden in Teilzeit noch zwei junge Frauen. Im Heim sind derzeit 13 Kinder zwischen 6 – 14 Jahren unter-gebracht. Von Prem und Sharda werden auch mehrere externe Wohngruppen mit Jugendlichen, die von einem Heim in Nepalgunj (ca. 520 km westlich im Terai, an der indischen Grenze gelegen) zur weiteren Schulausbildung nach Kathmandu kommen, betreut. Prem hat übrigens in einer Ausbildung, die insgesamt 17 Jahre dauerte (Schule + Studium), den Master of Education in Mathematik gemacht. Das Heim selbst wird vollständig durch den deutschen Verein „Haus der Hoffnung – Hilfe für Nepal e.V.“, Schwäbisch Gmünd, unterstützt. Mit der Vorsitzenden des Vereins, Frau Ellen Dietrich, stehen wir zwischenzeitlich in einem regen Gedankenaustausch. Die Aktivitäten in Nepalgunj werden durch eine befreundete französische Organisation „Action Autonomie Avenir“ und zu einem Teil auch durch „Hilfe für Nepal“ finanziert. Prem erhielt von uns für „Self-Help Nepal“ eine Spende.
Anschließend haben wir ein kleines Touristikprogramm mit Besichtung der Altstadt von Patan (Weltkulturerbe!) eingeschoben. Besichtigt haben wir aber auch die Schreinerei, die die Schulmöbel für „Nepal Matri Griha“ geliefert hat.

Samstag, den 27.5.2006
Während Martina und Malika nach dem Frühstück ins Bal Mandir gefahren sind, um 50 Kinder zu vermessen und um anschließend die Kleidung und die Schuhe im Kaufhaus zu kaufen, sind Manfred und Claudius zum buddhistischen Tempel Swyambunath gefahren. Dort war Hochbetrieb, da heute Samstag und arbeitsfrei und schulfrei war. Leider wird der Berg immer weniger „heilig“, da sich oben über den Mauern immer mehr Müll ansammelt.
Um die Mittagszeit sind Manfred und Claudius zum Kaufhaus gefahren, haben die beiden Damen „eingesammelt“ und gemeinsam ging es dann ins nahe gelegene „Mike’s Breakfast“ zu einem kleinen Lunch. Anschließend besorgte Martina noch ca. 50 Kinderschuhe/- Sandalen.  Hier wird kontrolliert, ob ich ja niemanden vergessen habe zu vermessen Manfred, Claudius und Malika fuhren zurück ins Hotel um für kurze Zeit den Hotelgarten zu genießen. Um 17.00 Uhr waren wir mit Pater Vincent von den Salesianern „Don Bosco“ für ein kurzes Abstimmungsgespräch im Hotel verabredet.
Nach dem Abendessen im Hotel hat Martina das ganze Hotelzimmer für das Sortieren und Richten der Kleiderpäckchen für die Kinder in Beschlag genommen.

Sonntag, den 28.5.2006
Heute war ein weitgehend privater Tag der Familie Brenneisen.
Vormittags hatten wir die katholische Kirche Assumption Church in Patan zur Messe besucht und anschließend wurde unsere Tochter Malika dort getauft.
Es ist eine schöne Kirche, die in landesgerechter Atmosphäre gestaltet und geschmückt war. Ca. 100 Gläubige nahmen an dem Gottesdienst teil. Danach haben wir uns noch mit Schwester Veronica Ranger von St. Joseph’s Convent unterhalten. Sie leitet die „Regina Amoris School“, die für bedürftige Kinder offen steht. Die Schule ist direkt neben der Kirche.
Abends haben wir Arun mit seiner Familie sowie Shanti, die Frau von Vijay, und seinen Sohn sowie Pater Vincent und Pater Martin von der Don Bosco School Siddhipur ins Nagloo-Restaurant zum Essen eingeladen. Es war ein fröhlicher Abend und es war beeindruckend wie so unterschiedliche Kulturen und Religionen miteinander feiern können. Leider ist Claudius, wie auch die nächsten Tage, wegen Magen- und Darmproblemen ausgefallen.

Montag, den 29.5.2006
Heute steht ein strammes Programm an. Als erstes sind wir mit Arun zu dem Heim „Karuna Bhawan“ (Home of Compassion), das von katholischen Schwestern geführt wird, nach Nakhu am Südwestrand von Patan gefahren.

Der Orden der Schwestern heißt: „Sister of the Adoration of the Blessed Sacrament (SABS)“ mit Hauptsitz in Kerala, Indien. Der Orden ist seit 1993 in Nepal und jetzt mit 4 Häusern und insgesamt 10 Schwestern tätig. Weltweit sind es 4.000 Schwestern. In Nakhu sind es drei Schwestern mit Sr. Deepa als Leiterin. Manfred hat die Schwestern im Januar 2006 anlässlich der Einweihung von „Nepal Matri Griha“ kennengelernt. In Nakhu stehen auf dem Gründstück 2 Gebäude zur Nutzung zur Verfügung. Das Grundstück mit den Gebäuden hat man 1998 günstig für 75.000 US$ kaufen können (über eigenständige nepalesi-sche NGO). Im Moment ist das Konzept in Nakhu wie folgt: Ein Gebäude wird als Heim für ca. 13 Mädchen zwischen 4 und 16 Jahren und für die Schwestern selbst genutzt. In dem anderen Haus betreuen die Schwestern 7 aidsinfizierte junge Frauen mit neun Kindern (davon sind 2 Kinder nicht infiziert). Die Kinder gehen zu Fuß in Begleitung ca. 45 min. in eine Semi-Government School in der Nähe unseres Hotels. Es ist zwar eine andere Schule dichter am Heim dabei, diese genügt aber nicht den Ansprüchen. Nahes Ziel der Schwestern ist es, die Aidskranken nach Godawari im Südosten des Kathmandutals, wo auch eine Niederlassung der Schwestern existiert, zu verlegen. Dazu ist ein Hospiz geplant. Gesamtbudget ca. 175.000 EUR. Hierfür gibt es schon eine großzügige deutsche Zusage (Gereon Wagener von Bono Direkthilfe ist als Koordinator wieder eingebunden). Nakhu selbst kann dann als Kinderheim für max. 35 Mädchen genutzt werden. Neben dem eigenen Heim in Nakhu kümmert man sich noch um 50 externe Kinder, die bei 37  bedürftigen Familien untergebracht sind. Sr. Deepa erhielt für das Heim von uns eine Spende über ca. 1.000 EUR für den Ausbau der Bibliothek und für Schulkleidung. Die derzeitigen laufenden Kosten des  Heimes betragen ca. 14.000 EUR p.a.. Hierfür bekommt der Orden Zuschüsse aus Deutschland z.B. Missereo und Kinderhilfsmission Aachen, sowie einer italienischen NGO.
Danach ging es weiter in die Blindenschule nach Patan.
Dort wurden wir freudig von der Lehrerin Bhudda Laxmi, der Schulleiterin und von fast allen blinden Kindern die wir unterstützen, begrüßt. Unsere mitgebrachte Blindenschreibmaschine, eine Sachspende von Herrn Meier, fand nach erstem Probeschreiben großen Anklang.

Herrn Meier, der selbst blind ist und als Blindenlehrer gearbeitet hat, nochmals ein herzliches Dankeschön.

Weiterhin haben wir einen Scheck für die Halbjahres-Schulgebühren der Kinder und für die Anschaffungen von einigen Hilfsmitteln in Höhe von ca. 700 EUR ausgestellt. Über die Anschlussförderung des blinden Mädchens Junu Shrestha, die jetzt das SLC (School Leaving Certificate / 10. Klasse) bekommt, sprechen wir am 1.6.2006. Anschließend, nach einer kurzen Mittagspause in unserem Hotel, haben wir noch große Mengen Obst für 50 Kinder gekauft und sind damit ins CFO Heim / Dr. Olga Lasota gefahren. Dort haben wir zuerst den weitgehend fertig gestellten Anbau besichtigt. Von Olga erhielten wir eine komplette Zu-sammenstellung der Kosten / Rechnungen. Alles macht einen sehr ordentlichen Eindruck. Zwischenzeitlich kamen auch die Kinder von der Schule, die kleine Geschenke von uns bekamen. Auch Ramesh, der
Partner von Olga, kam zu einem kurzen Besuch.
Unsere Patenkinder, insbesondere auch das Mädchen Burkali bzw. sie nennt sich jetzt Bunu, sind ganz glücklich im CFO. Zwischenzeitlich scheint es auch mit den Adoptionen im CFO weiterzugehen, so dass sich die wirtschaftliche Lage des CFO langsam verbessert. Nach Ausstellung des Schecks für die Patenschaftsgebühren und die Kosten für den Anbau in Höhe von insgesamt 3.500 EUR sind wir dann zurück ins Hotel  gefahren. Jeden Abend saß dann Martina noch bis spät in die Nacht hinein, um die vielen Bilder von ihrem Foto auf ihren Laptop zu ziehen und um Berichte vorzufertigen.

 

Dienstag, den 30.5.2006
Heute sind wir in dem schönen und interessanten Bhaktapur – ebenfalls Weltkulturerbe – mit einem vielseitigen Mann (Architekt, Bauunternehmer, Jurist und Künstler), Herrn Rabindra Puri, verabredet. Herr Puri spricht perfekt deutsch und hat in Bremen studiert. Er hat viele Freunde in Deutschland und der Kontakt zu ihm kam über den ev. Seemanns-Pastor Herrn Peter Bick, Bremen, zustande. Manfred konnte Herrn Bick  kürzlich anlässlich einer 150-jährigen Jubiläumsfeier einer Reederei in Bremen kennenlernen. Pastor Bick ist mit einer nepalesischen Frau verheiratet. Bei Herrn Puri in seinem wunderschönen renovierten  Wohnhaus war gerade ein pensionierter Gymnasiallehrer aus Bremen für ca. 3 Monate zu Besuch. Herr Puri baut derzeit für den deutschen Verein „Schulen für Nepal“ (Herrn Rainer Brust) eine Schule für ca. 600 Schüler in Phulbari bei Dhulikel. Besichtigt haben wir mit Herrn Puri eine von ihm initiierte Musikschule (gehört zur Uni / Kathmandu) in einem renovierten Gebäude mit wunderschönem Garten. Die Einweihung  erfolgte durch den damaligen Bundespräsidenten Herrn Roman Herzog. Weiterhin besichtigten wir eine Kunstschule (ebenfalls Uni / Kathmandu) und eine im Aufbau befindliche Klinik für Homöopathie, die ebenfalls in einem renovierten Gebäude in der Innenstadt von Bhaktapur eingerichtet wird. Das Wohnhaus war besonders beeindruckend. Sehr aufwendige Renovierung und Wiederherstellung, wunderschöne Newari-Holzarbeiten und dies alles mit neuer Technik kombiniert. Sollte es uns gelingen, einmal ein eigenes Kinderheim zu bauen, wissen wir jetzt, mit wem wir uns in Verbindung setzen werden.

Mittwoch, den 31.5.2006
Heute wurden wir und Arun von Pater Vincent abgeholt um die „Don Bosco School“ in Siddhipur zu besichtigen. Zuvor haben wir das in der Nähe gelegene Kinderheim der „Nepalhilfe Beilngries“ in Lubbhu besichtigt. Dort trafen wir eine junge deutsche Volontärin, Frau Christine Herzog aus Aschaffenburg. Sie kehrt in den nächsten Tagen nach knapp 9 Monaten mit Wehmut wieder nach Deutschland zurück. Im Heim leben derzeit 31 Kinder (max. Kapazität für 50 Kinder). In Sichtweite hat das Heim noch 3.500 m 2 Agrarland. Die Kinder gehen in eine Englisch Medium School, ca. 1,5 km entfernt.

In der „Don Bosco School“, Siddhipur waren dann fast alle Kinder im Versammlungsraum anwesend, wo wir dann die von uns gespendeten Schuluniformen verteilten. Beim Gang durch die Schule haben wir in allen Klassenzimmern Bonbons verteilt. Man kann es sich nicht vorstellen, wenn man es nicht mit eigenen Augen sieht, wie sich diese Kinder über ein Bonbon freuen können. In Deutschland würden uns manche Kinder dafür nicht einmal anschauen. Von Pater Vincent erhielten wir detaillierte Abrechnungen für unsere beiden ersten Spendenraten in Höhe von 2 x 5.000 EUR für die Schulkleidung, Schulbücher und die Bibliothek. Der Wassertank als Zwischenspeicher wird erst nach der Monsunzeit, die in diesem Jahr sehr früh begonnen hat, montiert. Die Anforderung der weiteren 10.000 EUR erfolgt dann im Spätsommer. Zum Lunch waren wir im Speiseraum der Patres eingeladen. Der Neubau / Erweiterung der Schule mit 3 Stockwerken, soll in diesem Herbst begonnen werden. Wir sind ganz Happy, dass wir die Familie Klink davon überzeugen konnten, die Finanzierung der noch offenen 3. Etage mit ca. 125.000 EUR zu übernehmen. Der Familie Klink auch von unserer Seite ein herzliches Dankeschön für diese großartige Zusage. Danach haben wir noch auf ziemlich ramponierter Straße einen Abstecher nach Thecho gemacht. Nach Erläuterung der in Zukunft geplanten Maßnahmen (Ausbildung, Hostel für Boys and Girls) ging es dann zurück nach Patan.

Übrigens haben wir auch in der Don Bosco School in Siddhipur 2 Jungen aus dem Heimatdorf Girikhola /Jumla von Malika getroffen.

Donnerstag, den 01.6.2006
An diesem Tag war volles Programm mit Vijay in seinem Büro angesagt. Zuerst war die Lehrerin der Blindenschule Bhudda Laxmi mit dem blinden Mädchen Junu, 18 Jahre, und ihrer Mutter, 55 Jahre, da. Die Familie lebt in Budhanilkhanta. Junu, die in ca. 4 Wochen ihr Zeugnis SLC (10. Klasse) erhält, hat zwei ältere verheiratete Schwestern und einen jüngeren Bruder (15 Jahre), der in die 4. Klasse geht und ein Problemkind ist. Der Vater 63 Jahre war beim Militär und erhält eine Rente in Höhe von 2.200 NRS ca. 25 EUR im Monat. Junu ist mit 4 Jahren durch eine nicht behandelte Hirnhautentzündung erblindet (man war anstatt beim Arzt beim Schamanen!). Wir haben grundsätzlich die weitere Unterstützung für die Schulgebühren und die Hostelkosten für die weiteren 2 Jahre nach dem SLC zugesagt, sofern die verheirateten Schwestern einen Anteil von 10% beisteuern.

Die Gesamtkosten belaufen sich auf ca. 470 EUR im Jahr. Der Anteil der Schwestern würde somit ca. 47 EUR betragen. Junu will später in den Lehrerberuf gehen. Eine entsprechende Vereinbarung mit Junu und den Schwestern muss noch vorbereitet werden. Als neuer Termin ist der 9.6.06 angedacht. Anschließend war das Mädchen Anu Kharki, geb. im Juli 1995, jetzt also 11 Jahre, mit Ihrer Mutter und Ihrem Großonkel (76 Jahre) da. Dem Großonkel geht es gesundheitlich schlecht, er kam auf Krücken. Anu’s Mutter, ihr neuer Mann und ein Kind aus dieser neuen Verbindung sowie Anu leben in Basundhara. Anu ist eine sehr gute Schülerin. Sie kommt jetzt von der 2. Klasse direkt in die 4. Klasse. Laut Vijay bedauert die Mutter, dass der Großonkel sie damals aus dem Bal Mandir herausgeholt hat. Unter Umständen ist ihr Anu irgendwann zuviel. Wir werden natürlich alles daran setzen, dass wir uns um das Mädchen weiter kümmern können. Nach der Geldübergabe an die Mutter und einem kleinen Geldbetrag für den Großonkel, damit er ein Taxi nehmen kann, warteten schon weitere Besucher. Frau Sabita Basnyat und zwei Männer die wir nicht kannten, warten vom Children Day Care Center „Basushashi Bal Vikas Kendra“ im Büro. Vijay übersetzte, dass wir im Moment keine weitere Förderung von uns in Aussicht stellen können, dies Mangels klarem Konzept und Transparenz. Frau Basnyat schaute traurig aus, hatte aber nach Vijay’s Aussage dafür Verständnis gezeigt.

Freitag, den 02.6.2006
Nachdem Claudius wieder einigermaßen auf den Beinen ist, ist heute mit Vijay ein Touristikprogramm angesagt. Zuerst fuhren wir nach Kopan, einem großen buddhistischen Kloster auf einem Berg, ca. ½ Stunde Fahrt oberhalb von Bodnath. Eine äußerst gepflegte Anlage mit vielen buddhistischen Mönchen, die sich in der Debattierkunst übten. Anschließend ging es dann natürlich noch nach Bodnath mit der immer wieder beeindruckenden, riesigen uralten Stupa. Den Rest des Tages verbrachten wir im Hotelgarten, während Martina noch einige Besorgungen für die Kinder machte.

Samstag, den 03.6.2006
Von Samstag bis Montag, den 5.6.2006 waren Manfred und Vijay unterwegs auf einer Reise nach Jumla/ Girikhola auf der Spurensuche von Malika’s Familie. Nachdem am Samstagmorgen der Direktflug von Kathmandu nach Jumla wegen Schlecht-Wetter abgesagt wurde, machten Vijay und Manfred noch einen kurzen Besuch auf der Momoparty im Nangloo-Restaurant. Die Momoparty hat schon Tradition für die Kinder vom Bal Mandir. Dieses Jahr war Arun dabei, geholfen hat uns auch dieses Jahr wieder Shanti, die Frau von Vijay. Nach dem kurzen Besuch machten sich Manfred und Vijay nunmehr mit einem Van und Fahrer auf den langen Weg nach Nepalgunj ins Terai an der indischen Grenze, um dann von dort mit dem Flugzeug nach Jumla zu kommen. Rückflug war dann am Montag von Jumla über Nepalgunj und zurück nach Kathmandu. Eine stressige aber aufschlussreiche Reise, die uns auch alle Probleme in einer weit entfernten Provinz aufzeigte.

An dieser Stelle wollen wir aber mit den Ereignissen in Kathmandu fortfahren.

Alle Kinder konnten dieses Jahr an der Party teilnehmen, bis auf zwei Jungs, die erkrankt waren und zwei Buben die in ihre Familien zurückkehren konnten. Nun werden die Paten von diesen Kindern zwar traurig sein (wir natürlich auch – denn die Kinder wachsen einem ja ans Herz), aber auf der anderen Seite haben es die Kinder in der Familie doch noch vermutlich besser als im Heim.Die Party war für alle eine große Freude, diesmal haben wir einige Spiele aus Deutschland mitgebracht. Wie z.B. Sackhüpfen, Blinde Kuh, Löffel auffädeln und Eierlauf. Diese Spiele waren der Hit für die Kinder. Auch die Tatoos, die wir mitgebracht haben, waren der Renner. Malika, unsere Tochter, hat für alle Mädchen Armbändchen gefädelt, die ebenso wie die mitgebrachten Schildmützen für die Jungs gut ankamen. Auch gab es für alle neue Kleidung und Schuhe und so sind wir dann „rausgeputzt“ wieder in ein Restaurant der Nangloo-Kette am Arniko Highway losgefahren.

Gegen 15.00 Uhr  sind wir dann alle fix und fertig wieder im Bal Mandir angekommen.

Danach sind Martina, Malika und Claudius nochmals ins CFO-Heim zu Olga gefahren, da wir noch einige Spielsachen gekauft hatten und diese hinbringen wollten. So verbrachten wir noch einen schönen Restnachmittag bei den Kindern im CFO. Danach ist Frau Olga Lasota, die Heimleiterin vom CFO, mit uns ins Hotel, gefahren um mit uns dort gemeinsam einen angenehmen Abend bei regem Gedankenaustausch zu verbringen.

Um 23.45 Uhr fiel Martina dann todmüde ins Bett, nachdem sie alle Fotos des Tages auf den Laptop gezogen hatte. Malika und Claudius schliefen schon tief und fest und Martina machte sich Gedanken, was wohl Manfred und Vijay alles erleben werden. Es waren für Martina die 3 längsten Tage und Nächte voller Sorge, da in Jumla keine Handy’s funktionieren und es auch keine Telefone in den Dörfern gibt.

Sonntag, den 04.6.2006
Heute hatten wir einen ruhigen Tag, den wir ganz gelassen angingen. Am Vormittag fuhren wir mit Claudius nach Thamel, um ihm diesen touristisch geprägten Stadtteil zu zeigen. Nachdem wir stundenlang umhergelaufen sind und uns die Beine schon weh taten, fuhren wir mit einer Rikscha in ein Restaurant zum Mittagessen. Den Nachmittag verbrachten wir im Hotelgarten.

Montag, den 05.6.2006
Heute ist der Tag der „Mitbringsel“. Es ist Großeinkauf, zumindest bei Claudius, angesagt. Malika wollte einen neuen Kuttasural und ich sollte mir einen Sari kaufen. Das war dann doch nichts für mich, denn die 5,20 m Stoff müssen ja irgendwie um mich rum gewickelt werden. Nachdem das dann doch nicht so auf Anhieb klappte, habe ich mich für einen Rock mit passendem Oberteil entschieden. Letztendlich hatte Malika das letzte Wort, denn es musste unbedingt etwas mit Glitzer sein. Abends, gegen 20.30 Uhr, war dann endlich Manfred wieder unter uns. Der Rest des Abends war Manfred gewidmet, denn wir waren alle neugierig, was er zu berichten hatte.

Dienstag, den 06.6.2006
Nach ereignisreicher und anstrengender Reise nach Jumla war für Manfred heute Nichtstun und Notizen aufschreiben angesagt. Malika und Martina haben die Kinder im Bal Mandir besucht und die Zeugniskopien der Kinder abgeholt. Claudius war unterwegs mit einer tibetischen Dame, die aus einem alten Adelsgeschlecht stammt. Beide waren unterwegs zu buddhistischen Klöstern. Die Familie der Dame (sie ist ca. 50 Jahre) hat eine größere Teppichmanufaktur in Kathmandu. Sie hat uns empfohlen, dass wir doch mal ein kleines Waisenhaus ganz in der Nähe ihres Wohnhauses besichtigen sollten. Das Kinderheim mit dem Namen „Aishworya Children Home“ liegt in Baluwatar, nicht weit vom Bal Mandir in entfernt. Am späten Nachmittag kamen Prem und Sharda zu Besuch und brachten 500 Reispapierpostkarten mit Weihnachtsmotiven für Frau Dietrich zum mitnehmen. Die Karten wurden von der Shanti Leprahilfe hergestellt.

 

Mittwoch, den 07.6.2006
Nach dem Frühstück, Abholung durch Vijay und kurzer Besuch bei Vijay’s Frau Santi, die mit einer Partnerin zusammen ein Geschäft und eine kleine Factory für Handarbeitsartikel betreibt. Ziel ist es, für Jugendliche nach Schulabschluss Ausbildungsplätze und Beschäftigungsmöglichkeiten zu finden. Danach sind wir sofort ins Bal Mandir gefahren, um in der Buchhaltung die Halbjahresabrechnung für die Kinder vorzunehmen (ca. 3.600 EUR) sowie einige Detailfragen zu klären. Danach waren wir zum Lunch mit Rabin, einem leitenden Mitarbeiter des Bal Mandir, im Mike’s Breakfast verabredet. Trotz einiger neuer  Informationen bleiben bezüglich bestimmter Abläufe im Bal Mandir immer wieder Fragen offen.

Danach besuchten wir die „Baba Boarding School“. Die Schule mit Hostel gehört nicht zu der obersten Spitze, hat aber einen guten Ruf und macht einen sauberen und kompetenten Eindruck. Die Schule geht bis Klasse 10 + 2 und kostet im Jahr ca. 1.100 EUR. Anschließend sind wir dann noch schnell nach Nakhu zu Sr. Deepa zur Scheckübergabe (ca. 1.000 EUR) für Schul- / Kinderkleidung / Bibliothek gefahren. Bei  dieser Gelegenheit haben wir nochmals über ihre weiteren Planungen gesprochen. Auf dem Weg dorthin Staus und Hupkonzerte ohne Ende.

 

Donnerstag, den 08.6.2006
Morgens um 8.45 Uhr waren wir mit der tibetischen Dame in Naxal verabredet, um nun gemeinsam zu dem Kinderheim „Aishworya Children Home“ zu fahren. Das Heim trägt den Namen der 2001 ermordeten Königin. Bis heute gibt der damalige Mord an der gesamten Königsfamilie noch viele Rätsel mit Gerüchten und Spekulationen auf. Die nepalesische NGO „Aishworya Children Home“ wurde im Oktober 2005 gegründet und liegt in den Händen der Familie Ghimire insbesondere bei Mutter Nirmala und Tochter Primala (27 Jahre). Neben Primala gibt es noch die Tochter Pritti (25 Jahre), die mit einem Nepali verheiratet ist. Beide leben in Hongkong und arbeiten dort in einem Restaurant. Pritti zahlt die Miete für das Haus /Heim mit ca. 130 EUR mtl., Sohn Pramod, 18 Jahre, ist mit der Schule fertig und will nun Business studieren. Der Vater ist selbständig und hat ein kleines Geschäft als Elektronikmechaniker (Air-condition).In beengten Verhältnissen sind 22 Jungen zwischen 4-12 Jahren und 11 Mädchen zwischen 4–8 Jahren untergebracht. Uns liegt eine detaillierte Aufstellung der mtl. Kosten mit 97.300 NRs (ca. 1.100 EUR) vor. Die 3-4 Mitarbeiterinnen bekommen kein Geld, weil sie Kost und Unterkunft im Heim frei haben. Die Heimkinder kommen meist aus Ostnepal. Ein 14-jähriger Junge ist vor kurzem von einer tibetischen Familie, die in Nepal lebt, adoptiert worden. Das Heim lebt aber nicht von Adoptionen und sie haben dafür auch keine Aktivitäten. Die Kinder gehen ein paar wenige Minuten zu Fuß, auf einem sicheren Weg, in die „Unayan Sikshya Sadan“, English Boarding School. Die Schule geht derzeit bis zur 5. Klasse und hat ca. 200 Schüler. Wir haben die Schule auch kurz besucht. Die Schulleiterin ist eine jüngere Frau. Wir haben einen sehr guten Eindruck von diesem Heim und können von rein sozialen Beweggründen für diese Heimgründung ausgehen. Da ein Teil der Kinder beengt und aneinandergereiht auf dem Boden schlafen, haben wir spontan die Vorabzusage für 5 Doppelstockbetten mit Bettdecken und Kissen gegeben.

Nachrichtlich: die Kostenaufstellung für die Betten mit ca. 370 EUR liegt uns zwischenzeitlich per Mail vor. Vijay und Arun haben zwischenzeitlich das Heim auch besucht und haben ebenfalls einen guten Eindruck mitgenommen. Sie übernehmen in unserem Auftrag die finanzielle Abwicklung dieser überschaubaren Transaktion. Bislang hat die Familie Ghimire aus ihrem persönlichen Umfeld / Nachbarschaft Geld-, Sach- und Nahrungsmittelspenden bekommen. Ausländische Unterstützung gab es bislang noch nicht. Nachdem wir bei der tibetischen Prinzessin noch eine Tasse Tee getrunken haben, sind wir um die Mittagszeit wieder in’s Büro von Vijay und Arun gefahren, um einige administrative Angelegenheiten zu erledigen. Anschließend sind Claudius, Manfred und Vijay nach Bhaktapur gefahren, um dann sofort mit Rabindra Puri in das Newar-Städtchen Panauti zu fahren. Beeindruckend, was Herr Puri auch dort angeleiert hat.

Abends waren wir von Arun und Vijay in das nepalesische Restaurant „Kathmandu Kitchen“ eingeladen. Wir waren mehr oder weniger die einzigen Gäste, es hat aber gut geschmeckt.

 

Freitag, den 09.6.2006
Morgens waren wir gleich nach dem Frühstück nochmals mit Nirmala und Primala Ghimire von dem kleinen Heim bei uns im Hotel verabredet, um noch einige Details zu besprechen. Um die Mittagszeit waren wir dann wieder im Büro von Vijay und Arun verabredet. Prem von Self-Help-Nepal hat seinen Scheck in Höhe von 500 EUR bekommen und dann waren auch schon die Lehrerin Buddha Laxmi mit Junu, ihrer Mutter und den beiden Schwestern da. Die Vereinbarung wurde aufgesetzt und auch gleich unterzeichnet und alle waren glücklich. Wir wünschen Junu von ganzem Herzen, dass sie ihren weiteren Weg machen wird. Anschließend sind Manfred und Vijay zur Besichtigung des SOS Kinderdorfes, zwischen Kathmandu und Bhaktapur gelegen, gefahren. Das SOS Kinderdorf steht dort schon über 20 Jahre und hat ein mustergültiges Konzept. Auf dem Grundstück sind ca. 20 Häuser mit jeweils ca. 10 Kindern, ein großer Fußballplatz in Standardmaß, eine tolle Schule bis SLC und eine Turnhalle/Mehrzweckhalle errichtet. Auf dem Grundstück ist ebenfalls ein Gästehaus sowie ein Haus für pensionierte Hausmütter untergebracht. Es war das Beste was ich in Nepal an Heimen bislang gesehen habe. Die Besichtigung war eine gute Inspiration und Anregung.

Martina hat zwischenzeitlich im Hotel die Koffer für unsere morgige Abreise gepackt. Wir sind mit nicht viel weniger Kilo’s zurückgekommen, da man gerne für jeden nach Deutschland Postbote spielt. Somit waren all unsere Koffer wieder gut voll. Abends haben wir Arun und Vijay mit ihren Familien sowie von der Don Bosco School Pater Vincent, Benjamin und Thomas ins Nangloo-Restaurant eingeladen.

Samstag, den 10.6.2006 / Abreisetag !
Da wir aber erst um 17.30 Uhr das Hotel zum Transfer an den Flughafen verlassen müssen, haben wir noch genügend Zeit.

Spontan wurden wir von Fr. Vincent nach Siddhipur eingeladen, da dort heute ein Schulfest mit Preisverleihung durch einen wichtigen Beamten der Schuladministration stattfand. Nachdem wir offiziell begrüßt worden sind, ging es auch schon los.

Ein sehr schönes Rahmenprogramm mit Tänzen, Volksliedern und kleinen Theaterstücken. Anschließend waren wir nochmals zum Essen bei den Patres eingeladen. Es war wieder köstlich. Es war übrigens das
Beste gewesen, was wir je in Nepal gegessen haben. Typische nepalesische Hausmannskost. Danach schnell wieder zurück ins Hotel, denn die restlichen Stunden vergehen wie im Fluge. Es gab Verzögerung beim Abflug, weil die Tür vom Flugzeug nicht richtig geschlossen werden konnte.

Sonntag, den 11.6.2006
Mit einer kleinen Verspätung kamen wir dann am Sonntag gegen 8.00 Uhr in Frankfurt an. Eine ereignisreiche und mit vielen neuen Erkenntnissen und Informationen gespickte Reise ging zu Ende.

Wir möchten uns auf diesem Wege auch im Namen der Kinder nochmals recht herzlich bei allen Paten und Geldgebern bedanken und hoffen, dass diese kleine Lektüre Ihnen wieder etwas über die Situation der Kinder und die Lage in Nepal vermitteln konnte.

An dieser Stelle möchten wir es nicht versäumen, uns auch recht herzlich bei unseren nepalesischen Freunden Arun, Vijay und ihren Familien zu bedanken, die uns immer mit großem Engagement vor Ort helfen. Sei es beim organisieren, dolmetschen oder anderen Dingen.

Mit einem herzlichen NAMASTE!
Martina und Manfred Brenneisen