Reisebericht Nepal vom 15.-22. Januar 2006

Von Manfred Brenneisen

 

Sonntag, den 15.1.2006
Pünktlich um 14.40 Uhr ging es mit der Qatar Airways von Frankfurt über Doha nach Nepal. Die Zwischenlandung war gegen 23.00 Uhr Ortszeit in Doha. Mit erheblicher Verspätung ging es erst gegen 4.00 Uhr Ortszeit weiter nach Kathmandu. Mit im Flugzeug war auch Familie Klink, die mit ihrer Carmax Stiftung großherzig das Projekt Nepal Matri Griha (Sozialschule und Therapiezentrum) unterstützt haben.

Montag, den 16.1.2006
Leider gab es wegen Nebel eine weitere Verzögerung bei der Landung in Kathmandu. Wir mussten über Kathmandu kreisen. Ein erster Landeversuch, in Höhe von 200-300 m über der Landebahn, wurde mit erneutem Durchstarten abgebrochen. Nach weiterem Kreisen, endlich Landung gegen 13.00 Uhr mit mindestens 4 Stunden Verspätung. Unser Freund Vijay, der mich abholen wollte, war leider nicht da, weil er die Fehlinformation bekommen hatte, dass die Maschine nach Dacca, Bangladesh, umgeleitet wurde. Ich habe mir daher alleine ein Taxi organisiert und bin zum Hotel Annapurna gefahren. Nach kurzem einchecken und frisch machen, konnte ich Vijay über seine Mobilnr. erreichen, und wir sind dann noch für einen kurzen Besuch ins Waisenhaus Bal Mandir gefahren. Begrüßt wurden wir vor Ort von Herrn Rabin Shresta und Herrn Niraula, sowie der Hausmutter vom Bal Mandir, Sabitri Didi. Zwischenzeitlich konnte ich auch Frau Maria Große und Frau Brigitte Path treffen, die seit über einer Woche schon in Nepal sind. Auch einige Patenkinder haben schon auf uns gewartet. Anschließend Rückfahrt zu meinem Hotel und noch ein gemeinsames kurzes Abendessen mit Brigitte und Maria.

Dienstag, den 17.1.2006
An diesem Morgen waren wir zur Einweihung der neuen Sozialschule mit angeschlossenem Therapiezentrum von Nepal Matri Griha eingeladen. Die gesamte Anlage ist fertiggestellt, trotz noch kleiner
Schwierigkeiten in den letzen Wochen. Ein Kompliment an BONO-Direkthilfe, speziell Herrn Gereon Wagener, für den unermüdlichen Einsatz und das Organisationsmanagement. Alles sieht tipptopp aus.
Die Schulmöbel, die wir gespendet haben, sind einwandfrei und in guter Qualität. Wir können stolz darauf sein, dass wir hiermit einen Beitrag zur Finanzierung des Gesamtprojektes beitragen konnten. Die Schlussrechnung weißt übrigens mit ca. 15.295 EUR, gegenüber dem ursprünglichen Budget von ca. 17.016 EUR eine deutliche Einsparung aus. Das Gesamtprojekt Sozialschule und Therapiezentrum für über 300 Schüler und ca. 100 Kindern, die im Therapie-Zentrum behandelt werden können, hat ca. 375.000 EUR gekostet. Zur Einweihung gab es ein sehr schönes, durch die Kinder durchgeführtes Tanz- und Gesangsprogramm. Für die besten Schüler wurden Preise verteilt. Ich durfte auch mit anderen Sponsoren zur persönlichen Verteilung der Preise auf die Bühne; es war eine riesige Freude für die Kinder. Die Website von Nepal Matri Griha ist www.nepalmatrigriha.org.

An dieser Stelle möchten wir uns auch nochmals ausdrücklich bei allen Sponsoren / Spendern, die dieses Projekt unterstützt haben, recht herzlich auch im Namen der Kinder bedanken.

Auf der Einweihung hatte ich auch ein kurzes Gespräch mit zwei katholischen Ordensschwestern (Schwester Deepa und Schwester Alice) beide aus Indien, die noch mit anderen Schwestern ein kleines Hospiz in Nakhu südwestlich von Patan, außerhalb der großen Umgehungsstraße „Ringroad“, betreuen. Mich hat die Herzlichkeit der beiden Schwestern sehr berührt. Wir haben vor, sie bei unserem nächsten geplanten Besuch im Mai 2006 zu besuchen.  Nach einem kurzen Happen im Stehen ging es dann weiter nach Patan zur Blindenschule, wo wir um 15.00 Uhr mit der Schuldirektorin und der Lehrerin Buddha Laxmi verabredet waren. Wir haben uns entschlossen, der Bitte der Schule nachzukommen, eine zweite Blindenschreibmaschine und weitere Utensilien im Gesamtwert von ca. 800 EUR zu sponsern. Ein blindes Mädchen und ein Junge machen jetzt nach der 10. Klasse das SLC (School Leaving Certificate, nepalische mittlere Reife) und wir glauben, dass es die beiden auch schaffen werden. Während unseres Besuches hat sich das Mädchen zu Wort gemeldet und uns gefragt, ob es eine Möglichkeit gibt, sie auch nach der Schule weiter zu unterstützen. Eine gute Frage! Darauf konnten wir im Moment nur antworten, dass wir daran arbeiten. Abends um 19.00 Uhr waren alle Unterstützer von Nepal Matri Griha und dem Maiti Nepal ins Hotel Mandap nach Thamel (touristisches Viertel von Kathmandu) eingeladen. Ein schöner Abend mit manchen interessanten Gesprächen.
Leider war das um ca. 21.00 Uhr vorbei. Warum? Dazu muss ich an dieser Stelle ein paar Bemerkungen zu der derzeitigen politischen Situation in Nepal machen. Seit der Machtübernahme des Königs ist das Chaos nur noch schlimmer geworden. Die Parteien untereinander sind zerstritten; teilweise soll es sogar Allianzen mit den maoistischen Rebellen geben. Auf der anderen Seite, der autokratisch regierende König mit seinem Machtapparat und dem hinter ihm stehenden Militär. Folgen: Stillstand in allen wichtigen Dingen, ständig Streiks und Demonstrationen, und heute Abend, Ausgangssperre ab 22.00 Uhr! Ich konnte um 21.15 Uhr kein Taxi mehr bekommen. Der Hotelchef hat mich daher freundlicherweise mit seinem Motorrad ins Hotel gefahren; ich natürlich mit Helm. Vorsichtshalber habe ich mir hinterher noch die Haare mit Läuseshampoo gewaschen, denn ich hatte das Gefühl, dass am Kopf etwas juckt.

Mittwoch, den 18.1.2006
Heute war ich mit Vijay zu einer Tour außerhalb von Kathmandu unterwegs. Zuerst waren wir um 9.45 Uhr in Siddhipur, kurz vor dem größeren Ort Lubhu und knapp einer Stunde Fahrt mit dem Salesianer-Pater Vincent, der aus Calkutta stammt, verabredet. Der katholische Salesianerorden Don Bosco arbeitet weltweit in der Jungendarbeit. Allein in Indien betreuen sie 372 soziale Einrichtungen. In Nepal sind es derzeit 4 Einrichtungen, eine 5. Niederlassung in Biratnagar ist im Aufbau. Dazu kommen noch zwei Wirkungsstätten der Salesianerschwestern. Die Don Bosco Niederlasssungen in Nepal gehören zur Salesianischen „Provinz“ Indien / Calkutta. Im Kathmandutal werden derzeit zwei Einrichtungen (Siddhipur / Lubhu und Thecho) betreut. Drei weitere in Dahran, Sirsia und Biratnagar im Südosten von Nepal an der Grenze zu Indien. Im Kathmandutal arbeiten derzeit 4 Salesianer, 19 Lehrer und 1 Computerlehrer. Die Lehrer sind alle Nepalesen. In den anderen Standorten sind es derzeit weitere 4 Salesianer und mehrere Lehrer. Die Don Bosco Aktivitäten in Nepal werden über zwei registrierte nepalesische NGO’s organisiert. Im Kathmandutal ist es die Don Bosco Society. Finanziert wurden die Aktivitäten bislang durch den Orden selbst, anderen katholischen Sozialorganisationen, u.a. JUGEND EINE WELT – Wien – www.jugendeinewelt.at und im bedeutenden Umfang, Nepalhilfe Beilngries / Bayern.
Die Don Bosco Aktivitäten haben auf der ganzen Welt, und inzwischen auch in Nepal, einen sehr guten Ruf. Zwischenzeitlich gibt es in Kathmandu auch Schulen, die mit „Don Bosco School“ werben, mit denen die Salesianer allerdings nichts zu tun haben. Der Name ist nicht geschützt. Aber wie heißt es so schön im übertragenen Sinne: „Wo Don Bosco darauf steht, muss Don Bosco nicht drin sein“. Eine derartige Schule habe ich selbst in unmittelbarer Nähe des CFO Heimes von Frau Dr. Olga Lasota gesehen.
Erwähnt werden sollte noch, dass Nepal weltweit der einzige Staat ist, der den Hinduismus zur Staatsreligion erklärt hat. Es herrscht zwar Religionsfreiheit, öffentliche Missionstätigkeit und religiöse Propaganda ist aber nicht erlaubt. Daran halten sich auch die Salesianer. Nachfolgend einige Informationen zu den Don Bosco Aktivitäten:

Don Bosco School Siddhipur:
In einem 3-stöckigen Gebäude, dass 1999 in Bezug genommen wurde, werden derzeit insgesamt 348 Kinder unterricht (35 Katholiken von insgesamt 65 Christen). Dazu kommen noch ca. 70 Computerkursteilnehmer pro Jahr.  Unterrichtet wird in einer englischsprachigen und in einer Nepali-Mittelschule. In der Nepali Medium School werden 160 Jungen und Mädchen unterrichtet, wobei für die ärmsten Kinder (ca. 60%) aus der unmittelbaren und weiteren Umgebung dies kostenlos geschieht. In der English Medium School werden derzeit 188 Jungen und Mädchen unterrichtet, für das teilweise Schulgeld (ca. 5 EUR mtl.) erhoben wird, wobei auch in dieser Schule ca. 40% der Kinder kein Schulgeld bezahlen. In dem hauseigenen Internat sind 27 Jungen aus der weiteren Umgebung, hauptsächlich Tamang aus Tipling, untergebracht. Diese Schüler sind zum Teil 3 Tage zu Fuß unterwegs, um in ihr Dorf zu gelangen.

Die Nepali Medium School führt derzeit bis zur 10. Klasse (SLC). Für schulfremde Personen werden laufend 3 bis 6-monatige Computerkurse abgehalten (max. 24 Teilnehmer). Die Kursgebühren betragen ca. 3 EUR.
In Siddhipur ist ein weiterer Ausbau mit einem 3-stöckigen Gebäude auf einem bereits dazu gekauften, angrenzenden Grundstück, geplant. In der Endausbaustufe sollen insgesamt ca. 1.250 Schüler aufgenommen werden. Die Nepali Medium School soll dann von der 6.-12. Schulstufe und die English Medium School, vom Kindergarten (ab 4 Jahre) bis zur 12. Schulstufe führen.
Die Kosten für den Schulausbau in Siddhipur betragen für die nächsten 36 Monate ca. 375.000 EUR, je Stockwerk 125.000 EUR. Für die Einrichtung kommen nochmals weitere ca. 50.000 EUR dazu. Finanzierungszusagen für den Neubau liegen von „Nepalhilfe Beilngries“ und „Missionsprokur“ Turin (je 1 Etage) vor. Für die 3. Etage und die Einrichtung werden noch dringend Sponsoren gesucht. Beginnen will man mit dem Erdgeschoß noch im Frühjahr 2006. Das Erdgeschoß wird dringend bis Anfang 2007 benötigt. Mit dem Gesamtbau wollen Sie nach Möglichkeit bis Ende 2007 fertig werden.

Hier sind also noch dringend finanzielle Unterstützungsmittel erforderlich, da der Orden dies alleine nicht stemmen kann. Ich habe zugesagt, dass wir prüfen werden, inwieweit wir im Rahmen unserer Möglichkeiten helfen können. Weiterhin werden wir auch andere Organisationen und Stiftungen mit der Bitte um Unterstützung ansprechen.
Vorbehaltlich der Zustimmung durch den Gesamtvorstand und der Mitgliederversammlung unseres Vereins, habe ich für Maßnahmen unsere Unterstützung zugesagt.

Thecho:
Anschließend sind wir mit Pater Vincent nach Thecho gefahren, das im Süden von Kathmandu / Patan liegt. Man braucht von der Ringroad aus dann noch ca. eine halbe Stunde. Thecho liegt genauso wie Siddhipur in einer ländlich sehr armen Gegend. Die Salesianer konnten im Jahr 2000 ein sehr großes Gelände einer ehemaligen Hühnerfarm kaufen. Erwähnenswert sind die 5 Wasserstellen und ein 80.000 Liter-Tank, der die Wasserversorgung auch in der regenarmen Zeit von November bis März für dieses zukünftige Objekt sicherstellen soll. Als Bestand gibt es auf dem Grundstück ein zweistöckiges Wohnhaus des ehemaligen Besitzers der Hühnerfarm, das derzeit u. a. von Pater Vincent und George, sowie für Gäste benutzt wird. Weiterhin besteht ein 1-stöckiges 5 x 20 m großes Gebäude an der Grundstückseinfahrt, sowie ein kleines Nebengebäude. Im länglichen Gebäude wird für derzeit 60 Kinder Förderunterricht angeboten. Es werden hauptsächlich Hausaufgabenübungen gemacht. Dies ist notwendig, da die meisten Eltern durch ihren Bildungsstandart ihren Kindern keine Hilfestellungen geben können und oftmals zu Hause klein Platz und kein Strom zur Verfügung steht. Ebenso werden 3-monatige Basis-Computerkurse an Work-Stationen angeboten. In dem Nebengebäude ist eine kleine Schweißerei eingerichtet.

Folgendes ist für die Zukunft, nach Verbesserung und besseren Einschätzung der politischen Lage geplant:

Englisch-Medium School für Jungen und Mädchen vom Kindergarten bis zur 12. Schulstufe im Alter von 4 – 18 Jahren.
Ein viertel der Plätze sollen Stipendiumplätze für begabte Kinder aus armen Schichten werden. Mit dem Schulgeld der anderen Schüler sollen zum Teil die laufenden Kosten der anderen Aktivitäten finanziert werden.

Vocational Training Institut / Technische Schule:
Es gibt im ganzen Großraum von Kathmandu nur eine einzige technische Schule. Sie soll nur im eingeschränkten Maße funktionieren . Sie ist in staatlicher Hand und wurde von US AID finanziert.Die Lehrinhalte der geplanten technischen Schule in Thecho sollen sein:
Formale Ausbildung: Computer (Hard- und Software), Hotelmanagement, Büromanagement,Elektronik, Modedesign und Bekleidung.
Non-Formale Ausbildung: Schweißen (Metallhandwerk), Reparatur von Hausgeräten, Haus-elektrik, Stricken, Sticken etc.
Das Ausbildungszentrum soll die Altersgruppe 15-25 Jahre umfassen.

Internate: Jungen- und Mädcheninternat mit je max. 100 Jugendlichen.
Das Mädcheninternat wird durch die unmittelbare Niederlassung der Don Bosco Schwestern ermöglicht. Geplant ist die Schule für 1.300 Schüler und das Vocational Training Institut für 270 Auszubildende pro Jahr.

Die Gesamtfinanzierung dieses großen Projektes mit über 2 Mio. EUR für einen Zeitraum von 5 Jahren wird derzeit sondiert. Die Finanzierung des Mädcheninternates wurde bereits von der Nepalhilfe Beilngries / Deutschland grundsätzlich zugesagt. Insgesamt liegen bereits für knapp der Hälfte des Gesamtbudgets Zusagen vor. Durch die aktuelle politische Situation will man allerdings das Projekt Thecho im Moment noch schieben.

Fazit zu den Don Bosco Aktivitäten:
Die Aktivitäten und die Planungen machen auf mich einen sehr soliden und durchdachten Gesamteindruck. Wir empfehlen von vollem Herzen diese Aktivitäten zu unterstützen.
Nachmittags sind wir von Thecho noch nach Chapagaon, nochmals ca. 1 /2 Stunde Fahrt in Richtung Süden, gefahren. Wir waren dort mit Herrn Dikendra Dahkal und Herrn Achyut Prasad Paudel von der Shangrila Association verabredet. Diese nepalesische Non Goverment Organisation (NGO) stellt die Administration der von Govinda Entwicklungshilfe e.V. Aalen, logistisch und finanziell getragen Projekte.

Govinda Aktivitäten:
Besichtigt haben wir die Shangrila International School (SIS) und das Shangrila Orphunage Home (SOH) Waisenhaus. Kennengelernt haben wir an diesem Nachmittag auch zwei deutsche Volontäre; Marion, die im Waisenhaus arbeitet und Karsten, der gerade mit den PC’s zu tun hatte. Toll, dass es diese jungen Leute noch gibt, die sich in einem Entwicklungsland sozial engagieren! Die 2002 gegründete SIS schult derzeit über 500 Kinder bis zur 8. Klasse. 40 Angestellte realisieren die täglichen Unterrichte und Aktivitäten. 164 Kinder aus armen Familien bzw. Waisen zahlen keine Schulgebühren, die sonst zwischen mtl. ca. 4-7 EUR
betragen. Schrittweise ist der Ausbau bis zur 10. Klasse (SLC) vorgesehen. Parallel ab der 6. Klasse wird im Shangrila Vocational Training Center eine handwerkliche Berufsvorbereitung angeboten und zwar in den Modulen Holzverarbeitung, Töpfern, Landwirtschaft und Hauswirtschaft. In max. 1 km Luftlinie liegt das landschaftlich reizvoll eingebettete Waisenhaus SOH, das Ende 2001 fertiggestellt wurde. Das Grundstück hat ca. 9.000 qm. Das SOS bietet Platz für ca.50 Kinder. Beeindruckend war das große, auch landwirtschaftlich genutzte, Grundstück, was zu einem hohen Selbstversorgungsgrad führt. Zwei propper aussehende Milchkühe und Federvieh ergänzen die Selbstversorgung. Mit der Solaranlage für Warmwasser und der im Bau befindlichen Biogas-Anlage macht diese Anlage einen gut durchdachten Eindruck.

Für beide Projekte kann man Govinda nur gratulieren. Mit Interesse haben wir uns im Vorfeld schon mit einem Entwicklungsprojekt in der Provinzstadt Jumla, in der im Westen gelegen Karnali-Zone beschäftigt. Diese Region ist die ländlichste und unterentwickelste Zone in Nepal. Reich an natürlichen Resourcen ist sie vom Rest des Landes, Transport – und Informationsmitteln, medizinischer Versorgung und entwicklungspolitischen Aktivitäten, abgeschnitten. Die Unterernährung von 74 % der Kinder unterstreicht die Nahrungsproblematik signifikant. Das Entwicklungsprojekt plant die nachhaltige Zusammenarbeit mit lokal verankerten Organisationen wie Jumla-District Hospital und Karnali-Technical-School. In Jumla selbst versorgt das District Krankenhaus 86.000 Menschen, wobei 1 Internist der einzige zur Verfügung stehende Arzt ist. Es gibt zwar eine Röntgenassistentin aber kein Röntgengerät, so dass Patienten mit Knochenbrüchen in 3-5 Tagesmärschen zum nächsten Krankenhaus in den Süden von Nepal nach Nepalgunj gebracht werden müssen. Wenn es irgendwie geht, werde ich im Mai mit Vijay nach Jumla fliegen und mich über weitere Detailsdieses ländlichen Entwicklungsprojekts informieren.

Fazit zu den Govinda-Aktivitäten:
Ein großes Kompliment für diese engagierte und professionelle Arbeit.

 

Abends, um 19.00 Uhr, waren wir mit anderen Personen der Unterstützerorganisationen, von Nepal Matri Griha und Maiti Nepal, vom Deutschen Botschafter in Kathmandu, Herrn Franz Ring und dem nepalesischen Honorarkonsul in Köln, Herrn Ram Thapa, ins Radisson Hotel eingeladen. Es war eine kurze Veranstaltung, denn heute war bereits ab 21.00 Uhr Ausgangssperre, so dass wir kurz nach 20.00 Uhr wieder zurück ins Hotel mußten. Dies ging heute problemlos mit dem Taxi.

Donnerstag, den 19.1.2006
Heute Morgen waren wir zur Einweihung des Sonja Kill Memorial Hospiz in Gokarna, ca. 1 Stunde westlich von Kathmandu, eingeladen.

Träger dieses Hospizes ist Maiti Nepal; vielleicht erinnern sie sich an unsere Ausführungen in unserem letzten Reisebericht vom Mai 2005 über diese bemerkenswerte Organisation. Dieses Hospiz (Sterbekrankenhaus für Kinder und junge Frauen – meistens Aidskranke) liegt in einer schönen und ruhigen Gegend. Wenn der Hintergrund nicht so traurig wäre, könnte man direkt ins Schwärmen kommen. Nach wie vor werden sehr viele Mädchen und junge Frauen nach Indien verschleppt und zur Prostitution gezwungen. Die Rückholung und Reintegration ist die Aufgabe von Maiti Nepal, neben inzwischen vielen weiteren sozialen Engagements. Vielen Mädchen kann jedoch nicht mehr geholfen werden, da die tödliche Krankheit ihren Lauf nimmt. www.maitinepal.org.
Großes Aufgebot war da. Neben der Sozialministerin war auch die königliche Familie durch die Kronprinzessin vertreten. Entsprechend war das Polizei- und Militäraufgebot mit den entsprechenden Sicherheitskontrollen. Dem Hauptsponsor dieses Projektes, Herrn Dr. Winfried Kill und seiner Frau, meine größte Hochachtung für dieses soziale Engagement.

Besprechung mit Frau Reetha Singh, Waisenhaus Bal Mandir, Kathmandu
Nachmittags um 15.00 Uhr waren Vijay und ich mit Frau Reeta Singh, Chairperson der Bal Mandir Organisation, verabredet. Brigitte und Maria waren zwischenzeitlich damit beschäftigt, Berge von Paketen mit Kleidungsstücken für die Kinder aus ihrem Hotel ins Bal Mandir zu schaffen und zu verteilen. Mit Frau Singh wurden folgende Dinge besprochen. Wir gaben die Zusage, dass wir für weitere 7 Kinder die Schulpatenschaft übernehmen werden. Maria und Brigitte haben schon vorher mit Vijay die Akten der Kinder studiert. Insgesamt sind es nun 47 Kinder im Bal Mandir. Wir erklärten aber auch, dass wir keine  weiteren Schulpatenschaften im Bal Mandir übernehmen können, weil wir ansonsten den persönlichen Kontakt zu den Kindern verlieren würden. Wir wären aber bereit, im überschaubaren Rahmen, Einzelprojekte zu fördern bzw. mitzufinanzieren. So wurde uns aktuell ein Spielplatzprojekt anhand von Plänen erläutert. Das entsprechende Budget bekommen wir noch zugemailt. Grundsätzlich sind wir bereit, nach Überprüfung der Informationen für dieses Projekt, einen Zuschuss zu leisten. Weiterhin wurde die personelle und organisatorische Struktur des Bal Mandir besprochen und wer konkret unser Ansprechpartner ist. Darüber hinaus erklärten wir auch, dass wir nur Kinder fördern können, mit denen wir auch persönlichen Kontakt halten können, d.h. die Kinder müssen in Heimen im Kathmandutal sein, so dass wir auch die Heime besuchen können, oder die Kinder in der Zeit, in der wir da sind, nach Kathmandu gebracht werden, damit sie unsere Ausflüge mitmachen können. Zum Schluss haben wir das Augenproblem des Mädchens Sharmila angesprochen. Hier muss dringend ein erneuter Augenarzttermin gemacht werden. Vijay wird sich darum kümmern.

 

Besuch des Kinderheimes CFO, Dr. Olga Lasota
Nach dem Besuch im Bal Mandir sind Vijay und ich noch spontan zu dem kleinen Heim von Dr. Olga Lasota / CFO weitergefahren. Dieser Besuch war eigentlich für morgen vorgesehen. Aber morgen ist von 8.00 Uhr bis 18.00 Uhr Ausgangssperre und nach 3 Stunden Bewegungsmöglichkeit, wieder ab 21.00 Uhr eine weitere Ausgangssperre für die gesamte Nacht. Ich habe mich offiziell bei Frau Dr. Olga Lasota für die  Aufnahme des Mädchens Burkali bedankt, das Maria und Brigitte mit Hilfe von Vijay in einer Hauruckaktion aus einem äußerst problematischen und undurchsichtigen kleinen Heim herausgeholt haben und im CFO unterbringen konnten. Der „Heimleiter“ dieses obskuren Heimes wird zwischenzeitlich auch polizeilich gesucht.

Im Heim von CFO wurden wir natürlich auch von den Kindern freudig begrüßt, insbesondere das Wiedersehen mit Samikshya, dem Patenkind von Martina und Manfred Brenneisen, mit ihrem verschmitzten Lächeln war rührend. Auch das CFO quillt jetzt, mit zwischenzeitlich 50 Kindern, aus allen Nähten. Im Garten sind zusätzliche Toiletten und Duschen geplant. Wir haben grundsätzlich nach Überprüfung der Pläne und des Budgets eine Unterstützung zugesagt.

 

Freitag, den 20.1.2006
Wie bereits erwähnt, war von 8.00 bis 18.00 Uhr Ausgangssperre. Ich habe die Zeit genutzt, um bei herrlichem Sonnenschein und Temperaturen von über 20 Grad, im Hotelgarten meinen Reisebericht anzufangen und einige Projektunterlagen zu studieren. Abends, kurz nach 18.00 Uhr, bin ich 20 Minuten zu Fuß nach Thamel marschiert. Ich war im Tibet-Guest-House mit Maria und Brigitte zum Abendessen und  Informationsaustausch verabredet. Leider war auch noch ca. 1 ½ Stunden Stromausfall. Im Dunkeln konnte man nur durch das Licht der wenigen Taxis den Weg zum Hotel finden. Um 20.15 Uhr ging es dann mit dem Taxi zurück ins Hotel. Heute war der 3-fache Taxi Preis angesagt, ca. 2,20 EUR, ansonsten ca. 0,70 EUR. Ab 21.00 Uhr war dann wieder Ausgangssperre.

 

Samstag, den 21.1.2006
Die Zeit läuft einem davon. Ein schöner Tag ohne Ausgangssperre und ein traumhafter Blick auf die schneebedeckten Berge des Himalaya. Ich war am Vormittag nochmals mit Pater Vincent und Pater George in Thecho verabredet. Anwesend war auch Herr Hannes Velik von JUGEND EINE WELT, die weltweit Unterstützungsmaßnahmen für Don Bosco Aktivitäten koordienieren. Besprochen wurden Projektdetails zu Siddhipur und Thecho (Pläne, Budgets, Zeitplan und bisherige Refinanzierungszusagen). Mitgegeben wurden mir mustergültig zusammengestellte Projektunterlagen.Anschließend ging es zurück ins Hotel. Packen, auschecken usw. Abschließende Besprechung mit Brigitte, Maria und Vijay. Danach Transfer zum Flughafen.
Kurz nach 20.00 Uhr ging es dann von Kathmandu über Doha zurück nach Frankfurt.

 

Sonntag, den 22.1.2006
Mit ca. einer Stunde Verspätung konnte ich gegen 8.00 Uhr in Frankfurt landen.

Gesamt-Fazit:
Eine spannende, mit vielen interessanten Eindrücken gespickte Reise ging zu Ende. Brigitte und Maria sind auch wohlbehalten am Freitag, den 27.01.2006 wieder in Hamburg gelandet.

Die nächste Reise der Familie Brenneisen ist für den Mai 2006 geplant.

 

 

Manfred Brenneisen