Reisebericht Mai 2005

Von Martina und Manfred Brenneisen

 

Freitag, den 13.5.2005
Pünktlich um 22.30 Uhr ging es mit der Quatar Airways von Frankfurt, mit einer Zwischenlandung am frühen Morgen in Doha / Quatar, nach Nepal los. Beinahe hätten wir unserer Weiterflug von Doha nach Kathmandu verpasst, weil es in der Lounge so gemütlich war.

Samstag, den 14.5.2005
In Kathmandu sind wir nach einem ruhigen Flug pünktlich um 15.45 Uhr / Ortszeit gelandet. Aus dem Bauch der großen Airbusmaschine kamen Unmengen Gepäck von Nepali’s, die in Doha zugestiegen waren. Unser Gepäck kam sehr spät, und wir mussten fast eine Stunde warten. Während des Fluges haben wir Herrn Dr. Winfried Kill und seine Frau, die großartiges mit ihrer Stiftung geleistet haben, kennengelernt. Eines der Unterstützungsprojekte in Nepal ist das „Maiti“; das sich für die Rückholung und Reintegration von zur Prostitution gezwungenen Kindern einsetzt. Sein nächstes Projekt ist ein Sterbehospiz in Kathmandu für an Aids erkrankte Kinder und Jungendliche. Draußen vor der Flughafenhalle, nach unproblematischer Zoll- und Passkontrolle, wurden wir zu unserer großen Freude von Vijay und Arun begrüßt und ins Hotel YAK & YETI begleitet. Zur Information: Unsere nepalesischen Freunde Vijay und Arun, die beide sehr gut die deutsche Sprache beherrschen und hauptberuflich ein Reisebüro betreiben, helfen uns vor Ort. Ohne ihre Hilfe wären wir bei weitem nicht so effizient. In der Hotellobby haben wir mit Arun und Vijay die ersten Informationen ausgetauscht, und dann geschah etwas Unfassbares! Ein Hotelmitarbeiter kam zu uns und fragte, ob wir einen Koffer auf dem Gepäckband im Flughafen hätten stehen lassen? Und tatsächlich es war so! Eigentlich kein Wunder, bei 4 Handgepäckstücken und noch weiteren 6 Koffern / großen Taschen (insgesamt über 100 kg) den Überblick zu behalten.

Sonntag, den 15.5.05

Gut ausgeschlafen ging es am nächsten Morgen mit Vijay ins Bal Mandir.

Einige Kinder haben uns schon sehnsüchtig erwartet. Vor dem Gebäude stand urplötzlich ein Empfangkomitee
von gut 25 Kindern. Die Mitbringsel und Geschenke von einem Teil der Pateneltern, Malika’s seit Wochen vorbereiteten Bildern für ihre Freundinnen im Heim zu verteilen und die ersten Fotos von den Kindern zu machen, brauchten Zeit. Beim gemeinsamen Lunch in dem nahe gelegenen Gartenrestaurant „Mike’s“ konnten wir uns einen ersten Eindruck von den zwei Schwestern, Neera / 16 Jahre und Geeta / 18 Jahre, machen. Sie leben seit ca. 13 Jahren im Bal Mandir und haben es mit guten schulischen Leistungen zum nepalesischen Abitur (10 + 2 Klassen) bzw. Neera zum SLC (School Learning Certificate mit 10 Klassen) geschafft. Hier geht es nun darum, einen Ausbildungsplatz, für Neera im Gesundheitswesen und für Geeta einen Studienplatz im Touristik / Hotelmanagement, zu finden. Neben unseren bereits 33 Patenkindern haben wir für weitere 11 Patenkinder die ersten Informationen besorgt und dann war es plötzlich schon nach 18.00 Uhr, also Zeit, aufzubrechen. Nach dem Essen duschen (zur Vorbeugung Läuseshampoo!), Bilder elektronisch archivieren, das Tagebuch anfangen (das Everest Bier hat gut dazu geschmeckt) und Licht aus.

Montag, den 16. Mai 2005
Heute hatten wir ein strammes Programm, denn es waren die Details aus den Akten der Kinder zusammenzuschreiben. Man würde in Deutschland zwar sagen, das kann ja für die ca. 11 Akten nicht eine Ewigkeit dauern, aber in Nepal sieht die Aktenorganisation etwas anders aus. Jedenfalls saßen wir für die paar Akten ca. 4 Stunden, und da waren wir schon schnell. Wir haben bis heute noch nicht das System dieser „Ordnung“ durchschaut. Jedenfalls waren wir erfolgreich, und das ist die Hauptsache.
Am Nachmittag hatten wir dann einen Termin mit der obersten Person vom Bal Mandir, Frau Reeta Singh Baidya und dem wichtigsten Mann vom Office, Herrn Dangol. Man hat sich bei uns für die große Hilfe bedankt, die wir in der kurzen Zeit, seit dem Bestehen unseres Vereins, geleistet haben.  Ebenso haben wir um weitere Details gebeten, wie wir konkret bei Einzelprojekten helfen könnten. Man wird uns eine Liste mit den entsprechenden Vorschlägen und Kosten zukommen lassen, damit wir sie bei unserem nächsten Meeting mit Frau Singh besprechen können. Mit dem Erfolg des heutigen Tages waren wir sehr zufrieden.

Zwischendurch wurden wir natürlich wieder von den Kindern umlagert und die Kinder haben uns dabei die ersten kleinen Wünsche mitgeteilt, angefangen von Fußballschuhen, Puppen bis hin zu Jeans und T-Shirts. Am Freitag haben wir vor, für die über 40 Kinder die Kleidung einzukaufen. Da brauchen wir gute Nerven, um für all die aufgeregten Kleinen das Richtige zu finden. Außerdem haben wir heute noch ein weiteres Babyzimmer im Bal Mandir entdeckt, welches wir noch gar nicht kannten. Dort liegen die ganz Kleinen. Das jüngste war gerade mal 5 Tage alt, man hatte es ausgesetzt; glücklicherweise ist es noch rechtzeitig ins Bal Mandir gebracht worden. Es ist furchtbar, wenn man das alles sieht und manchmal muss man sich vor den Kindern beherrschen, um nicht in Tränen auszubrechen. Vor allem, wenn man die Kinder auf dem Arm hat und sie einem mit großen Augen anlächeln. Am liebsten würde man sie alle mitnehmen, aber das geht leider nicht, und daher ist es um so wichtiger, dass den Kindern in ihrem Heimatland geholfen wird. Heute haben wir auch wieder 3 größere Mädchen im Heim kennengelernt, die das SLC (School Leaving Certificate / vergleichbar mit dem Realschulabschluss) geschafft haben. Vor diesen Kindern haben wir großen Respekt, dass sie es trotz ihrer Situation so weit geschafft haben. Bildung ist in diesem Land für die Menschen das Wichtigste und es bestätigt uns, dass wir mit unserem Verein auf dem richtigen Weg sind.

Dienstag, den 17.5.2005
Heute hatten wir drei ganz unterschiedliche Aktivitäten auf dem Programm. Am Vormittag waren wir mit Herrn Dr. Kill und seiner Frau verabredet, um nähere Informationen über das von ihm sehr umfangreich unterstützte Projekt „Maiti“ zu erfahren. Treffpunkt war nach einer nervigen Taxifahrt, es gab das übliche Verkehrschaos (in diesem Fall wegen Straßen-/ Kanalarbeiten), das in Newarstil rekonstruierte Hotel Dwarika’s. Es liegt ganz in der Nähe von Pashupatinath, der wohl wichtigsten Hindutempelanlage mit Verbrennungsstätte. Wiederum nur wenige Minuten entfernt liegt der großzügige Komplex „Maiti“ (Maiti heißt grob übersetzt „Haus der Mutter“). Die nepalesische Gründerin (Maiti wurde im Jahre 1993 gegründet) Frau Anuradha Koirala und Herr Dr. Kill erläuterten uns das Hilfsprojekt und führten uns durch die Gebäudekomplexe. Die schulischen Einrichtungen, die Babystation, Krankenstation sowie die Unterkünfte für die Kinder, verdient unsere größte Hochachtung. Inzwischen ist das Maiti nicht nur ein erfolgreiches Projekt zur Wiedereingliederung von zur Prostitution gezwungener Mädchen, sondern auch eine große Sozialstation für alle auf der Strecke gebliebenen Mädchen, jungen Frauen und teilweise auch Jungen. Wen es interessiert, nähere Informationen gibt es unter www.maitinepal.org. Ohne die ursprüngliche Initiative von Frau Koirala und der großzügigen finanziellen Hilfe der Familie Kill, wäre dies nicht möglich gewesen.
Am Nachmittag waren wir im Büro von Arun und Vijay verabredet. Zuerst hatten wir eine gern übernommene Aufgabe zu erledigen, nämlich die Übergabe eines Kuverts an eine nepalesische 4 Familie, die von einem deutschen Ehepaar unterstützt wird. Das Ehepaar hat uns auf der Tagung am 30.4./01.05.05 der Deutsch-Nepalische-Gesellschaft in Bonn gebeten, diesen Botengang zu übernehmen.

Etwas komplexer war das nächste Gespräch bezüglich der weiteren Unterstützung für das 8-jährige Mädchen Anu, das insbesondere Maria Große und Brigitte Path schon mehrere Jahre kennen.
Zum Sachverhalt: Der 75-jährige Großvater und auch die Mutter ist plötzlich wieder aufgetaucht. Der Großvater hatte vor kurzem das Mädchen, das in dem kleinen Bal Mandir Heim in Beni untergebracht war, zu sich nach Kathmandu genommen. Beni liegt in einem stark durch Maoisten gefährdeten westlichen Landesteil. Im Frühjahr 2004 gab es bei einem Angriff der Maoisten auf die Polizeistation in Beni viele Tote. Die Polizeistation liegt genau gegenüber von dem kleinen Kinderheim. Glücklicherweise sind durch die Schießereien nur Gebäudeschäden entstanden.
Der Großvater bat um Unterstützung für die Schulausbildung. Nach Abwägung aller Umstände, und da wir eine halbjährliche Kontrollmöglichkeit haben, gaben wir eine Zusage Anu, zu unterstützen.

Nach unserem Treffen ist Martina mit Malika noch ins Bal Mandir gefahren, um die Kinder zu vermessen:

Gesamtlänge, Oberkörperlänge, Beinlänge, Fußlänge. Wir haben es in knapp einer Stunde geschafft, und das bei fast 40 Kindern. Die Kinder wissen schon was es bedeutet, wenn man das Metermaß aus der Tasche zieht; nämlich neue Kleidung und Schuhe. Danach musste Martina den Kindern Deutsch „lernen“ und man brachte ihr etwas Nepali bei. Hinzu kam die alltägliche Fotosession, jeder will ein Foto und man hört immer nur einen Spruch:
„Mim, Mim, Foto, Foto“.

Mittwoch, den 18.5.2005
Heute haben wir die Namuna Maccendra Bording High School in Patan besichtigt. Eine Schule in der auch ca. 32 blinde Kinder mit integriert sind. Es ist nicht zu glauben, mit welch wenigen Unterrichtsutensilien die Kinder zurecht kommen müssen. Für diese Kinder gibt es gerade mal eine einzige Blindenschreibmaschine. Aus Deutschland haben wir den Kindern als Begrüßungsgeschenk ein für Blinde geeignetes „Mensch-Ärgere-Dich-Nicht“ Spiel mitgebracht, sowie eine spezielle Kopier-Plastikfolie, die man in Nepal schlecht besorgen kann. Die Kinder machten uns vor, wie man mit den Blindentafeln schreibt. Es ist beeindruckend und erschreckend zu gleich, wenn man dies alles sieht. Zwei oder drei Kinder sehen noch ein klein wenig. Durch die Mangelerscheinung an „Vitamin E“ etc. erblinden viele Kinder im Laufe der Zeit. Wir sind überzeugt, wenn sehr früh eine bessere medizinische Versorgung da wäre, könnte manchen Kindern bestimmt geholfen werden.
Wir haben beschlossen, 17 Kinder, die aus sehr armen Verhältnissen stammen, zu unterstützen und die Schulgebühren zu übernehmen. Die Schulgebühren betragen insgesamt 51.000 NRs = ca. 627 EUR. Ebenso einige Neuanschaffungen für Hilfsmittel wie z.B. eine weitere Schreibmaschine, Blindentafeln, Folien. Papier, Blindenspiele etc. im Gesamtbetrag von 60.318 NRs = ca. 740 EUR.

Da wir etwas früher als geplant zurück waren, hatte sich Martina kurzerhand entschlossen, noch heute einen Teil der Kinderkleidung einzukaufen. Bis auf die Schuhe hat sie für die ersten 30 Kinder alles bekommen. Für die Mädchen meistens einen Jeansrock oder Jeanshosen mit T-Shirt’s und Unterwäsche und für die Jungs ebenso Jeans, mal kurz mal lang, je nach Wunsch der Kinder und ebenfalls ein T-Shirt nebst Unterwäsche.

Wie ein Packesel beladen kam Martina im Hotel an. An der Rezeption wurde sie etwas merkwürdig mit ihren „tausend“ Tüten angeschaut. Nachdem dann alle Teile in entsprechende mit Namen beschriftete Tüten verteilt waren, haben wir uns heute mal einen gemütlichen Abend in einem Thai-Restaurant in Thamel gegönnt.

Donnerstag, den 19.5.2005
Heute haben wir das Children Day Care Center „Basushashi Bal Vikas Kendra“ (Nepalischer Dichter) in Duwakot, Dorf Sarswatikhel im Kathmandu-Tal besichtigt. Es liegt etwa 10 Km außerhalb von Kathmandu und wir brauchten dafür ca. 1 Stunde. Die Fahrt war ziemlich holprig, da man hier nicht von Straßen sprechen konnte. Die Gründerin dieser Einrichtung ist Frau Sabita Basnyat (60 Jahre) aus Kathmandu. Das Ziel der Einrichtung ist es, dort etwa vierzig 3-5 jährige Kinder in Tagesbetreuung aufzunehmen. Derzeit sind es ca. 16 Kinder. Da in der Landwirtschaft jede Hand 6 gebraucht wird und die Frauen ihren Männern bei der Arbeit helfen müssen, wurde diese Tageseinrichtung für diese Kinder dringend benötigt. Aber auch Handwerker wie Maurer und Tischler des Dorfes, die im Ort keine Arbeit fanden, können dort ihre Kinder unterbringen. Leider fehlt es an den finanziellen Mitteln um eine Kindergärtnerin, die die Kinder auch vorschulisch unterrichten soll, zu beschäftigen.

Wir haben beschlossen, dass wir das Projekt zunächst für 1 Jahr unterstützen werden. Voraussetzung ist jedoch, das die Familien regelmäßig einen kleinen Mindestbeitrag von 50-100 Rupie (0,55 = 1,00 EUR) mtl. bezahlen. Nach der Rückkehr in unser Hotel haben es sich Manfred und Malika am Nachmittag am Pool gemütlich gemacht und Martina ist nochmals losgezogen, um die Schuhe für die Kinder einzukaufen.

Freitag, den 20.05.2005
Vorab eine Info zur Wettersituation. Über das Wetter können wir uns auch heute wieder nicht beklagen. Nachts Abkühlung auf deutlich unter 20 Grad mit meistens kurzen Gewittern. Morgens wieder sonnig und für die Verhältnisse von Kathmandu relativ klar. Gestern haben wir sogar auf der Fahrt nach Duwakot die Kette der schneebedeckten 7.000-er erkennen können. Smoke und Dunstglocke nehmen allerdings bis zur Mittagszeit stark zu. Am Morgen hatten wir eine interessante Verabredung mit einem nepalesischen Geschäftsmann, Herr Sakya, den wir vor ca. 3 Wochen auf der Tagung der Deutsch-Nepalische-Gesellschaft in
Bonn kennengelernt haben. Herrn Sakya gehört u.a. eine Hotelkette, zu der das legendäre Kathmandu-Guest-House gehört. Seine Ansichten über die politische und allgemeine Situation in Nepal waren für uns sehr aufschlussreich.
Anschließend hatten wir uns zu einem Arbeitslunch mit einem Mitarbeiter des Bal Mandir verabredet. Es ging um das Anschieben bestimmter Fördermaßnahmen für das Bal Mandir.
Danach standen wieder die Kinder des Bal Mandir’s auf dem Programm. Die Mädchen Sharmila und Kamala, aus dem 250 km entfernten Heim Beni (minimum 15 Stunden Autofahrt) waren endlich aufgrund unserer Bitten der letzten Monate wieder in Kathmandu. Der notwendige Kontakt zu den Kindern, insbesondere wegen Sharmila’s leichter Sehbehinderung, ist für uns nur in Kathmandu möglich, abgesehen von der prekären Sicherheitslage.
Danach wurden noch einige Kinder für die restlichen Kleidungsstücke / Schuhe vermessen, die Martina dann anschließend im nahe gelegenen Kaufhaus gleich besorgt hat. Die Kinder waren schon sehr aufgeregt, weil morgen unser Ausflug zur Momo-Party stattfindet.

Samstag, den 21.5.2005
In einem Hinduland ist der Samstag ein Sonntag, und deswegen ist heute schulfrei und unser Ausflug angesagt. Insgesamt waren es 45 Kinder, die in den Bus stiegen. Leider waren 4 größere Jungen aus weit entfernten Heimen nicht dabei. Dafür eine paar andere freudestrahlende Kinder, zu denen man auch schon länger Kontakt hat.

Es war wie immer eine große Freude, diese Kinder mit einem NAMASTE! begrüßen zu können; sie haben uns bereits erwartet, denn sie wussten, jetzt kommt die mobile Kleiderkammer.
Martina hatte für alle die Kleiderpäckchen dabei, die mit den Namen der Kinder versehen waren. Der Inhalt in der Regel: neue Schuhe, Hosen, Röcke, T-Shirts und Unterwäsche. Beim Verteilen konnte man sein eigenes Wort nicht verstehen.

Für acht unserer neuen Patenkinder gab es anstatt des Päckchens das Versprechen, verbunden mit der Prozedur des Vermessens, dass die Kleidungsstücke in den nächsten zwei Tagen nachgereicht werden.

Zwischenzeitlich war auch Vijay mit seiner Frau Santi und Tochter Tanu eingetroffen und dann ging es rein in den Bus. Ziel war wieder ein Restaurant der „Nangloo-Kette“ mit dem Maria und Brigitte schon im Januar gute Erfahrungen gemacht haben. Das sehr freundliche und umsichtige Personal besteht überwiegend aus Taubstummen.
Selbstverständlich waren wieder Momo’s (gefüllte Teigtaschen mit Chicken oder Gemüse) und später noch ein Teller mit Spaghetti und Pommes angesagt. Letztere Teller waren sogenannte halbe Portionen. Martina und Manfred konnten nur einen Teil der Momo’s essen und haben dann aufgegeben. Bei den Kindern sah es etwas anders aus.

Ansonsten gab es sehr viel Spaß mit der Spielecke, insbesondere mit der großen Ballkiste, die so richtig zum herumtollen geeignet war. Mit den sonstigen kleinen Spielen und Gesangsvorträgen der Kinder verging die Zeit wie im Fluge. Zur Information: das Essen in guter Qualität mit Softgetränken für insgesamt 45 Kinder und 10 Erwachsene kostete mit Trinkgeld ca. 110 EUR. Also pro Person 2 EUR!


Martina ging danach nochmals ins Kaufhaus, viele Geschäfte waren auch am Samstag geöffnet, um den Kindern noch einige Spielutensilien zu kaufen. Die Buben wünschten sich von Herzen noch einen Fußball und Basketball. Also wurden von jeder Sorte zwei gekauft (da sie im Heim nur einen Fußball besitzen und der hatte nicht einmal Luft drin). Ebenso Badmintonschläger und einige Tischtennisschläger. Die Kinder werden morgen Augen machen!

Sonntag, den 22.5.2005
Am Sonntag, einem fast normalen Werktag in Nepal, verschwand Martina nach dem Frühstück wieder ins nahegelegene Kaufhaus um noch einige Kleinigkeiten für ein anderes Waisenhaus zu besorgen. Manfred und Malika haben es sich an diesem Morgen im Hotelgarten und am Pool gemütlich gemacht. Martina war dann um 10.30 Uhr mit Vijay im Bal Mandir verabredet um noch einige Informationen über die Kinder zusammenzutragen. Am Nachmittag waren wir drei dann mit Frau Dr. Olga Lasota, einer ausgebildeten praktischen Ärztin, die viele Jahre in Österreich und Deutschland gelebt hat, verabredet. In ihrem kleinen
Kinderheim CFO Children’s Future Organization, in einem nördlichen Stadtteil von Kathmandu gelegen, sind derzeit ca. 42 Kinder untergebracht. Das jüngste ist 5 Tage alt und wiegt 2 kg. Mit den 42 Kindern platzt das Heim aus allen Nähten. Es ist ein gepflegtes Kinderheim mit freundlichem Ambiente.

Eine große Freude war es, unser Patenkind Samikshya wieder zu sehen. Samikshya (5 Jahre alt) ist ein ungemein fröhliches Kind trotz ihrer kleinen kaum wahrnehmbaren motorischen Störung. Diesem Mädchen wäre es zu wünschen, Adoptiveltern in Europa zu finden, da dort natürlich die medizinischen- / therapeutischen Möglichkeiten viel besser wären. Allerdings ist zu bedenken, dass sie mit ihrer 2 Jahre älteren Schwester, die ebenfalls mit ihr im CFO lebt, einen sehr robusten kleinen Schutzengel hat.
Mit Frau Dr. Lasota haben wir zwei weitere Schul-Patenschaften für die Kinder des alleinstehenden Hausmädchens des CFO vereinbart. Weiterhin erhielt das CFO eine Einzelspende, die das Heim für viele Notstände gut gebrauchen kann. Bis vor ein bis zwei Jahren konnte das CFO finanziell einigermaßen zurecht kommen, da in der Vergangenheit auch einige Kinder in die Adoption gingen und dabei Gebühren vereinnahmt werden konnten. Die Adoptionsprozesse in Nepal sind wegen der politischen Lage derzeit ziemlich ins Stocken geraten. Man sagte uns allerdings, dass man erwartet, dass es in den nächsten Wochen
wieder weitergehen soll. Dies wäre allen Heimen zu wünschen und auch im CFO warten einige Kinder sehnsüchtig auf ihre neuen Eltern in Europa. Wir wünschen, dem CFO im Interesse der Kinder viel Erfolg bei ihrer weiteren Arbeit.

Montag, den 23.5.2005
Heute haben wir den Tag etwas ruhiger angehen lassen. Manfred und Malika waren wieder am Pool. Martina hat den Vormittag im Zimmer verbracht, da Sie sich den Magen etwas verdorben hatte. Nachmittags ging Martina dann mit Malika nochmals ins Bal Mandir, um die Fußbälle, Basketball etc. und die restlichen Kleidungsstücke abzuliefern. Es war gerade der Haus- und Hoffriseur vom Bal Mandir, um den Kindern wieder mal den Rundumschnitt zu verpassen. Seine Schere sah aus wie unsere Gartenschere.
Am Abend war es für uns eine besondere Freude, als kleines Dankeschön für die hervorragende Unterstützung, Vijay und Arun mit ihren Familien in einem der Nangloo-Restaurants zum Essen einladen zu können. Es war ein angenehmer Ausgang des Tages.

Dienstag, den 24.5.2005
Heute morgen waren mit Herrn Gereon Wagener von der BONO-Direkthilfe e.V. zur Besichtigung und Informationsbeschaffung des Hilfsprojektes „NEPAL MATRI GRIHA (NMG)“ verabredet. BONO koordiniert verschiedene Kinderhilfsprojekte in Nepal. Herrn Wagener hatten wir über den Kontakt zu Herrn Dr. Kill in Zusammenhang mit dem Hilfsprojekt „Maiti“ kennengelernt. Das durch die Gründerin Frau Shobba Rai geführte NMG, einer nepalesischen NGO (Non Gouverment Organization), mit Ursprung im Jahr 2000, kümmert sich um Kinder, die niemanden sonst mehr haben. Hierzu zählen Waisenkinder und Halbwaisen, Behinderte, Missbrauchte und ausgesetzte Kinder. Neben einem Kinderhaus betreibt NMG eine „Integrative Sozialschule“ für Kinder aus den ärmsten Verhältnissen, die zum Teil keine Eltern mehr haben oder deren Eltern nicht in der Lage sind, das Geld für eine Schulausbildung zu zahlen. Mit integriert ist ein Therapie-Zentrum für behinderte Kinder, das im Mai 2003 eröffnet werden konnte.
Zur Zeit besuchen 225 Kinder die kostenfreie Sozialschule, die im April 2004 staatlich anerkannt wurde. Noch befinden sich die Klassen in provisorischen Räumen, von denen keiner auch nur annähernd die Anforderung an einen Klassenraum erfüllt. Mit der großzügigen Unterstützung durch europäische Organisationen, auch hier ist die Familie Kill engagiert, wird derzeit mit 11 Hochdruck an dem Neubau einer Sozialschule zzgl. Therapiezentrum gearbeitet. Einweihung soll im Januar 2006 sein. Die Kosten für die Sozialschule mit 19 Räumen und dem in einem separaten Gebäude untergebrachten Therapiezentrum beläuft sich auf ca. 275.000 EUR. Bei der Schule ist die Finanzierung für die Einrichtung (Möbel etc.) mit insgesamt ca. 18.000 EUR noch offen. Bei 19 Schulräumen entspricht dies pro Raum ca. 950,- EUR.

Ebenfalls noch offen ist, die Finanzierung für die Computereinrichtung etc. mit ca. 14.000 EUR. Diese Ausstattung mit hochwertigen Geräten wie z.B. Compaq, Canon etc. kann in Nepal deutlich günstiger beschafft werden als bei uns. Manfred und Martina haben einen solch positiven Eindruck von NMG, dass wir unserem Gesamtvorstand und Vereinsmitgliedern vorschlagen, die Einrichtung für die Schule mit ca. 18.000 EUR
zu übernehmen. Hierzu suchen wir Sponsoren, die uns mit Einzelspenden unterstützen. Die Computereinrichtung ist derzeit im Rahmen unserer Möglichkeiten nicht finanzierbar, da wir ja noch andere kleinere Projekte unterstützen. Am Nachmittag waren wir mit Arun und Vijay in ihrem Büro verabredet. Drei unterschiedliche Themen standen auf dem Programm.
Zuerst warteten zwei junge Männer auf uns, die ein kleineres Kinderheim betreiben. In diesem Heim ist ein ca. 10 Jahre altes Mädchen untergebracht, das von angeblichen Verwandten vom Bal Mandir in dieses Heim gebracht wurde. Da die Umstände dieses Heimwechsels und auch nicht die Situation dieses neuen Heimes eingeschätzt werden kann, haben wir den zwei Männern keine Unterstützung zusagen können, sie aber gebeten bezüglich des Mädchens mit Arun und Vijay in Kontakt zu bleiben.

Danach hatten wir mit der sehr engagierten und freundlichen Lehrerin Buddha Laxmi, von der öffentlichen Namuna Maccendra Bording High School in Patan, noch einige Details der Unterstützungsmaßnahmen für die 17 blinden Schüler zu besprechen. Morgen sollen die Vereinbarungen unterschrieben werden, und auch die Bezahlung der Gerätschaften in der Schule durch uns erfolgen. Auch bei diesem Projekt sind wir ganz glücklich, weil wir mit überschaubarem Aufwand sehr viel Gutes tun können.
Anschließend war Frau Sabita Basnyat mit drei weiteren Begleitern da. Es ging um die Besprechung einiger letzten Details und dann um die Unterzeichnung der Vereinbarung für das Children’s Day Care Center in Duwakot.
Wir gaben die Zusage für die Finanzierung der Vorschullehrkraft, die auch im Dorf lebt. Sie hat als Qualifikation das nepalesische Abitur 10 + 2 Klassen. Weiterhin wurde durch uns die Übernahme der Mietkosten für zwei Räume plus WC zugesagt. Auch dieses Projekt werden wir mindestens halbjährlich kontrollieren.

Danach stand ein weiterer Termin mit der Familie des Mädchens Anu auf dem Programm. Die Schule in die Anu gehen wird, heißt Skri Chandra Bindu International Boarding School, in Dhapasi (Ward No. 5) Basundhara, nördlich der Stadtgrenze Kathmandu. Wir haben nun die ganze Familie kennengelernt und sie machen auf uns einen ehrlichen Eindruck. Der Großvater hat sich mehrfach nach Unterzeichnung einer kleinen Vereinbarung für die Hilfe bedankt.
Nach Abklärung einiger administrativer Punkte mit Vijay und Arun ging es schnell zurück ins Hotel um sich frisch zu machen, denn abends waren wir von Frau Singh (Chairperson des Bal Mandir, also der obersten Chefin) zum Essen ins Thamel-House, einem im Newarstil errichteten Gebäude eingeladen. Begleitet war Frau Singh von Herrn Dangol. Es war ein angenehmer Abend und von Frau Singh sicher auch als Dankeschön gedacht, für unsere in so kurzer Zeit erbrachten Aktivitäten für das Bal Mandir.

Mittwoch, den 25.5.2005
Recht früh am Morgen hatten wir uns nochmals mit Herrn Wagener von BONO wegen Nepal Matri Ghira zum Arbeitsfrühstück verabredet. Herr Wagener brachte noch einige Unterlagen mit, und wir konnten noch einige Detailfragen besprechen, damit unsere Förderungszusage zeitnah vorbereitet werden kann. Anschließend fuhren wir mit Vijay nach Patan in die Schule mit den blinden Kindern. Auf dem Programm stand die Unterzeichnung der Vereinbarung für die Unterstützung der 17 blinden Schulkinder. Die Blindenschreibmaschine und sonstiges Arbeitsmaterial, das wir zugesagt hatten war auch schon da. Beim Lehrpersonal und bei den Kindern war dies eine große Freude. Nach Übergabe des Schecks, Unterzeichung der Vereinbarung und diverser Gruppenfotos ging es dann anschließend weiter nach Thamel in Kathmandu.

In Thamel waren wir in einem hübsch gelegenen Cafe mit Frau Dr. Olga Lasota und ihrem nepalesischen Partner Ramesh Dhamala, mit dem sie das CFO Childrens Future Organization leitet, zu einem allgemeinen Informationsaustausch verabredet. Anschließend gab es für Manfred und Malika 2-3 Stunden Freizeit am Hotelpool (schon wieder!), während Martina mit den Mädchen Geeta und Neera im Bal Mandir verabredet war. Sie ging mit den beiden ins nahegelegene Kaufhaus um ihnen einige kleine Wünsche wie Schuhe, Jeans, T-Shirts, Schultasche und eine Uhr etc. zu erfüllen.

Am Abend waren wir bei Vijay zu Hause eingeladen. Seine Frau Santi, unterstützt von der ganzen Familie, hatte hervorragende nepalesische Gerichte aufgetischt. Es war für uns eine besondere Ehre und Freude bei einer Nepalfamilie eingeladen zu sein.

Donnerstag, den 26.5.2005
So langsam lässt die Hektik nach. Es sind aber immer noch einige Kleinigkeiten zu erledigen. Zuerst machten wir einem kurzen Ausflug nach Budhanilkantha, ca. 15 km im Norden von Kathmandu, wo ein altes, sowohl von Hindus und Buddhisten gleichermaßen verehrtes altes Heiligtum liegt. Es handelt sich um einen liegenden Vishnu aus Stein, der am Fuße des 2731 m hohen Shivapuri in einem künstlichen Teich liegt.
Die 5 Meter lange, schwarze Steinfigur stammt wahrscheinlich aus dem 7. Jahrhundert. Am Nachmittag ging es wieder zurück nach Kathmandu. Nach Erledigung einiger Bankformalitäten war es ein ruhiger Tagesausflug.

Freitag, den 27.5.2005
Die Stunden fliegen dahin und morgen Abend ist der Rückflug nach Deutschland angesagt. Heute haben wir noch einen halbtägigen Ausflug nach Bodnath gemacht, dem größten Buddhisten Heiligtum in Nepal, mit einer riesigen 800 Jahre alten Stupa. Es ist eines unsere Lieblingsziele im Kathmandu-Tal. Der Turm der Swaayambunath Stupa in Bodnath – mit den allsehenden Augen Buddhas, die in alle Himmelsrichtungen wachen. Nachmittags kurz nochmals zur Bank und dann ins Office von Vijay und Arun zur Erledigung einiger offener Punkte. Anschließend ging es wieder ins Bal Mandir; nach einem kurzen Besuch in der Buchhaltung, stand die Verabschiedung von den Kindern und einigen Mitarbeitern des Heimes auf dem Programm. Abends waren wir dann, sozusagen als Abschlussfeier, zu Arun und seiner Familie eingeladen.
Neben dem guten Essen hatten wir viel Spaß an diesem Abend, bei der selbstverständlich auch Vijay mit seiner Familie anwesend war. Gott sei Dank sprechen Arun und Vijay gut Deutsch, so dass die Verständigung trotz des Durcheinanders von Englisch und Nepali trotzdem klappte.

Samstag, den 28.5.2005
Abreisetag! Nach dem gemütlichen Frühstück und Koffer packen, fuhren Martina und Malika nochmals ins Bal Mandir. Wir konnten gestern nicht alle Kinder antreffen, da sie von der Schule noch nicht zurück waren. Um 17.30 Uhr sind wir dann von Vijay an den Flughafen gebracht worden, wo dann um 20.05 Uhr unser Flieger über Doha / Quatar nach Frankfurt abhob.

Sonntag, den 29.5.2005
Etwas abgeschafft aber dennoch glücklich, weil wir alle unsere Vorhaben in Nepal erledigen konnten, sind wir um 6.10 Uhr pünktlich in Frankfurt gelandet. Jetzt heißt es wieder für die Kinder in Nepal ein gutes halbes Jahr warten, bis der nächste Besuch kommt. Im Januar 2006 werden Frau Path und Frau Große nach Nepal fliegen und wir wieder nächstes Jahr in den Pfingstferien.

Wir möchten uns auf diesem Wege auch im Namen der Kinder nochmals recht herzlich bei allen Paten und Geldgebern bedanken und hoffen, dass diese kleine Lektüre Ihnen etwas über die Situation der Kinder und die Lage in Nepal vermitteln konnte.

Mit einem herzlichen NAMASTE!

Martina und Manfred Brenneisen