Reisebericht  25. Mai 2012 bis 9. Juni 2012

von Martina und Manfred Brenneisen

 

Liebe Unterstützer von Funech, liebe Sponsoren,

wie immer sind wir mit viel Gepäck (insgesamt waren es 183 kg) nach Nepal gereist und sind sogar eine halbe Stunde früher als geplant am 26.5.2012 gelandet. Dieses Mal war auch eine Freundin von Malika dabei. Politisch geht es nach wie vor leider drunter und drüber; wir hatten in unserer kurzen Zeit insgesamt 5 Streiktage und konnten an diesen Tagen nicht aus dem Haus. Die Preise explodieren wöchentlich und von den Benzinpreisen, Gaszylinderpreisen mal ganz zu schweigen. Stundenlang stehen die Autofahrer an den Tankstellen und warten geduldig, dass sie Benzin bekommen. Hinzu kommen die Stromsperren, teilweise hatten wir 16-18 Stunden Ausfall. Zum Glück haben wir unsere Solaranlage, die wir nun auch um weitere Paneelen auf die doppelte Leistung erweitert haben. Ebenso wird die Gartenbeleuchtung erweitert. Wie wir hörten, wurde unser Nachbar vor einiger Zeit nachts von Räubern überfallen. Ebenso haben wir einige Bewegungsmelder installiert, was weiterhin zur Sicherheit beiträgt.

Nun aber zu unseren Kindern im „Karuna Kinderhaus“.

Zuerst sollen wir ausdrücklich – wie immer – viele Grüße an alle Spender, Pateneltern und Unterstützer ausrichten.

Karuna Kinderhaus
Den Kindern geht es allen gut und das neue Schuljahr hat bereits begonnen; jedoch etwas verspätet aufgrund der vielen Streiktage und Ausgangssperren. Im Großen und Ganzen sind wir mit den Noten vom letzten Schuljahr zufrieden. Zwei Kinder haben eine Klasse übersprungen und der Großteil der Kinder hat sich schulisch verbessert. Hierzu kommen wir später noch einmal darauf zurück. Da ja nun auch wir die ersten Tage nicht aus dem Haus konnten hatten wir viel Zeit uns mit den Kindern zu beschäftigen oder einigen Arbeiten nach zugehen. Schließlich mussten unsere 183 kg ausgepackt und verteilt werden. Geschenke und Briefe an die Kinder wurden verteilt, die Kinder wurden alle vermessen, gewogen und fotografiert. Im Studierraum habe ich (Martina) fast einen Tag gebraucht, um die ganzen Regale /Fächer mit Klebefolie auszulegen. Zuvor haben es die Kinder mit Zeitungspapier ausgelegt, was aber auf Dauer nicht die optimale Lösung ist. Malika und ihre Freundin haben mir geholfen die Kleider im Storeroom zu sortieren und auch meine Silikonfugen habe ich weitergemacht. Wenn es zeitlich jedoch so weitergeht werde ich in zwei Jahren mit meinen Fugen immer noch nicht fertig sein. Nun ja, wir werden sehen. Das Haus hat halt viele Fenster. Wobei ich mir vorgenommen habe, dies mehr in den Wintermonaten zu tun, denn wir hatten in unseren zwei Wochen in Nepal eine extreme Hitze. An manchen Tagen bis zu 42 Grad.

Im Haus wurden wieder einige Arbeiten in Angriff genommen. So wurde der Garten verschönert, der Zaun musste gestrichen werden, eine neue, wie schon oben beschrieben, zweite Solaranlage wurde installiert um noch mehr unabhängiger zu sein, Felsbrocken im Hinter- und Vorhof wurden weggeschlagen und man hat angefangen, die Fassade zur Gartenseite neu zu machen. Leider hat, wie ja auch schon berichtet unsere damalige Baufirma ziemlich geschlampt und das Geld was wir ihm dafür in Abzug brachten, war im Nachhinein viel zu wenig. Von dem Ärger mal ganz zu schweigen. Die Wasserschäden wurden behoben und wir hoffen nun, dass wir lange von neuen verschont bleiben. Auch die obere Terrasse musste neu gemacht werden, da sich hier so langsam der Estrich auflöste. Da nun eh hier eine Baustelle war, haben wir gleichzeitig einen Außenwaschplatz bauen lassen. Ebenso kamen über einige Fenster kleine Dächer, da es bei starkem Regen und Wind das Wasser durch die Fensterahmen drückte.

Im Frontbereich werden wir etwas mehr Grün anlegen. Mit den Arbeiten hat man hier bereits begonnen. Ebenso ist der Wunsch der Kinder und Ordensschwestern doch einen Hühnerstall zu bauen, damit wir unsere eigenen Eier und auch Fleisch haben. Wir haben zugestimmt und am hinteren Ende des Gartens soll er nun gebaut werden. So werden wir sehen, ob wir im Dezember dann unsere eigenen Eier verspeisen können.  Eine große Freude ist für die Kinder unser fertig gestellter Computerraum. Hier herrscht ein reges Treiben und jeder nutzt die Chance, wenn mal ein Platz frei wird. Es ist so, dass nun regelmäßig Samstags ein Computerlehrer kommt und den Kindern Unterricht erteilt. Angefangen hat er nun mit 10 Finger zu schreiben. Einige können es schon sehr gut.
Während unseres Aufenthaltes haben wir auch zwei Schulen unserer Kinder besucht und zwar die Shanti Rani School. Hier geht es bis zur 4. Klasse und die Englisch Medium School, Pushpanjali Sec. School. Diese Schule kann man bis zur 12. Klasse besuchen.

Wie ja schon vorstehend erwähnt, sind wir mit den Schulnoten der Kinder zufrieden. Unsere Idee, den Kindern etwas Besonderes für ihre Schulnoten zukommen zu lassen hat sich bewährt. Dieses Jahr hatten wir wieder vier Kinder, die es in den Schulnoten über 85% geschafft haben. Drei davon waren letztes Jahr schon dabei und Jel / 6 Jahre ist unsere Senkrechtstarterin des Jahres. Sie ist noch kein Jahr bei uns und hat es in der Schule auf 99,3% geschafft. Herzlichen Glückwunsch nochmals. Diese vier Kinder durften dieses Jahr wieder mit uns 2 Tage verreisen und wir waren, da es politisch ja etwas unruhig war, daher in
Patan im Hotel Himalaya und lernten den Kindern schwimmen.

Drei weitere Kinder die sehr knapp mit 83% und 84% darunter waren, durften auch mit. Somit hatten wir 3 Zimmer gebucht mit Verbindungstür und pro Zimmer waren wir zu Dritt inkl. Malika, ihrer Freundin und ich. Geschlafen habe ich die zwei Nächte nicht besonders, da bei mir im Zimmer immer eine aus dem Bett fiel oder komplett verdreht drin lag, nachts lauthals im Schlaf sprach etc. (leider habe ich nicht verstanden, was sie alles so im Schlaf erzählten ☺). Kurzum es war vielleicht auch die Aufregung der Kinder. Alles war neu und noch nie zuvor hat man so komfortabel gelegen. Vom Schwimmen und baden in den Badewanne mit warmen Wasser mal ganz abgesehen. Hinzu kam, dass die Kinder ständig auf die Toilette mussten (lag wohl am komfortablen Sitzklo) und ich hellwach war, denn am Nachmittag hatten wir ein besonderes Erlebnis. Wir gingen unten in der Lobby mit den Kindern auf die Toilette. Als jedoch eines von den kleineren Mädchen nicht raus kam, sagte ich zu Malika, sie soll mal auf nepalesisch fragen ob alles OK sein. Als sie die Tür öffnete, traf uns fast der Schlag, sie konnte mit dem Sitzklo nichts anfangen und machte auf den Boden. Oh je! Ich musste lachen, denn so ähnlich ging es uns mal vor 8 Jahren, jedoch mit einem Schwung mehr Kindern aus dem Bal Mandir bei einem Ausflug. Bei unseren Kindern ging ich jedoch davon aus, dass man einen Sitzklo kennt, zumal wir in „Karuna Kinderhaus“ welche haben. Nun, kurz um putzten wir erst mal die Toilette und ich gab eine Schulung wie man eine Sitztoilette benutzt. Das Toilettenpapier fanden sie auch besonders schick (kennt man so nicht), denn die meisten benutzen nur Wasser. Das Schwimmen ging einfacher als ich gedacht habe. Am Anfang waren alle etwas aufgeregt und zu hektisch im Wasser, denn dieses Gefühl bis zum Hals im Wasser zu sein und keinen Grund zu spüren kannte man nicht. Von unseren Kindern lernte Priya an einem Tag schwimmen ohne Flügel, Sujita war kurz davor und die anderen konnten sich ohne Hilfe mit den Schwimmflügeln von einer zur anderen Seite bewegen ohne hektisch zu werden. Für einen Tag, ist das ein voller Erfolg. Eigentlich hatten wir vor, auch den zweiten Tag schwimmen zu gehen, da aber das Becken so gechlort wurde und irgendwelche Chemie schon auf der Wasseroberfläche schwamm haben wir davon abgesehen und sind mit den Kindern in den Zoo gegangen, was auch immer ein Erlebnis für die Kinder ist. Wobei man hier sehr, sehr große Abstriche zu unseren deutschen Zoos machen muss. Aber egal, Hauptsache die Kinder hatten ihren Spaß. Auf der Rückfahrt zum Heim wurde ich schon gefragt, ob es nächstes Jahr wieder etwas gibt. Na klar! Wir sind schon gespannt, wie viele nächstes Jahr dabei sein werden.

Ein ganz besonderes Dankeschön möchten wir an Frau Soukop aus Leimen geben, die den Kindern 30 Wollmützen in kürzester Zeit gestrickt hat.
Vielen Dank nochmals auch im Namen der Kinder vom „Karuna Kinderhaus“. Alle, einschließlich der Schwestern waren davon begeistert. So kann der Winter nun kommen.

Am letzten Abend hatten wir mit den Kindern zusammen ein kleineres Fest mit Tanz, Gesang und Gedichten, die die Kinder auftrugen. Die größeren Mädchen halfen nachmittags beim Kochen (Gemüse putzen / schneiden etc.) und abends haben wir dann alle zusammen im Atrium gegessen. Es gab Momos (gefüllte Teigtaschen mit Gemüse und Fleisch) verschiedene Curry’s, Reis, Mangos etc.
An den streikfreien Tagen zeigten wir Malika’s Freundin die Sehenswürdigkeiten im Kathmandu-Tal oder relaxten im Garten etc.

Da ja nun noch einige Baumaßnahmen / Reparaturen hinzu kamen wie: Vergrößerung der Solaranlage, Ausbesserungsarbeiten an der Rückseite des Hauses, Gartenzaun streichen, Hühnerstall, Gartenanlage Eingangsbereich, Fliesenarbeiten auf der oberen Terrasse etc. und wir hier mit mindestens weiteren ca. 18.000 EUR an Kosten rechnen, würde es uns natürlich sehr freuen, wenn Sie uns hierbei weiterhin unterstützen würden. Weiterhin haben wir vor, 2-3 neue Kinder in den nächsten Wochen im Heim aufzunehmen. Hier laufen bereits Gespräche.

St. Alphonsa’s School, Simara
Hier benötigen wir dringend Ihre Unterstützung.
Wie ja bereits mehrfach erwähnt, möchten wir die St. Alphonsa’s School weiter unterstützen. Derzeit benötigen wir hier dringend finanzielle Hilfe, um zumindest 2 der 4 zusätzlich benötigten Klassenzimmer fertig zu stellen. Ein Klassenzimmer fertig zu stellen kostet ca. 6.250 EUR. D.h. für zwei Klassenzimmer benötigen wir rund 12.500 EUR. Sollten wir großzügige Unterstützer finden, so wäre es natürlich toll, wenn wir alle 4 Klassenzimmer bauen könnten.
Rechts auf dem Foto kann man sehen, wo die 4 neuen Klassenzimmer gebaut werden sollen. Die Stützpfeiler (li. auf dem Bild) sind schon zu sehen. Es gibt noch zwei weitere Stützpfeiler links, die jedoch auf dem Foto leider nicht zu erkennen sind. Es müssten jetzt die Wände gezogen werden, Fenster und Türen eingebaut werden, sowie die Möbel für die Klassenzimmer etc. hergestellt werden. Es ist zwingend, dass wir die Klassenzimmer dieses Jahr anfangen können zu bauen, da ansonsten die neuen Kinder, die nächstes Jahr eingeschult werden, kein Dach über den Kopf haben.
Die St. Alponsa’s School in Simara liegt im Süden von Nepal nur ca. 15 km von Birgunj entfernt und wurde im Jahre 2010 eröffnet. Der Orden unserer Schwestern, die auch die Leitung für das „Karuna Kinderhaus“ haben, leiten diese Schule.
Die Sozialschule St. Alphonsa’s School in Simara ist eine Englisch-Medium School mit derzeit ca. 150 Schülern. Die Kinder stammen aus sehr armen Familien und der Unterricht soll im Laufe der nächsten Jahre bis zur Klasse 10 + 2 ausgebaut werden. Es sind jedoch bislang nur 4 Räume fertig gestellt, da es an Geld mangelt. Derzeit gibt es 4 Klassen in der Schule. Zwei Vorschulklassen und eine 1. Klasse und eine 2. Klasse. Viele können die Schulgebühren nicht bezahlen, auch wenn diese nur sehr gering sind. Daher ist man auf Spenden angewiesen. Einige kommen aus weit entfernten Dörfern und der Fußmarsch ist beträchtlich. Die Schule hat derzeit die minimalste Ausstattung. Unterrichtet werden die Kinder von sechs Lehrern, davon sind 4 Ordensschwestern. Unseren Schulbus für diese Schule, den wir letztes Jahr finanziert haben, wird in den nächsten Tagen von Indien nach Nepal gebracht. Er ist mittlerweile (nach 6 Monaten) fertig gestellt und man hat uns die ersten Fotos übermittelt (s. u.). Jetzt fehlt nur noch die Aufschrift. Bis unser Bus da ist, hat uns die Little Flower School einen ihrer Busse zur Verfügung gestellt. Die Little Flower School liegt ebenfalls in Birgunj und hier haben wir vor Jahren auch Unterstützung beim Bau von einem Klassenzimmer gegeben.
Auch mit dem Drainagesystem zum Ebnen des Vorplatzes geht es nun wieder voran. Bedingt über viele Streiktage und Ausgangssperren in Nepal, kam keiner der Arbeiter. Seit letzter Woche geht es nun wieder weiter und wir hoffen, dass man den Platz bis zum Einsetzten des Monsuns fertig hat.

Patenkinder außerhalb (in Hostels oder in der Familie)
Unseren Kindern außerhalb von Heimen geht es allen sehr gut. Eines unserer Mädchen, ist wie immer Klassenbeste und wird nächstes Jahr ihr SLC schreiben (nepalesische Mittlere Reife). Danach hat sie vor, ihr Abitur zu machen und hinterher, so ist der Wunsch derzeit, Fashion Design zu studieren. Den Jungs geht es ebenfalls sehr gut. Einer steht ebenfalls kurz vor dem Abitur und möchte hinterher Management studieren und ein anderer ist nun mittlerweile im 2. Semester im Studiengang Forstwirtschaft und schwärmt von seiner Studienwahl. Hoffen wir, dass es noch lange anhält.

Zur politischen Situation
Die verfassunggebende Versammlung in Nepal ist daran gescheitert sich auf ein neues Grundgesetz zu verständigen. Auch nach vier Jahren Arbeit gelang es den politischen Kontrahenten nicht, eine Einigung zu erzielen. Nepals Premier Baburam Bhattarai kündigte Neuwahlen an. Die Frist für die neue Verfassung war mehrfach verlängert worden, um dem Gremium mehr Zeit zu geben. Nach Ablauf der Frist in der Nacht zum 29.5.2012 standen die Verhandlungspartner nun ohne Ergebnis da. Das Oberste Gericht hatte zuvor einen weiteren Aufschub untersagt. Zentraler Streitpunkt war die geplante föderalistische Ausrichtung der Verfassung. Auch über die Aufteilung in neue Bundesstaaten und die mögliche Grenzziehung herrschte Uneinigkeit. Dem Land droht nun das politische Chaos. Der maoistische Ministerpräsident Baburam Bhattarai kündigte, trotz heftigen Widerspruch der anderen Parteien, im nationalen Fernsehen Neuwahlen an. Sie sollen Ende November stattfinden. Tausende Demonstranten haben am Freitag, den 8.6.2012 in der nepalesischen Hauptstadt Kathmandu den Rücktritt von Ministerpräsident Baburam Bhattarai gefordert. Führende Oppositionelle sprachen im Zentrum der Stadt vor rund 10.000 Menschen. Die Opposition fordert Bhattarais Rücktritt, seitdem das Mandat der Verfassungsgebenden Versammlung im vergangenen Monat ergebnislos ausgelaufen war. Bhattarai führt eine Übergangsregierung, die noch bis zu den Parlamentswahlen im kommenden November im Amt bleiben soll. Unsere nächste geplante Reise wird über Weihnachten / Neujahr sein. Vermutlich wird Manfred Brenneisen im August für einige wenige Tage nochmals in Nepal sein, um nach den Reparaturarbeiten zu schauen.

Über Ihre weitere Unterstützung würden wir uns sehr freuen. Es ist noch viel zu tun.

Sie können versichert sein, dass jeder EURO 1:1 den Kindern / Projekten zugute kommt.

 

Mit einem herzlichen NAMASTE und Danke für Ihre Unterstützung!

Martina und Manfred Brenneisen