Reisebericht 09.05.-15.05.2018

Manfred Brenneisen

 

Liebe Unterstützter von Funech, liebe Sponsoren,

ich möchte Sie mit nachfolgendem Bericht über die für mich sehr eindrucksvolle und erkenntnisreiche Reise informieren. Der Schwerpunkt wird diesmal mehr bei den allgemeinen wirtschaftlichen und politischen Themen liegen, da die Entwicklung und weitere Zukunft in Nepal nicht nur für das ganze Land mit circa 30 Millionen Menschen wichtig ist, sondern auch für die von uns unterstützen Kinder , die zum Teil schon junge Erwachsene sind. Nicht zuletzt ist die weitere Entwicklung auch wichtig für unsere Arbeit der wir seit 2004 nachgehen. Was sind meine Erkenntnisse zur Entwicklung der wirtschaftlichen, politischen Situation und zum Wiederaufbau nach dem für die Menschen so verheerenden Erdbeben im April 2015.

1. Politische Situation

Die neue Verfassung beinhaltet auch die Verankerung von sieben Provinzen als Bundestaaten. Leider ist das zentrale Parlament in Kathmandu immer noch mit viel Hickhack und Postengeschacher beschäftigt. Von Inklusion ist wenig spürbar, Männer-Dominanz, und dazu aus den höchsten Kasten (wie immer!). Die Parlamentsmehrheit besteht aus einer Koalition von zwei linksorientierten Parteien die ebenfalls die Regierung bilden. Die ehemals führende Nepal Congress Party ist weit abgeschlagen (die Ursachen dafür sind nach zu vollziehen). Abzuwarten ist, wie die Verhältnisse bei der nächsten Wahl aussehen.

Erfreulich ist die Verlagerung von Kompetenzen in die Provinzen, jedoch sind deren finanzielle Ausstattung meines Wissens noch nicht eindeutig geklärt. Diese Kompetenzverlagerung in die Provinzen wird hoffentlich dazu führen, dass in allen Bereichen die extreme Konzentration auf das Kathmandu-Tal abnimmt und Verbesserungen des öffentlichen Lebens in allen Landesteilen erreicht wird.

 

2. Wirtschaftliche Situation

Festzustellen ist:

Keine Warteschlangen an den Tankstellen.
Praktisch keine Strom- Unterbrechungen.
Gut besuchte Einkaufszentren, darunter Neue die sehr schick und teuer sind.
Tourismus ist  entwicklungsfähig. In 2016 waren es 753.00 Touristen mit einem Umsatz von 450 Mio. EUR (www.laenderdaten.info).
Erhöhte Bautätigkeit nicht nur den Wiederaufbau betreffend. Massiver Anstieg der Grundstückspreise (Wie ich hörte sind 500 EUR /m² keine Seltenheit).
Spürbares Anziehen der Verbraucherpreise.
Jobs für gut ausgebildete junge Leute sind leider noch sehr rar. Der Trend zum Geldverdienen im Ausland hält an, dies gilt nicht nur für die einfachen Arbeiter z.B. in den Emiraten  etc. sondern bis zu den akademischen Berufen.
Die Geldtransfair-Leistungen der Ausland-Nepali sind beträchtlich hoch und betrugen im Jahr 2017 geschätzt über 30 % des Bruttoinlandsprodukts. Das BIP wird für 2017 mit 24,4 Mrd. USD geschätzt(www.de.statista.com).
Ausbau der Wasserkraft hat hohen Stellenwert. Während meines Besuchs war auch Premierminister Modi aus Indien hier und hat gemeinsam mit den nepalesischen PM Oli das bislang größte Wasserkraftwerk in Nepal mit 900 MW in Betrieb genommen.

3. Behebung der Erdbebenschäden und Relevanz für den Tourismus.

Für den Tourismus in Nepal sind neben Trecking und Wildlife, die touristischen Anziehungspunkte der Kulturstätten des Buddhismus und Hinduismus von großer Bedeutung. Daher war ich mit unserem nepalesischen Freund unterwegs um in Erfahrung zu bringen, wie es mit dem Wiederaufbau und Behebung der Erdbebenschäden aussieht. Besucht habe ich vier UNESCO-Weltkulturstätten: Patan, Pashupatinath, Boudhanath und Bhaktapur. Und was ich gesehen habe hat mich sehr beeindruckt.

Patan, Durbar Square

Dieser alte Tempelkomplex mit Palast der ehemaligen Malla-Könige ist heute schon wieder sehr sehenswert und allein schon eine Reise wert. Im Garten des alten Königspalastes ist jetzt ein hübsches Tageskaffee untergebracht.

Phashupatinath

In dieser großen und sehr alten hinduistischen Tempelanlage sind äußerlich kaum noch Schäden zu erkennen. Es ist ein ist ein regelrechter “ Boom“ an den Verbrennungs-Stätten nach Hindu- Ritus, mit all den negativen Auswirkungen auf die Umwelt und den Holzverbrauch. Ein relativ neues Krematorium ist wohl aufgrund mangelnder Akzeptanz und Management-Fehlern außer Betrieb. Dieser Tempel Bezirk ist einer der größten hinduistischen Heiligtümer, dass auch jährlich viele Tausende indische Pilger anzieht. Ebenso für viele westlichen Touristen ein Magnet; obgleich beklemmend und fremdartig.

Boudhanath

Dieses sehr große buddhistische Heiligtum mit der riesigen Stupa war nach dem Erdbeben völlig zerstört und ist komplett wieder in alter Schönheit und Größe entstanden. Wer dort einmal war, wird immer wieder einen Besuch machen, da die Atmosphäre mit den vielen Pilgern ein großartiges Erlebnis ist.

Bhaktapur

Neben Durbar Square in Kathmandu und Patan, hat Bhaktapur als die dritte Stadt der alten Malla-Könige eine besondere Anziehungskraft. Es waren viele Schäden in dem Städtchen, aber es war für mich sehr beeindruckend die Wiederaufbauaktivitäten zu sehen.  Schön ist, dass die alten Handwerkskünste der Newar wieder stark gefragt sind. Dieser Volksstamm lebt seit  Jahrhunderten im Kathmandu Tal. Die Altstadt und Durbar Square in Kathmandu habe ich bei meiner Visite ausgespart, da dort die Arbeiten deutlich verzögert gestartet sind. Im nächsten Jahr wird es dort erwartungsgemäß aussehen.

Mit Überzeugung kann gesagt werden, Nepal war schon immer eine Reise wert und heute erst recht .Und somit wollen wir  für das nächste Jahr an zwei Terminen eine Gruppenreise anbieten. Wie wir denken, eine schöne Gelegenheit für unsere Sponsoren und natürlich auch für zukünftige Unterstützer, nicht nur das Land sondern auch unsere wichtigsten sozialen Engagements kennen zu lernen.

Es sind zwei Reisetermine in 2019 vorgesehen:

22.02.2019 – 07.03.2019
23.08.2019 – 05.09.2019

Bei Interesse senden Sie mir bitte eine formlose E-Mail an:  m.brenneisen@advance-invest.de oder gerne auch telefonisch unter +49 160 90896612.

Natürlich möchte ich es nicht versäumen, Ihnen aktuelle Informationen zu unseren Funech-Engagements zu geben, dies ergänzend zu dem Bericht von Martina (7.-15. April 2018)

Karuna Kinderhaus (Godavari)

Bezüglich des 10-jährigen Mädchens das Opfer eines schlimmen Übergriffs wurde kann ich berichten, dass sie auf ihren Wunsch hin zwischenzeitlich in die Schule geht. Sie hat aber sehr starkes Heimweh, insbesondere da sie sich nach ihren Aussagen um ihren ca. 18 Monate kleinen Bruder kümmern muss, wie es mir die Schwestern erzählt haben. Wir hoffen sehr, dass sie sich schnell integriert kann. Erfreulich ist, dass sich  die anderen Mädchen sehr liebevoll um sie kümmern. Bei meinem routinemäßigen Rundgang durch das Gebäude konnte ich wieder feststellen, dass alles technisch einwandfrei und sauber vorzufinden war, bis auf drei kleinere Sanitärprobleme, die vermutlich jetzt schon bereits repariert sind.

Don Bosco Institute of Engineering and Technology, Thecho

Interessant ist, dass die Salesianer zwischenzeitlich zehn durch das Erdbeben zerstörte staatliche Schulen komplett wieder aufgebaut haben. Finanziell konnte dies mit projektbezogenen Spendengeldern mithilfe ihres internationalen Netzwerkes und ihrem technischen und organisatorischen Know-how geschehen. Derzeit werden folgende Kurse angeboten: Basic Computer Course, Electrical Training, Tailoring, Beautician, Spoken English und in Kürze startet ein 3-Jahres Lehrgang: Diploma Electrical. Außerdem wird am Nachmittag Nachhilfeunterricht zur Unterstützung von Schülern aus ärmeren Familien, die in staatliche Schule gehen, angeboten.

Don Bosco School ,Lubhu

Diese Schule wurde schon früher von uns umfangreich unterstützt. Es erfolgte zwischenzeitlich die Erweiterung auf Klasse zwölf (+ 2). Aktuell werden circa 1.100 Schüler unterrichtet. Die Schule gehört zu den drei besten Schulen in Kathmandu-Tal. Hervorzuheben ist, dass Lubhu sehr geringe Schulgebühren hat, da speziell Kinder aus sozial schwächeren Familien im Fokus stehen. Die Kinder kommen zu über 98 % aus Hindu- und Buddhisten-Familien. Anlass meines Besuches war die an uns gestellte Bitte um finanzielle Unterstützung für den Austausch der defekten Wasser-Reinigungs-/Filteranlage. Das alte System ist nicht mehr zu reparieren. Die voraussichtlichen Kosten betragen circa 9,6 Lakh NRs ( 1 Lakh= 100.000), das entspricht ca. 8.000 EUR. Die neue Wasseraufbereitungsanlage ist deswegen so wichtig, da zwingend Trinkwasserqualität benötigt wird. Nicht nur während des Schultages, sondern weil Schüler von Familien ohne Trinkwasserzugang frisches Wasser mit nach Hause nehmen dürfen .Der Bitte möchten wir gerne zeitnah nachkommen, wir sind daher sehr dankbar für diesbezügliche Unterstützungen.

Für Rückfragen stehe ich Ihnen gern unter 0160 908966-12 oder Info@funech.com zur Verfügung.

 

Herzlichst Ihr Manfred Brenneisen

Wiesloch, 25.05.2018