Reisebericht 20. Dezember 2009 – 05. Januar 2010

Martina und Manfred Brenneisen

 

Sonntag, den 20.12.2009
Nach tagelangem Packstress, ständigem Umpacken vor dem Abflug nach Nepal sind nun die 158 kg gepackt. Dieses Mal fliegen wir nicht mit der Qatar Air sondern mit Gulf Air mit einem Zwischenstop in Bahrain.
Unsere Hinfahrt nach Frankfurt gestaltete sich etwas abenteuerlich und wir hatten Sorgen, ob wir überhaupt fliegen können, denn es schneite was vom Himmel herunter konnte und der Flughafen in Düsseldorf
(laut den Nachrichten) war schon gesperrt. Auf der Hinfahrt nach Frankfurt froren dann auch noch zu allem Unglück die Düsen der Scheibenwischeranlage zu. Es war super, denn wir sahen absolut nichts mehr.
Jeder Autofahrer kennt das ja, wenn die Scheiben durch die vorher fahrenden Fahrzeuge durch Schmutz verspritzt werden und man seine Scheiben nicht sauber sprühen kann. Somit sind wir fast blind nach Frankfurt gefahren. Nach zwei Stunden sind wir endlich angekommen und konnten mit einer Stunde Verspätung gegen 23.20 Uhr abfliegen.

Sorgen bereitete uns auch die derzeit politische Situation in Nepal. Man hat vom 20.-22.12.2009 zu einem landesweiten Generalstreik aufgerufen. Es gibt keine Transportmöglichkeiten, die Geschäfte sind geschlossen, keine Trinkwasserversorgung, praktisch Ausgangssperre für 3 Tage und auch die Notambulanzen der Krankenhäuser sind zu. Im Internet und auch im Fernsehen bei unserem Zwischenstop in Bahrain, konnten wir die Aufstände in Kathmandu mitverfolgen. Wir machen uns derzeit große Sorgen um das Land aber vor allem um die Menschen in Nepal. So schlimm wie jetzt war es seit 2004 nicht mehr. Die Maoisten wollen autonome Teil-Staaten bilden um damit besser ihre Macht durchzusetzen.

Montag, den 21.12.2009
Als wir im Flugzeug von Bahrain nach Kathmandu saßen fragten wir uns, ob wir wohl überhaupt landen können und ob der Flughafen in Betrieb ist bzw. wie kommen wir mit all unserem Gepäck sicher in unser Hotel. Wir landeten einigermaßen pünktlich. Am Ausgang erwarte uns unser Freund Vijay, jedoch mit der Info, dass er bis jetzt keinen Minibus bekommen hätte. Keiner der Taxis wollte freiwillig fahren. Da wurden wir doch ziemlich blass. Am Flughafen selbst war das totale Chaos ausgebrochen. Jeder versuchte irgendwie so schnell wie möglich wegzukommen. Militär und Polizei überall. Es gab große Busse, die in die Innenstadt fuhren. Das war aber nichts für uns, denn wir hätten unser Gepäck immerhin 8 große Gepäckstück nicht untergebracht. Vijay meinte, er kennt noch jemanden, vielleicht fährt der uns. Wenn nicht, müssten wir mit den Rikschas fahren. Daran wollten wir erst gar nicht denken, denn wir bräuchten dann mindestens 5 Rikschas für uns und das Gepäck. Nach einer halben Stunde, kam dann doch ein Taxifahrer mit einem Minibus. Dieser war schon so verrostet und durchlöchert, dass man nun wieder hoffen musste, ohne Panne in das Hotel zu kommen. Es war uns jedoch mittlerweile alles so ziemlich egal, Hauptsache einigermaßen in das Hotel zu kommen. Das ganze Ausmaß wurde uns noch bewusster, als wir vom Flughafengelände auf die Ring Road fuhren. Es sah schlimm aus. Überall brannten Autoreifen und große Steine lagen auf den Straßen. Es muss heftig hergegangen sein. Unserer Fahrer fuhr wie ein Irrer und ohne Licht zu unserem Hotel. Vorne mit einem großen Schild „Only Tourist“. Das sagt alles, wenn man Nepal kennt. Normalerweise sind wir nicht ängstlich, aber wir hofften nur noch heil anzukommen. Auch auf der Straße waren abends noch Randalen. Malika saß bei uns hinten in der Mitte und rechts und links haben wir unsere Rucksäcke an die Scheiben gedrückt um uns vor eventuellen Steinschlägen zu schützen. Vorne saß Vijay, der Fahrer und noch ein Mann zwischen der Gangschaltung. Nach Ankunft im Hotel fuhr auch Vijay sofort mit dem Minibus wieder nach Hause, um von der Straße zu kommen. Wir selbst gingen eine Kleinigkeit essen und nach dem auspacken der Koffer fielen wir dann fix und fertig in das Bett. Die Nacht war jedoch ziemlich kalt. Manfred lag mit T-Shirt, zwei Schlafanzügen übereinander und 4 Decken im Bett, da die Heizung nicht richtig funktionierte. Da schätzt man mal wieder wie gut wir es zu Hause haben.

Dienstag, den 22.12.2009
Wie schon erwähnt war heute Ausgangssperre und wir sind im Hotel festgesessen. Den Vormittag verbrachten wir im Hotelgarten in der Sonne, da war es wenigstens warm (ca. 18 Grad). Keiner war auf der Strasse unterwegs nur ein paar wagemutige Fußgänger. Diese Streiks bringen uns komplett mal wieder unsere Planung durcheinander, denn man hat für die nächsten Tage noch mehrere Streiks geplant. Gegen späten Nachmittag, durfte man wieder auf die Strasse und Manfred traf sich mit unserem Freund Vijay im Hotel, um nach Godavari zum „Karuna Kinderhaus“ zu fahren. Malika und ich blieben im Hotel, denn Mitglieder ihrer Familie, die mittlerweile in Kathmandu wohnen, haben sich zu einem Treffen und Abendessen eingeladen.

Mittwoch, den 23.12.2009
Um 9.30 Uhr fuhren wir heute schon los um uns offiziell mit dem Bauunternehmer und Überwachungsingenieur auf der Baustelle zu treffen. Bei unserem Eintreffen waren wir sehr erstaunt, denn endlich hatte
man es geschafft, nun das Dach über dem Innenhof zuzumachen. Das hellgrüne, eine Art Kunststoff Element war montiert. Es sieht toll aus und viel Licht dringt in das innere des Gebäudes. Innen ist man mit dem Küchenbau, dem Einbau der Fenster, Malerarbeiten usw. beschäftigt. Einige Räume sind auch schon fertig bis auf die Reinigungsarbeiten. Alles in allem macht es einen guten Eindruck. Manfred fand jedoch einige Mängel, die behoben werden müssen. Aber wenn man in Deutschland baut, ist es ja auch nicht anders.
Malika und ich fuhren, dann in das Hospiz der aidskranken Kinder und Frauen um Obst abzugeben und auch Kinderkleidung, die ich mitgebracht habe. Einige Kinder waren jedoch in der Schule, so dass wir nicht alle antrafen. Die anderen waren in der Kirche und schmückten diese für Heilig Abend. Es war schön mit anzusehen, welche Freude sie dabei hatten. Zum Mittagessen waren wir bei den Schwestern eingeladen. Es war wie immer köstlich. Nachdem Manfred nicht von der Baustelle beikam und uns immer wieder vertröstete, er käme gleich, denn er hatte sich dort auch noch mit dem Elektriker verabredet, schauten wir uns im Garten des Hospizes um und man erklärte uns, was man alles angepflanzt hätte. Da ich wusste, dass es einen großen Garten gibt, brachte ich verschiedene Samen aus Deutschland mit, Zuccini, gelbe und grüne Bohnen, Kohlrabi, Karotten, Gurken, Radieschen und Rosenkohl. Die Freude war groß und wir sind gespannt, ob die Saat aufgeht.
Manfred kam dann endlich gegen 14.30 Uhr im Hospiz an und nachdem er dann noch schnell sein Mittagessen einnahm, fuhren wir anschließend nach Nakkhu ins Kinderheim „Karuna Bhawan“. Wie immer warteten sie schon alle gespannt und so schnell konnte man gar nicht schauen, wie sie alle aus ihren Zimmern herbeieilten. Es ist einfach immer wieder schön mitzuerleben, wie man sich über kleine Dinge im Leben freuen kann. Die erste Frage war natürlich, ob wir ja morgen zum Weihnachtsfest kommen würden. Die Kinder hatten bereits mit den Schwestern angefangen die Grippe zu bauen und unseren Weihnachtsbaum zu schmücken, den wir letztes Jahr mitgebracht hatten. Die Grippe wurde diesmal im Hof aufgebaut und war noch schöner als die vom letzten Jahr. Nach einem kurzen Aufenthalt mussten wir jedoch auch schon wieder los, denn um 16.30 Uhr wollte uns die Lehrerin der Blindenschule treffen. Was wir mit Verwunderung zur Kenntnis nahmen, denn eigentlich hatten wir ja sowieso vor, die nächsten Tage sie und die Kinder in der Schule zu besuchen. Was wir bei diesem Treffen erfuhren, verschlug uns jedoch die Sprache. Seit einigen Monaten ist es wohl so, dass es in der Schule Probleme gibt. Die blinden Kinder werden von den Sehenden extrem gemoppt. Zum Beispiel, zerreist man den blinden Kindern die Hefte, Spritzt ihnen Tinte auf die Schuluniform, schlägt sie zusammen oder stupst die Kinder die Treppen herunter. Auch gab es Gelderspressungen und man erpresste die Kinder ebenfalls, den Mund zu halten und ja nichts zu sagen. Als jedoch ein Kind dies nicht mehr aushielt, kam alles ans Tageslicht. Einige Eltern nahmen die Kinder von der Schule und andere gingen in die Familie zurück. Eine Familie berichtete dies der Presse und es wurde sogar in einer nepalesischen Zeitung davon berichtet. Es ist wohl auch so, dass die Direktorin, dies alles wusste und trotzdem nichts unternahm, denn man möchte anscheinend das Programm mit den blinden Kindern nicht mehr an der Schule haben, obwohl man dafür vom Ministerium Geld für diese Programme bekommt. Es ist so unfassbar, denn es lief wirklich all die Jahre für uns mustergültig. Die Lehrerin selbst ist machtlos, denn die Schulleitung steht nicht hinter ihr. Sie selbst habe seit vielen Monaten kein Gehalt bekommen. Auch das interessiert die Schulleitung derzeit nicht. Wir fragten Sie, ob sie die letzten Monate trotzdem unterricht hat. Darauf kam ein klares JA!. Als wir fragten warum sie sich nicht einen anderen Job sucht, sagte sie, sie könnte die Kinder nicht im Stich lassen. Das spricht zuerst mal für sie. Überleben würde sie selbst nur mit Hilfe ihrer Familie. Denn keiner käme in Nepal, Monate ohne Geld zurecht. Auf die Frage wie es nun weiter gehen soll, meinte sie, dass sie versuchen würde, die Kinder in einer naheliegenden Schule unterzubringen. Sie selbst würde dann auch dort hin wechseln und mit dem bezahlen der Schulgebühren sollen wir derzeit erst mal noch warten. Denn nicht, dass wir jetzt bezahlen und in ein paar Wochen sind die Kinder sowieso in der anderen Schule. Für uns ist dies leider nicht gerade positiv. Manfred machte ihr sehr deutlich, dass sie schon viel früher etwas hätte sagen sollen. Sie bejahte dies und meinte sie hätte Angst gehabt, dass wir dann vielleicht gar keine Unterstützung mehr geben würden. Jetzt konnte sie jedoch nicht mehr länger still halten, auch hat sie wohl noch zwei weitere Lehrer mit auf ihrer Seite, die sich für diese Kinder einsetzen. Auf unsere Frage was mit unseren beiden großen blinden Kindern Som Kumar und Junu ist, gibt es folgendes zu berichten. Som Kumar wird im April seinen Bachelor Abschluss machen und hat sehr gute Aussichten auf einen Job. Junu wurde mittlerweile verheiratet, so wie das in Nepal üblich ist. Ihr Mann ist ebenfalls sehbehindert, sieht jedoch noch ein bisschen. Er arbeitet als Musiker in einem Restaurant. Junu ist derzeit Hausfrau und geht nebenbei ihrem Studium nach. Auch sie wird im Frühjahr ihre Prüfung ablegen und die Lehrerin meinte auch hier, dass sie sehr gute Chancen hat, eine Arbeit zu finden.
Unser Abendessen nahmen wir im Hotel ein und Malika hatte mit ihrer älteren Schwester viel zu erzählen, denn sie wird die nächsten Tage bei uns im Hotel wohnen.

Donnerstag, den 24.12.2009
Nach unserem Frühstück fuhren wir gegen 10.00 Uhr in das Bal Mandir um unsere Mitbringsel von den Paten an die Kinder zu verteilen und um die Fotos für die Paten zu machen.
Einige waren bedingt durch Weihnachten nicht in der Schule. Andere wiederum schon, denn durch die vielen Streiks werden die Ferien verkürzt. Von unseren Jungs haben wir wie jedes Jahr um diese Zeit niemanden im Bal Mandir angetroffen, da die Jungs in den Außenheimen untergebracht sind. Einige der großen Kinder waren auch in einem Wintercamp. Nachdem wir leider nur einen Teil der Kinder angetroffen haben, fuhren wir in das nahe gelegene Kaufhaus um einige Erledigungen zu machen.
Anschließend ging es weiter nach Thamel, denn ich hatte eine große Liste von Bekannten aus Deutschland, was ich alles mitbringen sollte. So zogen wir also los und versuchten so viel wie möglich zu erledigen. Die Zeit geht jedoch immer schnell vorüber, denn durch das hin und her handeln braucht man etwas Geduld. Unser Lunch nahmen wir im Kathmandu Guest House ein. Man hat einiges im Außenbereich, wie wir sehen konnten, erneuert und es macht einen recht netten Eindruck. Gegen 14.30 Uhr wurde jedoch die Zeit knapp, denn wir waren ja heute im Kinderheim „Karuna Bhawan“ verabredet, um mit den Kindern Weihnachten zu feiern. Somit mussten wir in Thamel aufbrechen, denn wir mussten vorher noch einmal in unser Hotel um uns umzuziehen (die Nächte in Nepal sind kalt) und um die Geschenke mitzunehmen. Jedes Kind bekam einen warmen Rollkragenpullover, Kniestrümpfe, Stifte und einige Süßigkeiten. Weihnachten im Kinderheim „Karuna Bhawan“, Nakkhu Gegen 16.00 Uhr waren wir im Heim angekommen und wir wurden schon erwartet. Die Aufregung war groß als man unsere große rote Tasche sah (man kannte diese vom letzten Jahr). Die kleine Maria fragte gleich ob da Geschenke drin wären und ob ich wieder die Schokolade im Kalender mitgebracht hätte. Letztes Jahr hatte ich einen Weihnachtskalender dabei und dieses Jahr natürlich auch. Jeder durfte wieder ein Fensterchen öffnen. In den Kinderzimmern war eine helle Aufregung, denn alle hatten sich herausgeputzt, die besten Klamotten aus dem Schrank geholt und sich schöne Frisuren gestylt. Es war so schön mit anzusehen, wie auch die Großen voller Aufregung waren. Nachdem ich den Kalender und die Weihnachtsplätzchen verteilt hatte, machte ich noch ein paar Fotos für unsere Sponsoren. Anschließend fuhren wir in die Kirche nach Patan. Überall waren Sicherheitskontrollen, und nach dem Bombenanschlag im Mai 2009 in der Kirche, kann man das verstehen. Die Autos durften nicht aufs Gelände fahren und auch die Taschen / Rucksäcke durften nicht mit rein genommen werden. Ebenso musste man sich in eine Liste eintragen. Die Kirche war brechend voll. Wir schätzen ca. 400-500 Personen und es war ein schöner Gottesdienst, den der Bischof Sharma abgehalten hatte. Nach dem Gottesdienst fuhren wir alle gemeinsam wieder nach Nakkhu um mit den Kindern Weihnachten zu feiern. Wir machten wieder ein großes Lagerfeuer im Hof und die Köchinnen hatten etwas leckeres gekocht. Nach Gesang, einem kleinem Feuerwerk und Tanz gab es dann die Geschenke. Die Aufregung war groß und man ging gleich hoch in die Zimmer um die Sachen im Hellen anzuschauen. Manfred und ich mussten diesmal mittanzen und wir mussten den Kindern unbedingt einen deutschen Tanz zeigen. Also tanzten wir Wiener Walzer ohne Musik. Die Kinder lachten sich halb kaputt, denn in Nepal tanzen Mann und Frau nicht zusammen. Gegen 22.30 Uhr brachen wir dann auf in Richtung Hotel.

Freitag, den 25.12.2009
Um 9.00 Uhr besuchte uns heute überraschend eine gute Bekannte aus Deutschland, die ebenfalls derzeit in Nepal ist. Nach einem gemeinsamen kurzen Frühstück verabredeten wir uns für nächsten Mittwoch um gemeinsam das Karuna Kinderhaus zu besichtigen. Auch würde sie gerne mal unsere anderen Projekte sehen. Manfred fuhr danach auf die Baustelle um einige Abmessungen und Besichtigungen durchzuführen. Es geht jetzt ins Detail und das eine oder andere ist nicht ganz so wie wir uns das vorstellen. Es müssen doch einige Korrekturen vorgenommen werden. Gegen 12.00 Uhr war er zurück und wir hatten anschließend noch verschiedene Termine im Büro von Vijay und Arun.
Als erstes kam Prahlad, eines unserer Patenkinder. Er hat sein SLC bestanden und wir finanzieren ihm derzeit seinen Abschluss für das 10+2 (nepalesisches Abitur). Sein Wunsch ist später Medizin zu studieren. Wenn er so weiter macht, kann er das durchaus schaffen. Er ist mittlerweile ein junger Mann geworden und weiß was er will. Zum Gespräch war auch sein jüngerer Bruder, den wir zwischenzeitlich unterstützen, und auch seine ältere Schwester dabei. Nach Prahlad hatten wir einen Termin mit Anu, ebenfalls ein Patenkind von uns. Sie ist ein Mädchen, auf das man wirklich stolz sein kann. Wie immer, war ihr Zeugnis super. Darauf bekam Sie von Manfred ein kleines Rupiescheinchen zur Belohnung und ein kleines Weihnachtspräsent hatten wir auch für Sie dabei. Anu hat bereits eine Klasse übersprungen und ist jetzt in Klasse 7. Die Noten sind wie schon gesagt super und sie ist auf Rang 1 in der Klasse. Wie man hier und auch bei vielen anderen Kindern von uns sehen kann, macht es durchaus Sinn, diese Kinder zu unterstützen, denn es steckt in allen viel Potential und die Kinder haben dadurch später einen einfacheren Start in das Berufsleben.
Unserer dritter Termin war mit einer ehemaligen Zimmermutter aus dem Bal Mandir und ihrem Sohn. Beiden geht es gut. Die Mutter betreibt derzeit ein kleines Geschäft in der Nähe von Bodnath und der Junge wird nächstes Jahr sein SLC machen. Abends waren wir bei Pater Vincent zu einem Weihnachtsessen in Thecho eingeladen. Wie auch letztes Jahr war es ein schönes Fest mit gutem Essen und einer wunderbaren Schwarzwälder Kirsch Torte, die von einer deutschen Bäckerei in Kathmandu kam. Nur der Geschmack vom Kirschwasser hätte etwas intensiver sein können. Gegen 22.30 Uhr waren wir im Hotel. Die Mädchen fielen ins Bett und Manfred und ich arbeiteten noch etwas. Er an Dingen die das Karuna Kinderhaus betreffen, ich an meinem Bericht.

Samstag, den 26.12.2009
Am frühen Morgen fuhr Manfred wieder auf die Baustelle um einige Sachen zu vermessen und um die Mängel aufzuschreiben, die ausgebessert werden müssen. Malika, ihre Schwester und ich sind zu Fuß nach Patan in die Altstadt gelaufen. Leider waren nur wenige Geschäfte auf und wir sind mitten in eine Demonstration geraten. Diesmal hatten die Newars demonstriert, gegen was, das weiß man nie so genau und der Verkehr brach wieder komplett in sich zusammen. So fanden wir leider auch kein Taxi, um in das Hotel zurück zu fahren. Es war mir ziemlich mulmig, zumal man nie weiß, welche Verrückten womöglich etwas in die Gruppe der Demonstranten werfen. Wir konnten glücklicherweise am Rande der Demonstranten vorbei laufen und die Polizei half uns teilweise durchzukommen. Somit kamen wir unversehrt wieder im Hotel an. Manfred und unser Fahrer standen jedoch eine ganze Stunde auf einer Stelle im Stau. Nachdem er auch im Hotel angekommen war, fuhr ich mit den Kindern ins Bal Mandir, in der Hoffnung heute noch einige unserer Kinder anzutreffen und um die restlichen Fotos zu machen, sowie die Mitbringsel der Paten abzugeben. Wir hatten Glück und trafen wieder einige Kinder an. Heute war ein großes Sportevent auf dem Platz vor dem Bal Mandir. Derzeit sind einige junge Japaner als Volontäre im Bal Mandir und diese hatten einige Spiele organisiert. Man sah, die Kinder hatten ihre Freude.
Anschließend fuhren wir in das CFO um unsere dortigen Patenkinder zu besuchen. Auf dem Weg dort hin besorgten wir noch Obst. Man merkte gleich, dass heute Samstag war, denn nur wenige Geschäfte hatten offen und so waren auch die Preise. Für unser Obst im Hozpiz zahlten wir auf das Kilo 55 Rupie, heute waren wir nach dem handeln bei 85 Rupie. Um es mal so zu sagen: „reinste Wucherpreise“ für nepalesische Verhältnisse. Na ja, wenigstens sahen die Orangen gut aus. Im CFO waren alle Kinder wohl auf und auch alle im Heim anzutreffen, denn heute ist Samstag und Schulfrei. Ein kleiner Junge lag jedoch im Krankenhaus und hatte eine große Darmoperation. Wir hoffen, dass er in ein paar Tagen wieder aus dem Krankenhaus entlassen werden kann. Nachdem wir die Patengelder bezahlt und einige Informationen ausgetauscht und Fotos von den Kindern gemacht hatten, fuhren wir zum Abendessen in das Annapurna Cafe. Frau Dr. Lasota ging mit und auch Manfred stieß später dazu. Wie immer im Annapurna bestellte er sich Fisch! Den Abend verbrachte ich mit dem schreiben des Berichtes und zog einige Fotos auf den Laptop.

Sonntag, den 27.12.2009
Ganz früh fuhren wir heute schon nach Lubbhu zur Don Bosco School, um uns mit Pater Vincent zu treffen. Der kam etwas später, denn er war vorher noch in der Klinik. Ein Hund hatte ihn ins Handgelenk gebissen und das knapp an der Pulsader vorbei. Die Wunde sah nicht so gut aus, da sie seit zwei Tagen nachblutete. Bei unserer Einfahrt in das Schulgelände waren wir schon begeistert, was wir von der Ferne sahen. Der Anbau ist einfach super geworden. Anders kann man das nicht sagen. Was noch nicht ganz fertig ist, ist der Spielplatz für die Kinder. Nachdem Pater Vincent uns herum geführt hatte und wir sahen, dass unser Geld auch so verwand wurde, wie wir uns das vorgestellt hatten, tranken wir mit Pater Vincent und Pater Benjamin noch eine Tasse Tee. Somit wurde wieder ein Projekt zu unserer Zufriedenheit abgeschlossen. Alle Quittungen und Belege liegen vor. Von den 45.000 EUR die wir für den neuen Schulanbau gespendet haben (man stockte von 500 auf 1200 Kinder auf) wurden nun Schultische, Schulbänke, Tafeln, Schränke und um es kurz zu machen alle Einrichtungsgegenstände die aus Holz gefertigt wurden, finanziert. Ebenso noch ca. 500 Plastikstühle für die Aula, für Veranstaltungen. Danach machten wir noch einen kurzen Besuch bei Malika’s Verwandten, um deren neue Unterkunft zu be-sichtigen und anschließend aßen wir eine Kleinigkeit im Hotel. Gegen 14.00 Uhr kam unser Bauunternehmer, Vijay, Sr. Deepa und Sr. Rosna um einige technische und organisatorische Einzelheiten zu besprechen. Nach 3 Stunden waren wir immer noch nicht fertig und wird vertagten uns auf morgen. Es war mir (Martina) auch Recht, denn seit einer halben Stunde wartete auch schon wieder die Lehrerein der blinden Kinder auf uns. Wir benötigten noch einige Informationen und bezahlten im gleichen Zuge die Studiengebühren für unsere zwei ältesten Schüler.

Den Abend verbrachten wir im Hotel. Manfred machte sich schon Notizen für morgen, Malika lernte mit ihrer Schwester Englisch und ich schrieb an meinem Bericht weiter.

Montag, den 28.12.2009
Manfred fuhr heute morgen schon wieder auf die Baustelle raus und die Kinder und ich gingen auf Shoppingtour in Patan. Als erstes suchten wir einen Schneider für Malika. Sie hat einen Sari bekommen und hierfür benötigen wir noch ein Oberteil. Es war etwas mühsam. Nach einer halben Stunde fanden wir endlich einen Schneider. Das Geschäft war sage und schreibe ca. 1,10 m breit und ungefähr 4,50 m lang. Wir konnten uns kaum bewegen. Na ja, egal hauptsachte es hat geklappt. Für umgerechnet 1,80 EUR würde man dieses Oberteil nähen inkl. Stoff natürlich und wir könnten es in den nächsten Tagen abholen. Somit sind wir sehr gespannt, was dabei heraus kommt. Wir werden berichten. Wir liefen diesmal die Straße von unserem Hotel die eine Seite runter und die andere wieder herauf. Hier liefen wir noch nie und ich hatte gar nicht bemerkt, welche schöne Geschäfte es hier gibt. Ich war speziell auf der Suche nach Reispapierprodukten. Es hat auch gar nicht lange gedauert und wir fanden ein Geschäft. Hinzu kam auch noch, dass es außergewöhnlich günstig war. Die Preise konnte ich erst gar nicht glauben, bis ich ein Schild sah: „Faire Trade“. Es gab wirklich so tolle und schöne Sachen, dass ich mich teilweise beim Kaufen nicht beherrschen konnte. Wenn ich mehr Platz in unserem Gepäck hätte, würde ich wahrscheinlich nochmals hingehen. Diese Adresse werde ich mir sehr gut merken.
Gegen 12.00 Uhr kam Manfred von der Baustelle zurück, denn wir hatten für 12.30 Uhr den Bischof Sharma von Nepal sowie Pater Vincent und Benjamin sowie die beiden Ordensschwestern Deepa und Rosna und unseren Bauunternehmer zum Essen eingeladen. Wir freuen uns immer, wenn wir den Bischof sehen. Wenn man nicht wüsste, dass er Bischof ist, würde man es nicht glauben wenn man ihn so sieht, in seiner Zivilkleidung und Nepali – Kopfbedeckung. Er ist ein äußerst weltoffener Mensch und immer zum scherzen aufgelegt. Die Kinder lieben ihn. Nach dem Mittagessen hatten wir, Manfred und ich dann noch ein weiteres Meeting mit den beiden Schwestern. Wir fixierten den Einweihungstermin für Anfang April 2010 und besprachen auch einige Details was die Einrichtung anbelangt. Ebenso unterhielten wir uns, welches Personal wir am Anfang brauchen und wo man dieses am besten finden würde. Eine Person, die als Wächter, Gärtner und eine Art Hausmeister arbeiten soll, haben wir schon. Auch seine Frau könnte als Reinigungskraft und Küchenhilfe unterkommen. Ebenso ist der Plan ob man ggf. unsere kleineren Patenkinder von Nakkhu nach Godavari umsiedelt. Diesen Gedanken finden wir nicht schlecht. Dann wäre es auch für uns etwas einfacher, wenn die Kinder alle an einer Stelle wären und wir nicht immer hin und her fahren müssten. Die Frage ist jedoch dann mit den Schulen. Sr. Deepa will die nächsten Tage abklären, welche Schulen in Godavari in Frage kämen. Den Abend verbrachten wir im Hotel und Malika und ihre Schwester durften eine DVD schauen.

Dienstag, den 29.12.2009
Unser erster Termin war heute im Bal Mandir gewesen. Wir zahlten unsere Patenschaftsgebühren und holten die Weihnachtskarten / Neujahrskarten ab, die die Kinder für ihre Sponsoren gemacht haben. Auch im Bal Mandir, so sagte man uns, hätte man finanzielle Probleme. Seit 7 Monaten hätten die Angestellten angeblich kein Geld mehr bekommen. Nachdem wir unsere Gelder bezahlt hatten, hatten wir noch ein Meeting mit dem Direktor des Heimes. Derzeit leben 214 Kinder im Bal Mandir in Naxal. Man fragte uns, ob wir weitere Einzelprojekte unterstützen könnten. Wir mussten ihn vertrösten, denn an erster Stelle steht nun das von uns gebaute und finanzierte „Karuna Kinderhaus“. Hier sind wir auch nach wie vor auf kleine und große Spenden angewiesen. Nach diesem Besuch fuhren wir kurz zur Lumbini Bank um die Kontoauszüge von unserem Funech-Konto abzuholen und um einige Details zu besprechen. Laut der Bank werden die Kontonummern aller Konten umgestellt und wir würden dann neue Schecks bekommen. Da wir nun sowieso in der Stadt waren, haben wir dann dort unser Mittagessen wieder in dem nahe liegenden Annapurna Cafe eingenommen. Anschließend fuhren wir in unser Hotel zurück, da Manfred nochmals einen Termin mit unserem Elektriker hatte. Unser Abendessen hatten wir im Hotel mit Malika’s Familie die nochmals vorbei kam und auch eine Tante mitbrachte. Ihr kleiner Neffe 5 Jahre fragte mich, ob er sich mit warmen Wasser bei uns waschen dürfte. Daraufhin nahm ich ihn mit in unser Zimmer und ließ ihm die Badewanne vollaufen. Als ich ihm zu verstehen gab, dass er sich dazu ausziehen müsste, war das etwas schwierig, denn er wollte seine Unterhose nicht vor mir ausziehen. So schön, so gut aber mit Unterhose ins Wasser und hinterher wieder in die Kleidung das geht nicht. Also gab ich ihm zu verstehen, dass er eine Unterhose von Malika anziehen sollte. Es war zum piepen, denn die hatte er dann so an, dass das Hinterteil vorne war, damit ich ja nichts sah. Man sah im an, dass er das Bad in vollen Zügen genoss bis hin zum Haartrockner, der seine Haare blitzschnell trocknete. In Deutschland und auch anderswo auf der Welt, wo es den Menschen gut geht, kann man sich nicht vorstellen, dass von solchen Kleinigkeiten die Großen und Kleinen hier in Nepal ihr Leben lang erzählen werden.

Mittwoch, den 30.12.2009
Heute trafen wir uns um 9.00 Uhr mit unserer Bekannten, um ihr unsere Projekte zu zeigen. Sie kam mit einer kleinen Gruppe von 4 Nepalesen und 3 Deutschen. Zuerst besichtigten wir das kleine Kinderheim in 9 Nakkhu, wo auch Kinder von uns untergebracht sind. Nach einem kleinen Meeting und einer Tasse Tee / Kaffee mit selbst gebackenem Kuchen von den Schwestern, besichtigten wir das Haus. Einige Kinder waren in Aufbruchstimmung, denn sie fahren ein paar Tage in Ferien zu ihren Großeltern, Tanten oder sonstigen Familienangehörigen.
Von dort fuhren wir dann weiter in das Hospiz in Godavari. Auch hier besichtigten wir das Hospiz und tranken hinterher im Schwesternhaus, dass sich auch auf dem Gelände befindet, einen Tee und aßen wieder selbst gebackenen Kuchen. Unsere Besucher waren sehr angetan von der Sauberkeit im Hospiz, der Krankenstation und der Zimmeraufteilung. Auch die Beschäftigungstherapien fanden sie toll. Es werden z.B. Sari’s bestickt, Mützen oder Socken gestrickt, Kerzen hergestellt und Taschen genäht, um diese dann später zu verkaufen.
Von dort fuhren wir auf die Baustelle vom Karuna Kinderhaus um dieses zu besichtigen. Auch hiervon war man sehr angetan. Manfred blieb noch auf der Baustelle und kam erst um 17.00 Uhr zurück. Und, das alles ohne Mittagessen, da er von Nakkhu aus, direkt auf die Baustelle fuhr. Am Abend waren wir bei Vijay eingeladen und seine Frau hatte wieder vorzüglich gekocht.

Donnerstag, der 31.12.2009
Manfred verließ heute schon wieder um 10.00 Uhr das Hotel um sich mit unserem Bauunternehmer nochmals auf der Baustelle zu treffen, da es noch viele Details zu besprechen gab. Malika, ihre Schwester und ich gingen in die Stadt um das Oberteil von Malika’s Sari beim Schneider abzuholen. Es ist zwar OK, aber doch nicht ganz so nach unseren Vorstellungen. Das Mittagessen ließen wir heute ausfallen, denn wir waren noch so gesättigt von gestern. Somit beschlossen wir, es uns im Hotelgarten in der Sonne gemütlich zu machen. Die Kinder und ich spielten einige Runden Uno und Manfred kam dann auch so gegen 14.00 Uhr von der Baustelle zurück. Im Hotel ging es heute sehr hektisch zu. Man baute alles für die heutige Silvesterparty auf. Den Tischen nach zu urteilen waren wohl ca. 400 Personen hier. Es war nach dem Stil der 80er Jahre und es hat wie auch letztes Jahr viel Spaß gemacht. Vijay und seine Frau haben wir hierzu auch eingeladen. Es wurde kräftig getanzt und gegessen.
Aber der absolute Höhepunkt an diesem Abend war, dass wir 2 von 7 Hauptgewinnen gewannen. Auf den Eintrittskarten waren Nummern vermerkt, die in die Lostrommel kamen. Wir gewannen doch tatsächlich den 1. und den 3. Preis. Einmal einen Flug von Kathmandu – London – Kathmandu und eine Übernachtung mit Essen im Hotel Shangri-La in Kathmandu. Na ja, das mit dem Flug ist so eine Sache, da müssten wir nun erst nach Kathmandu kommen um nach London zu fliegen. Von Deutschland aus etwas umständlich. Wir werden die nächsten Tage in das Büro von Qatar gehen und fragen, ob man den Flug auf Frankfurt – Kathmandu – Frankfurt umbuchen kann.

Jedenfalls fängt das Neue Jahr schon gut an, denn wir haben noch nie im Leben etwas gewonnen und dann gleich zwei Preise. Gegen 1.30 Uhr fielen wir jedoch ziemlich erschöpft ins Bett.

Freitag, den 1.1.2010
Nun, wie sollen wir es anfangen, das „Happy New Year“. Wobei wir nicht wissen ob das so passend ist. Der gestrige Tag hat zwar gut aufgehört, aber der heutige Morgen ist nicht so besonders, denn Vijay rief uns um 8.00 Uhr an, dass heute wieder ein Streiktag ist und wir nicht aus dem Haus dürften. Eigentlich wollten wir heute morgen Malika’s Schwester zurück nach Nakkhu bringen, die Sachen hatten wir schon alle gepackt und anschließend wollten wir noch auf die Baustelle fahren. Somit verbrachte ich den Morgen meine Emails von der Firma durchzulesen, Manfred saß im Garten und die Kinder schauten alte Fotos auf dem Laptop an.
Nachdem wir unser Mittagessen im Garten einnahmen und von Vijay die Nachricht kam, dass es wahrscheinlich erst gegen Abend sein wird, dass man wieder ein Taxi bekommt, hatten wir uns kurzfristig entschlossen, Malika’s Schwester zu Fuß nach Nakkhu zu bringen. Also packten wir alle Sachen ein und machten uns auf den Weg. Das Einzige, aber auch wirklich das einzig „Schöne“ ist an solchen Streiktagen, dass man mitten auf der Straße laufen kann und es eine himmlische Ruhe ist. Wer einmal in Nepal war, der weiß was wir meinen, nämlich kein Dauergehupe der Taxis und der anderen Verkehrteilnehmer. Von dem Verkehrschaos mal ganz zu schweigen. Nach ca. 50 Min. Fußmarsch sind wir in Nakkhu angekommen. Die Schwestern wunderten sich, wie wir denn nach Nakkhu gekommen wären. Auf unsere Antwort zu Fuß, konnten sie es fast nicht glauben.
Den gleichen Marsch machten wir dann auch wieder zurück und es war wirklich ein schöner Spaziergang. Wir liefen in Ecken herum wo wir ansonsten mit dem Auto nie hingekommen wären. Ich (Martina) konnte meine nepalesischen großen Plastiktaschen kaufen (diese brauche ich in Deutschland um die Mitbringsel gewichtsmäßig etwas günstiger nach Nepal zubringen) und Manfred kaufte sich auf dem Markt eine Handytasche aus Leder für an den Gürtel. Für sage und schreibe 1,80 EUR und dies in guter Qualität.
Unseren Abend verbrachten wir im Hotel. Manfred machte sich Notizen für morgen, da er auf der Baustelle wieder mit unserem Bauunternehmer und dem Ingenieur verabredet ist. Ich zog einige Bilder auf den Laptop und machte mir Notizen für morgen, was ich alles noch zu erledigen habe.

Samstag, den 2.1.2010
Wie schon erwähnt, hatte Manfred heute um 9.00 Uhr nochmals einen Termin auf der Baustelle. Wahrscheinlich sind alle Beteiligten froh, wenn wir wieder im Flugzeug sitzen. Denn solche ständigen, langen Meetings sind die Nepalesen nicht gewohnt. Aber es geht nicht anders. Das Schlimme ist, dass die Handwerker, sich die Beanstandungen nicht aufschreiben und man oft alles zwei- und dreifach erzählen muss. Mit dem Einweihungstermin Anfang April werden wir uns von Tag zu Tag unsicherer. Mittlerweile sind wir uns nicht so ganz sicher, ob es wirklich bis Anfang April zu schaffen ist. Es sind noch so viele Kleinigkeiten zu verbessern. Die Außenanlage muss noch gemacht werden und, und, und…. Man hat anfangen die Außenfassade zu reinigen, denn diese wurde durch das ausmauern ziemlich mit Zement verspritzt. Wir sind ja noch ein paar Tage da und werden zum Schluss hin entscheiden, ob wir die Einweihung vielleicht nicht doch besser erst im Mai machen sollen. Die Kinder könnten ja notfalls, falls es doch früher fertig sein sollte, schon einziehen. Es bringt aber auch nichts, alles auf die Schnelle zu machen und dann in einem Haus zu wohnen, wo noch viele Restarbeiten durchgeführt werden müssen. Manfred hat vor im Februar nochmals nach Nepal zu fliegen und dann werden wir sehen. Die neuste Hiobsbotschaft ist, dass man für die Verlegung der Wasserleitung von der Straße an das Haus, eine Spende für die Gemeinde in Höhe von 500.000 Rupie (ca. 5.000 EUR) haben möchte. Vor einem Jahr waren es 100.000 Rupie (ca. 1.000 EUR). Wahrscheinlich hat sich herumgesprochen, dass das Haus mit deutschen Geldern finanziert wird. Malika und ich fuhren am Vormittag nach Naxal in das Kaufhaus. Ich hatte mir gestern eine große Liste gemacht, mit Einrichtungsgegenständen von denen ich mir die Preise geben lassen wollte. Wir werden es
zwar nicht im Kaufhaus kaufen, aber für eine erste Kostenschätzung ist dies schon einmal ausreichend. Auf meiner Liste standen: Kühlschränke, Sauger, Heizöfen, ein Fernseher, Reiskocher, Waschmaschinen, Bettdecken und Kissen, Geschirr, Wasserkocher usw. Die zwei Stunden, die ich Zeit hatte vergingen im Fluge. Von dort aus fuhr ich auch auf die Baustelle um die Einrichtung mancher Zimmer zu besprechen. Wie immer lief uns die Zeit aus den Rudern. Um 13.00 Uhr waren wir mit den Schwestern in Nakkhu verabredet. Da Manfred mit unserem Bauunternehmer und auch dem Ingenieur immer noch nicht fertig war, fuhr ich mit Malika voraus. Wir waren mit Sr. Deepa in Nakkhu verabredet, um die Patengelder für unsere Kinder zu bezahlen und um noch einige Details für den Bau des Karuna Kinderhauses zu besprechen. Gegen 16.00 Uhr waren wir dann endlich fertig und eilten schon wieder in Richtung Hotel, da Vijay und Arun vorbei kommen wollten. Manfred geht es seit gestern gar nicht gut, denn er hat sich schon wieder eine sehr starke Erkältung eingefangen und hustet und schnieft durch die Gegend. Auch die Ordensschwestern sind alle erkältet und auch diese habe ich heute mit Medizin versorgt. Bei dieser Kälte ist das aber auch kein Wunder. Man kann sich nicht vorstellen, wie sehr ein Haus auskühlt, wenn man es nicht heizen kann. Derzeit liegt die Nachttemperatur um die 0 Grad und die Sonne scheint nur wenige Stunden. Es kommt überhaupt null Wärme in die Räume. Wir sitzen teilweise mit 4 Oberteilen und Jacken in den Zimmern, ganz zu schweigen von Skiunterwäsche und gefütterten Jeanshosen und trotzdem frieren wir. Kaum steht man dann mal 5 Minuten im Freien in der Sonne, schwitzt man dann natürlich, denn in der Sonne sind es teilweise 20 Grad. Eine Erkältung ist somit vorprogrammiert. Ich hoffe nur, dass es bei Manfred nicht noch schlimmer wird, denn er war 4 Wochen vorher, bevor wir nach Nepal flogen auch schon mit einer Erkältung zu Gange.
Den Abend verbrachten wir im Hotel. Manfred legte sich nachdem er etwas Medizin genommen hatte, früh ins Bett und ich schrieb an dem Bericht weiter und ich schaute mir die Kostenkalkulation die uns Sr. Deepa gegeben hatte an. Ebenso die Kalkulation für die Einrichtungsgegenstände die benötigt werden.

Sonntag, den 3.1.2010
Heute früh fuhren wir um 9.00 Uhr zum Büro von Qatar Air. Wir wollten versuchen, das Ticket, welches wir gewonnen hatten auf Frankfurt-Kathmandu-Frankfurt umzubuchen. Es gestaltete sich etwas schwierig. Mit dem Hauptgewinn ist es nämlich so, man gewinnt z.B. eine Krawatte und muss dann noch einen Anzug dazukaufen. Man schrieb das Ticket nicht um und somit nützt es uns leider auch nichts und der Hauptgewinn verfällt. Von dort aus ging es weiter zur Gulf Air um unseren Rückflug bestätigen zu lassen. Anschließend hatten wir noch einen Termin bei der Lumbinibank und bei einer Versicherungsagentur, da wir das Karuna Kinderhaus gegen Feuer und was man sonst noch so braucht, versichern lassen möchten. Vorerst haben wir nur erst mal ein Angebot eingeholt. Von dort fuhren wir wieder in das Hotel. Manfred nutzte die Zeit bis zu unserem nächsten Termin und legte sich ins Bett. Seine Erkältung wird von Tag zu Tag schlimmer. Um 15.00 Uhr kam nochmals Sr. Deepa mit Sr. Rosna ins Hotel. Sie brachten ein paar Stoffmuster für die Vorhänge mit und wir suchten die Farben gemeinsam aus. Ebenso gingen wir nochmals die Kostenkalkulation durch. Den beiden geht es gesundheitlich auch nicht gerade gut. Sr. Deepa hat starke Ohrenschmerzen und ich gab ihr etwas aus meinem Medizinköfferchen. Normalerweise schleppe ich diesen meist umsonst nach Nepal mit. Immerhin fast 3 kg an Gewicht. Aber diesmal bin ich froh, dass ich genug dabei habe. So hoffe ich, dass mir wenigsten Malika gesund bleibt und ich natürlich auch. Ich weiß gar nicht, wie die Menschen in den Slums (nicht weit weg von unserem Hotel) überhaupt solche Nächte überleben. Wir würden es wahrscheinlich keine drei Tage schaffen und wären hinterher todkrank.
Gegen 16.00 Uhr kam nochmals unser Bauunternehmer mit neuen Angeboten. Es müssen einige Ergänzungen vorgenommen werden, die nicht in der alten Kostenschätzung drinstehen. Z.B. müssen wir die Brüstungsmauer im Erdgeschoß mit Fließen versehen. Denn zwangsläufig werden es wahrscheinlich die Kinder toll finden, hin und wieder auf dem Geländer zu sitzen und die Füße auf der Mauer abstellen. Um zu verhindern, dass die verputzte Mauer dann schnell verschmutzt, wollen wir die Oberfläche mit Fließen versehen. Den Abend verbrachten wir wieder im Hotel und Manfred legte sich wieder früh ins Bett.

Montag, den 4.1.2010
Heute morgen fuhren wir letztmalig auf die Baustelle. Anschließend ging es nochmals ins Hospiz, denn ich hatte gehört, dass hier mittlerweile 4 Kinder sind, die dann in das Karuna Kinderhaus einziehen werden.
Alle vier sind nicht HIV positiv und sind im Alter von 4 – 7 Jahren. Ich machte ein paar Fotos von den Kindern, da ich bereits hierfür einige Sponsoren habe. Leider hat die Mutter, die vor ungefähr einem Jahr den kleinen Amrit geboren hat, das Hospiz verlassen. Die Familie hat sie wieder bei sich zu Hause aufgenommen. Amrit sollte eigentlich in unserem Kinderheim aufgenommen werden, da er nicht HIV positiv ist, die Mutter jedoch schon. Leider sind wir hier machtlos. Amrit hätte auf jeden Fall ein besseres Leben im Heim gehabt, denn seiner Mutter geht es gesundheitlich nicht gut. Hinzu kommt auch, dass die Ansteckungsgefahr, wenn er bei seiner Mutter bleibt, größer ist. Wir nahmen vom Hospiz Sr. Rosna mit, da wir noch eine Besprechung in Nakkhu mit Sr. Deepa hatten. Es ging nochmals um die Einrichtungsgegenstände und auch um die Anschaffung eines Fahrzeuges. Zuerst dachten wir an einen kleinen Bus. Mittlerweile sind wir jedoch anderer Meinung. Es gibt in Nepal auch die indische Automarke TATA und diese haben einen Art Jeep, wo ca. 7-9 Pers. Platz hätten. Dies hätte auch den Vorteil, dass der Bodenabstand für schlechtere Straßen etwas höher ist. Es hätten zwar nicht alle Kinder Platz aber dafür hat das Hospiz einen Bus, so dass wir hier auch die Fahrzeuge bei Bedarf tauschen könnten. Es ist schließlich auch unwirtschaftlich, wenn nur 5-6 Personen weg müssen, mit einem Bus zu fahren. Eine endgültige Entscheidung haben wir nicht getroffen. Die Fahrzeuge sind alle sehr teuer, da Zölle von 100% und mehr bezahlt werden müssen. Damit sind wir locker bei ca. 23.000 EUR. An der Anschaffung kommen wir letztendlich nicht herum. Den Abend verbrachten wir mit Vijay und seiner Frau im Shangrila Hotel. Wir konnten unseren 3. Preis, eine Übernachtung im Hotel, in einen Gutschein für ein Abendessen eintauschen.

Dienstag, den 5.1.2010
Den Vormittag verbrachten wir mit Koffer packen und anschließend saßen wir im Garten des Hotels in der Sonne und genossen die letzten Stunden in Nepal. Alles in allem gesehen, hatten wir mit unseren Streiktagen Glück, denn trotz der vielen Ankündigungen von Streiks, blieb es bei den wenigen Tagen. Trotzdem bringen uns solche Tage bei der Zeitplanung des Kinderheimes nach hinten. Hinzu kommt, dass wir gehört haben, dass ein 4-wöchiger Dauerstreik kommen soll. Ehrlich gesagt, können wir uns das gar nicht vorstellen, bzw. Glauben, denn das wäre das Chaos total hier in Nepal. Es gäbe keine Lebensmitteltransporte, Benzin, Wasser, der Müll bliebe liegen (bleibt zwar eh liegen, aber dann wäre es noch schlimmer), die Geschäfte dürften nicht öffnen, die Kinder nicht in die Schulen gehen, obwohl jetzt bald die Examen anfangen und von der Fertigstellung unseres Heimes mal ganz zu schweigen. Die Einweihung des Karuna Kinderhaus werden wir wahrscheinlich auf den Mai 2010 verlegen, jedoch werden die Kinder vor Beginn des neuen Schuljahres umziehen so hoffen wir zumindest. Das neue Schuljahr beginnt Mitte April. Manfred wird Ende Februar nochmals nach Nepal fliegen um sicher zu gehen, dass auch alle Dinge die besprochen wurden, auch umgesetzt werden. Gegen 16.00 Uhr wurden wir von Vijay mit einem Minibus vom Hotel abgeholt. Am Ticketschalter gab es dann wieder Probleme und man meinte, dass man die Bordkarte für den Flug von Bahrain nach Frankfurt nicht ausstellen könnte man würde uns diese jedoch auf jeden Fall noch vor Abflug in die Lounge bringen. Nach drei mal anfragen hat es dann wirklich auf die letzte Minute geklappt. Irgendwie kam uns das alles etwas komisch vor. Unsere Vermutung hatte sich in Bahrain bestätigt, denn unser Weiterflug hatte 9 Stunden Verspätung. Man wartete auf eine Maschine aus Bangkok. Wir hatten Glück und man brachte uns für ein paar Stunden in ein Hotel. Nach reichlicher Verspätung und auch Übermüdung (Manfred hustete sich die Seele aus dem Leib) sind wir dann gegen die Mittagszeit am 6.1.2010 gelandet.

Nachstehend noch ein paar Anmerkungen zum Karuna Kinderhaus:
Grundsätzlich sind wir mit dem Bau des Heimes zufrieden. Wie schon erwähnt ist man am Innenausbau und man begann, auch den Vorhof zu ebnen. Zeitlich liegen wir jedoch etwas zurück, denn bedingt durch den langen Monsun letztes Jahr, die vielen Feiertage im Oktober und leider auch seit kurzem die vielen Streiktage kommen wir langsam in Zeitdruck. Auch sind einige Arbeiten nicht so, wie wir es uns vorgestellt hatten und müssen ausgebessert werden. Zum Beispiel die Fassade vom Haus. Die Maler und auch die Maurer haben beim anstreichen und mauern, die Fassade ziemlich beschmutzt. Diese muss nun von Hand gereinigt werden. D. h. jeder einzelne Ziegelstein. Wir durften das Schauspiel beobachten und man kann dann nur mit dem Kopf schütteln. Man fing an die Fassade von unten nach oben zu reinigen. Anstatt von oben nach unten. Geputzt wurde mit einer zusammen geknäulten Plastiktüte und Wasser. Alleine das Gerüst ist schon sehenswert. Oben war es nur mit einer Schnur am Dach befestigt.
Teilweise haben die Betten und Schränke nicht die richtigen Masse. Somit müssen diese teilweise neu gemacht werden. Oder man strich die Wände innen und machte aber vorher die Folie von den Alufenstern ab und kehrt vorher auch nicht aus. Somit hängt nun die Farbe am Fensterrahmen. Es ist alles unnötige Arbeit, vor allem aber braucht es Zeit usw., usw., usw. Mit dem Bauunternehmer haben wir ein klares Wort gesprochen. Wir werden so lange die restlichen 15% für das Gebäude einbehalten (ca. 45.000 EUR), bis es so ist, wie wir uns das vorstellen. Die Zeit und vor allem die nun unnötigen Kosten, sind nun das Problem des Bauunternehmers.

Wir möchten uns auf diesem Wege – wie immer – auch im Namen der Kinder recht herzlich bei allen Paten und Spendern bedanken und hoffen, dass diese kleine Lektüre Ihnen wieder etwas über unsere Aktivitäten in Nepal vermitteln konnte. Auch möchten wir es nicht versäumen, uns wieder recht herzlich bei unseren nepalesischen Freunden Arun Regmi, Vijay Vaidya und ihren Familien zu bedanken, die uns immer wieder mit großem Engagement vor Ort helfen.

Mit einem herzlichen NAMASTE und Danke für Ihre Unterstützung!

Martina und Manfred Brenneisen