Reisebericht  20. Dezember 2010 bis 7. Januar 2011

Martina und Manfred Brenneisen

 

Liebe Unterstützer von Funech, liebe Sponsoren,

wie schon in unserer letzten Mitteilung erwähnt, wollen wir dem Wunsch einiger Sponsoren, den Bericht etwas kürzer und dafür projektbezogen zu verfassen, gerne nachkommen. Dieses Mal ist jedoch sehr viel in unserer Zeit in Nepal passiert, so dass wir so gar nicht recht wissen, wo und wie wir überhaupt anfangen sollen.

Beginnen wollen wir mit dem allgemeinen Teil:
Unsere Abreise aus Deutschland war wie jedes Mal, ein Kampf mit dem Gepäck. Dieses Mal hatten wir 11 Gepäckstücke mit insgesamt 184 kg (alleine davon ca. 50 kg an Weihnachtsgeschenken). Wir hatten Glück
am Flughafen, denn eigentlich hätten wir bei der Qatar Air nur 90 Kg aufgeben dürfen, unsere aufzugebenden Koffer hatten jedoch schon 124 kg und man drückte ein Auge zu (zum Glück, denn jedes Kilo Mehrgepäck kostet 51 EUR!!). Der Rest war in unserem Handgepäck verstaut. Ebenso hatten wir echt Glück gehabt mit unserem Abflug, denn am 20.12.2010 waren in Frankfurt viele Flüge mittlerweile gestrichen worden, da das Schneechaos zu groß war. Fast pünktlich ging es dann doch los und wir landeten auch pünktlich in Kathmandu am 21.12.2010.
Von dort ging es direkt zum „Karuna Kinderhaus“ und wir waren schon voller Aufregung wie es uns wohl dann diesmal ergehen wird, denn wir werden nun zum ersten Mal die volle Zeit im „Karuna Kinderhaus“ wohnen, mit all den täglichen Problemen, mit denen wir als Europäer, in Nepal zu kämpfen haben. Sei es das warme Wasser zum duschen oder mit den täglichen Stromsperren von derzeit ca. 14 Stunden. 2 ½ Wochen Dhaal Bhaat (Reis mit Linsengemüse), Gemüsebeilagen und manchmal Geflügel etc. Hinzu kommt, dass es auch in Nepal in den Wintermonaten nachts sehr kalt ist (teilweise 0 Grad) und wir keine Heizung im Haus haben (hat übrigens keine nepalesische Familie). Tagsüber hat man in der Sonne dann so ca. 20 Grad. Jedoch reicht das nicht aus, um die Häuser innen aufzuwärmen. Wir haben uns dementsprechend gerüstet und schon im Mai und auch jetzt einiges an warmen Bettzeug, Schlafsäcke usw. mit nach Nepal genommen.

Karuna Kinderhaus:
Es sind dieses Mal leider einige tragische Ereignisse passiert, auf die wir später noch näher eingehen werden. Beginnen wollen wir mit dem erfreulichen. Wir wurden mit großer Freude schon erwartet und mit Blümchen begrüßt. Die Kinder waren alle aufgeregt, denn so wirklich konnten sie es noch nicht glauben, dass wir 2 ½ Wochen im Haus wohnen wollen. Man schaute verwundert auf unser vieles Gepäck, aber die Kleinen haben schnell kombiniert, dass das nicht alles für uns ist, denn sie haben u. a. unsere rote Weihnachtstasche vom Jahr zuvor entdeckt. Allen unseren Kindern geht es gut und sie fühlen sich rund herum glücklich und zufrieden im „Karuna Kinderhaus“. Vor einigen Wochen, waren die Masern ausgebrochen und einige Kinder hatte es erwischt. Nur noch bei einem Kind sah man den Ausschlag. Nachdem all unser Gepäck im Zimmer war, mussten wir mit den Kindern zuerst die selbst gebaute Krippe anschauen, man wartete schon ungeduldig vor unserer Tür. Die Krippe ist wirklich wie jedes Jahr sehr schön geworden.

Am gleichen Abend verteilte ich (Martina) noch die Mitbringsel der Paten und die anderen Dinge, die wir mitgebracht haben. Im Gepäck hatten wir Mengen von bunten Holzmalstiften, Filzstiften, Wasserfarben und Malbüchern. Das war der Hit überhaupt. Die Kinder hatten solch eine Freude daran, dass wir beschlossen haben, das nächste Mal wieder Malbücher mitzunehmen. Selbst die Großen waren nicht zu bremsen, wie man auf den Bildern sieht. Auch verschiedene Spiele haben wir von den Spenden speziell für Weihnachten kaufen können. Voller Freude können wir Ihnen mitteilen, dass die Kinder nun ein neues Keyboard, 3 Gitarren und 4 Fahrräder erhalten haben. Ebenso haben wir einen Musikschrank in Auftrag gegeben. Und Winterkleidung (warme Hosen, Socken, Handschuhe und Jacken) wurde auch noch gekauft Das Radfahren bereitete allen eine große Freude und am liebsten wären sie alle gleichzeitig aufgestiegen. Wir machten nun 4 Gruppen, welche Kinder mit den entsprechenden Fahrrädern fahren durften. Es ist jedoch so, dass wir nun doch noch eine mittlere Fahrradgröße benötigen, die wir dann das nächste Mal kaufen möchten. Die Kinder fanden schnell den Dreh raus und es war schön, dies mit anzusehen. Wir sind gespannt, wie weit die Fahrkünste im April sein werden.

Unsere Ursprüngliche Weihnachtsfeier, die wir eigentlich für den 24.12.2010 geplant hatten, mussten wir auf den 25. Dezember verschieben, da am 24. nach dem Gottesdienst am Abend noch ein Fest auf dem Kirchengrundstück in Godawari war.

Am Morgen haben die Schwestern und auch viele andere Frauen angefangen Kuchen zu backen. Nach dem Gottesdienst wurde vor der Kirche ein Lagerfeuer angezündet und es wurde getanzt und gesungen.
Somit wäre es zu spät für die Kinder geworden und wir verschoben unsere Festivitäten auf den 25.12.2010.

Unsere Weihnachtsfeier fand dann am 25. Dezember statt und es gab ein tolles Programm, das die Kinder vorbereitet hatten. Es gab Theaterstücke, Tanzaufführungen, Gesänge und natürlich nicht zu vergessen, für alle ein kleines Weihnachtsgeschenk. Mit dazu eingeladen waren auch die Kinder und Frauen vom Hospiz und die komplette Staff. Auch waren unsere Freunde Vijay und Arun mit ihren Familien und sowie eine Familie aus Deutschland, die zufällig zur gleichen Zeit in Nepal war, bei uns. Wir beauftragten ein Cateringservice für das Essen und es war wie immer köstlich. Jeder bekam ein individuelles Geschenk. Die Kinder durften im Mai 2010 zwei kleine Wünsche auf einen Zettel schreiben, die wir dann besorgten. Den Frauen im Hospiz kaufte ich ein Amulett und bastelte die Fotos ihrer Kinder rein. Die Freude der Frauen, war so groß, dass mir fast selbst (Martina) die Tränen in die Augen kamen. Hinzu kam, dass wir den Frauen vom Hospiz je 500 Rupie (rund 5 EUR) für eine Kleinigkeit in einen Umschlag gelegt haben. Sie verdienen nur sehr wenig Geld und können sich dafür eine Kleinigkeit kaufen; sei es Kosmetikartikel, Wolle oder sonst etwas. Die Frauen im Hospiz sticken sehr schöne Saris, um diese dann auf dem Markt zu verkaufen. Unsere Idee ist, ob wir nicht einfach welche privat in Auftrag geben und den Frauen diese dann abkaufen.

Die Tage vergingen in „Karuna Kinderhaus“ wie im Fluge. Ursprünglich wollten wir auch noch nach Birgunj an der Grenze zu Indien fliegen, um ein Krankenhaus und eine Schule, die von dem Orden, der bei uns im Haus auch die Heimleitung übernommen hat, zu besichtigen. Aber irgendwie war jeden Tag etwas anderes. Manfred war mit dem Baumängeln und wieder stundenlangen Meetings beschäftigt und ich mit den Kindern. Einen Tag machten wir auch mit den Kindern einen Ausflug in den Zoo. Wir nahmen auch die Kinder vom Hospiz mit und alle hatten ihre Freude. Im Zoo kaufte ich Karten, für’s Elefantenreiten und das war für die Kinder natürlich toll. Zum Mittagessen bestellten wir Momos und Getränke und Süßigkeiten hatten wir natürlich auch dabei. Abends machten wir Spiele oder schauten uns einige Filme an, die wir aus Deutschland mitgebracht haben. Gut gefiel den Kindern der Film „Mathilda“, den wir ihnen unbedingt da lassen mussten. Da die Kinder nun Winterferien hatten, wollten einige der Kinder nach unserer Abreise ihre Familien / Verwandtschaft, sofern vorhanden, noch für einige Tage besuchen gehen. Wir sagten den Kindern, dass sie nicht warten müssen bis wir abgereist sind, da sonst die Zeit zu knapp wird. So sind dann nach dem 26.12.2010 einige Kinder zurück in ihre Familien /Verwandtschaft zu Besuch. Zum Schluss waren dann noch 12 Kinder im Haus.
Wir haben uns auch die Halbjahreszeugnisse der Kinder zeigen lassen. Manche Kinder sind leider etwas abrupt von ihren Noten runtergerutscht. Andere hingegen sind fast wie Senkrechtstarter. Wir haben mit den Kindern geredet, dass für sie an erster Stelle die Schule stehen muss, damit sie später eine Chance haben, auf ein besseres Leben. Man gelobte uns Besserung ☺. Wir haben nun eine Punktetabelle aufgestellt und jeder der ein spezielles Level erreicht, kriegt von uns ein besonderes Geschenk. Somit haben wir einen kleinen Anreiz geschaffen.

Unsere kleine 4-jährige Khushi, sozusagen ein Seckrechtstarter, hat hier eine klare Meinung. Sie geht mit mir nach Chitwan, so ihre Aussage. Khushi lebte bis vor einem halben Jahr mit ihrem Vater auf der Straße. Der Vater hat TB und kann sich nicht mehr um das Mädchen kümmern. Die Mutter ist verstorben. Das Mädchen ist außergewöhnlich clever, fröhlich, anhänglich und aufgeschlossen. Sie malte die Bilder im Malbuch aus, als wenn sie ihr Leben lang nichts anderes gemacht hätte, so akkurat war es. Kein Strich ging daneben. Für eine vierjährige u.M.n. eigentlich sehr schwer. Auch das Rad fahren hatte sie schnell raus und in der Vorschule war sie nach knapp einem halben Jahr auf 59 Punkten.
Dieses Jahr wagte ich (Martina) mich, nach all den Jahren, auch das erste Mal selbst Auto zu fahren. Für die Kinder eine helle Aufregung als ich in dem Jeep hinter das Lenkrad stieg und vom Grundstück fuhr.
Jedoch so ganz ohne Jemanden wagte ich es dann doch nicht und unserer Fahrer saß auf dem Beifahrersitz. Er war jedoch sehr gelassen und ruhig, dafür dass eine Frau am Steuer saß. Nicht, dass ich schlecht Auto fahre ☺. Aber jeder, der schon einmal in Nepal war, weiß, was es heißt, dort als Europäer selbst zu fahren. Dem Polizisten an der Ringroad ist zwar der Mund offen stehen geblieben, als er mich in den Verkehr einwinkte, aber ich nahm es gelassen hin und schmunzelte in mich rein. Ehrlich gesagt habe ich selbst in all den Jahren noch keine Frau hinter dem Lenkrad gesehen. Die Schwestern packten diese Gelegenheit gleich beim Schopfe und so fuhr ich kurze Strecken zwischen Hospiz und dem „Karuna Kinderhaus“ auch mal alleine oder mit den Schwestern, da unser Fahrer in Patan wohnt und jedes Mal doch eine längere Fahrt zu uns raus hat. Eine der Schwestern hat mich nun schon gefragt, ob ich ihr nicht das fahren beibringen könnte. Man muss wissen, mit dem Führerschein nimmt man es in Nepal nicht so erst.

Nun etwas ganz „Besonderes“! „HE COMES…..“

Weihnachtslieder aus Nepal – Eine CD die in Ihrer Sammlung noch fehlt, gesungen von unseren Kindern im „Karuna Kinderhaus“
Eine riesige Freude bereitete uns die Übergabe einer CD mit Weihnachtsliedern, die von Sr. Tessa mit 10 der größeren Mädchen in einem Tonstudio aufgenommen wurde.
Wie kam es dazu? An einem der letzten Abende im Juni 2010 unseres Aufenthaltes im „Karuna Kinderhaus“ – Manfred war schon im Bett – hat Sr. Tessa im Studyroom mit den Kindern gesungen und musiziert. Die Stimmen und die Lieder waren so wunderschön, dass Manfred nochmals aufgestanden ist und sich dazu gesetzt hat. Spontan kam uns die Idee, von Sr. Tessa mit den Kindern eine CD mit Weihnachtsliedern produzieren zu lassen. Eigentlich sollte diese CD bis Anfang Dezember noch vorliegen. Leider aufgrund der ganzen Probleme mit den Stromausfällen in Kathmandu kam es zu einer Verzögerung, so dass wir erst jetzt die CD’s mitnehmen konnten. Von den acht Songs von „Silent night“ bis „Jingle Bells“ sind 7 Songs in Englisch und ein Song in Nepali (wunderschön anzuhören!). Wir denken, dass wir Ihnen mit dieser CD eine wirklich große Freude bereiten können. Daher haben wir uns entschlossen, dass jeder, der uns ab sofort eine Einzelspende für das Karuna Kinderhaus überweist, eine CD – kostenlos, als Dankeschön dazu erhält. Gerne können Sie auch eine größere Stückzahl bekommen um diese Ihrerseits weiter zu verschenken. Bitte sprechen sie uns hierzu an.

Mit dieser Spende bereitet man in erster Linie den Kinder im „Karuna Kinderhaus“, aber auch sich selbst eine große Freude.

Restarbeiten und offene Mängelliste im Karuna Kinderhaus:
Um nicht in alle Einzelheiten gehen zu wollen, können wir feststellen, dass zwar mühsam und nervenaufreibend für unsere Mentalität, Position zu Position der restlichen Arbeiten und Mängel abgearbeitet wurde
und wird. Zusammengefasst nachfolgend die wichtigsten Punkte:

    1. Transparentes Kuppeldach über dem Innenhof. Dieser Punkt, der uns am meisten im Magen lag, ist endlich nach Weihnachten in Angriff genommen worden. Das alte völlig verschmutzte Kunststoffdach, das
      noch mit nicht mehr entfernbaren „Schutzfolien“ überzogen war, wurde abgetragen, die Stahlkonstruktion verstärkt und mit blauer Farbe gestrichen, um anschließend das neue blaue Kunststoffdach zu montieren.Manfred ist zwar nicht in allen Details vollständig zufrieden, aber er hat das neue Dach mit Erleichterung abgenommen. Unschön ist, dass der Maler viele blaue Farbkleckse an Wänden und Böden verursacht hat, da nichts abgedeckt wurde Dieser hat dann 2 Tage gebraucht, um diese eher schlecht als recht weitgehend wieder zu entfernen.Manchmal fehlen einem die Worte.
    2. Die Wasserschäden in den Duschen und Toilettenräumen an der Süd-Ostseite des Gebäudes, vermutlich durch nicht richtig montierte bzw. abgedichtete Abläufe verursacht, sind angeblich behoben. Bei Manfred sind nach wie vor Zweifel vorhanden – die Nutzung der Räume in den nächsten Wochen wird es zeigen, ob die Angelegenheit als erledigt betrachtet werden kann. Spätestens im April 2011 werden wir wissen, ob die Probleme behoben sind.
    3. Der Wäsche- Waschraum musste am Boden komplett neu gestaltet werden. Der Raum wird jetzt von Wand zu Wand, vollständig gefliest. Es stand zu viel Wasser außerhalb des zu kleinen wannenartigen Wäschebereiches auf dem Boden, das nirgendwo abfliesen konnte. Die zusätzlichen Kosten halten sich mit max. 800 € in Grenzen. Die Arbeiten waren absolut notwendig.
    4. Austausch der Holztüren. Mittlerweile sind die Türen von den Schreinern aus Thecho es sind die Schreiner vom Don Bosco Ausbildungszentrum dieauch zuvor die Möbel für die Don Bosco Schule in Lhubbu gebaut haben im Erdgeschoß ausgetauscht. Auch diese Arbeiten werden voraussichtlich bis April 2011 vollkommen abgeschlossen sein. Die Mehrkosten sind im Gesamtbudget berücksichtigt und finanzieren sich weitgehend aus den vereinbarten Abzügen und Nachlässen.
    5. Für unser weiteres Grundstück, im hinteren Teil des Areals das für Gemüseanpflanzungen vorgesehen ist, soll nun endlich auch der Umfriedungszaun in den nächsten Wochen gemacht werden.
    6. Auch unsere Rasenfläche wurde im hinteren Bereich mit Fertigrasen bestückt. Nun muss er nur noch kräftig anwachsen, damit wir dann im Laufe des Jahres den vorgesehen Spielplatz für die Kinder montieren können. An der Mauer entlang wurden kleine Bäumchen gepflanzt damit die Mauer einen grünen / farbenfrohen Anblick erhält. Ich persönlich (Martina) bin schon gespannt wie es in ein paar Jahren aussehen wird.
    7. Das Parkett muss in einigen Zimmern ausgetauscht werden. Auch hier hat man damit angefangen und es sind Welten zwischen dem „Alten“ und jetzt „Neuem“!! Es ist Wahnsinn wenn man da zuschaut. Die ganzen Randleisten wurden per Hand vor Ort gesägt und geschnitzt. Es sieht jetzt echt toll aus.

Alles andere sind lästige, da schon zum Teil vor einem Jahr reklamierte aber überschaubare Mängel, die wir hoffentlich ebenfalls bis April alle erledigt haben wollen, wenn wir mit der Gruppe unserer Sponsoren wieder in Nepal sind.

Nun zu den unerfreulichen Nachrichten:
Leider sind dieses Mal drei schlimme Ereignisse passiert. Das ist auch der Grund, warum der Bericht dieses Mal etwas später kommt als sonst, denn ich war nicht im Stande, etwas vor Ort niederzuschreiben. Als erstes starb ein 13-jähriger Junge vom Hospiz an Aids und an Lymphknotenkrebs. Wir mussten das Kind am 2. Weihnachtsfeiertag zusammen mit den Schwestern im Krankenhaus abholen, um es zur Verbrennungsstätte zu fahren. Manfred meinte noch, mach das nicht, tue Dir dies nicht an, da er weiß wie mich diese Bilder danach beschäftigen werden. Aber ich konnte die Bitte der Schwestern nicht ablehnen und so fuhr ich mit. Ich kann es nicht in Worte fassen, was ich da sah. Im Kinderkrankenhaus stank es erbärmlich nach Urin und Kot und von Hygiene mal ganz zu schweigen. Der Junge lag nicht zugedeckt auf dem Bett und mir drehte es den Magen um als ich ihn sah. Er war nur noch Haut und Knochen. Im Mai tanzte er noch fröhlich auf unserer Einweihungsfeier. Weil uns niemand das Kind ins Auto trug bzw. es fühlte sich niemand dafür zuständig, damit wir ihn zur Verbrennungsstätte fahren konnten, mussten wir das Kind selbst mit einer total verrosteten und verschmierten Eisentrage durch das halbe Krankenhaus tragen. Da es kein Fahrstuhl gab, rutschte er uns im Treppenhaus, weil es so steil war, fast von der Trage. Ich glaube, ich hatte noch nie in meinem Leben solch einen hohen Blutdruck, wie in diesen wenigen Stunden. An der Verbrennungsstätte angekommen, waren auch noch einige der Frauen vom Hospiz da. Wir mussten selbst das Holz zusammentragen, das Kind darauf legen und selbst anzünden. Ich möchte an dieser Stelle auch gar nicht weiter schreiben, denn man kann es eigentlich gar nicht in Worte fassen, was in diesem Moment in mir vor ging. Eine der Frauen vom Hospiz, die die ganze Zeit bei dem Jungen im Krankenhaus war, bekam einen Nervenzusammenbruch und ich konnte sie gar nicht mehr beruhigen. Es ist das erste Kind, was seit Bezug des Hospizes verstorben ist. Das einzig Gute daran ist, der Junge hat seinen Frieden gefunden und ist von seinen Schmerzen erlöst. Ich selbst hoffe, dass ich nie wieder im Leben so etwas miterleben muss. In diesen Momenten weiß man erst mal wieder wie gut wir es doch alle haben. Ich habe einen Tag danach solch ein Herpes bekommen, dass ich aussah, als hätte man mir meine Lippen ringsherum aufgeschnitten. Von meinen schlaflosen Nächten mal ganz zu schweigen, weil ich die Bilder nicht aus meinem Kopf bekam.
Das zweite Unglück ließ nur 4 Tage auf sich warten. Unsere 20-jährige Köchin musste von jetzt auf nachher nach Hause zu ihrer Familie abreisen, da ihre 14-jährige Schwester verschwunden wäre. Seltsam ist, dass möglicherweise das Mädchen, wohl den Weggang geplant hatte, denn sie nahm ihr Handy nicht mit und ihre Kleidung lag ordentlich sortiert im Haus. Nach tagelangem Suchen und Nachfragen im Freundeskreis, leider kein Erfolg. Das Mädchen ist außergewöhnlich hübsch und wir vermuten fast (ich darf gar nicht daran denken), dass sie womöglich an eine Menschenhändlerbande geraten ist, die den Mädchen in Indien eine gutbezahlte Arbeitsstellte in Aussicht stellen und stattdessen landen sie dann in Bombay in einem Bordell. Auch hierzu brauch ich nicht mehr zu schreiben. Leider ist es so, dass es von Besuch zu Besuch uns auffällt wie die Prostitution schlagartig zunimmt. In manchen Stadtteilen sieht man nur noch Dance Bars und Massagesalons. Dahinter stecken meistens nichts anderes als Bordelle. Die Armut im Land wird immer größer und die Schulbildung ist schlecht. Viele kommen vom Land in die Stadt, weil sie denken, da ist alles besser. Es ist oft die Gutgläubigkeit der Mädchen und jungen Frauen, die sich auf diese Schlepperbanden einlassen.

Der dritte Schicksalsschlag kam 3 Tage vor unserer Abreise. Zwei kleinere Kinder aus unserem Heim, gingen zu Besuch zu ihrer Schwester. Diese war sozusagen Schwester und Mutterersatz in einem, da sich die
Mutter um die Mädchen nicht kümmerte, da diese alkoholkrank ist und auch an TB leidet. Die ältere Schwester erzog die Mädchen. Sie gingen zu dritt an den Fluss um den Toten zu gedenken. Die große Schwester wollte eine Schwimmkerze in den Fluss legen. Dabei ist sie ausgerutscht und vor den Augen der Kinder von der Strömung mitgerissen worden. Das Wasser ist zu dieser Jahreszeit sehr kalt und leider konnte das Mädchen auch nicht schwimmen. Bis zu unserer Abreise hatte man den Leichnam noch nicht gefunden.

Bal Mandir:
Im Bal Mandir wird es immer schwieriger unsere Patenkinder zu Gesicht zu bekommen. Fast alle sind mittlerweile in Außenheimen untergebracht. Hinzu kommt, dass wieder zwei unserer langjährigen Ansprechpartner nicht mehr im Bal Mandir arbeiten. Noch sind zwei Frauen für uns zuständig, die wir auch schon Jahre kennen. Sollten diese aber mal das Bal Mandir verlassen, so wird es auch für uns dort wahrscheinlich schwierig an Infos zu kommen. Noch bekommen wir zwar die Zeugnisse der Kinder und auch die Briefe für die Pateneltern, für uns ist es jedoch schlecht, dass wir den Pateneltern nicht immer aktuelle Fotos der Kinder mitbringen können. Derzeit leben ca. 200 Kinder im Bal Mandir. Großteils Kleinere. Die hygienischen Verhältnisse werden u.M.n. immer schlimmer und die Toiletten sind ein Graus.
Am 1. Januar 2011 organisierten wir für die Kinder im Bal Mandir wieder eine Momoparty. Dieses Mal mit dem Cateringservice, den wir auch im „Karuna Kinderhaus“ hatten. Es gab Momos (gefüllte Teigtaschen mit Hähnchen oder Gemüse), gebratene Nudeln mit, Obst und Softgetränkte. Eigentlich hatten wir gedacht, dass 1.400 Momos für die Kinder zzgl. Nudeln locker reichen. Von wegen! Es mussten vor Ort nochmals 400 Momos extra gemacht werden. Es ist unglaublich wie viel die Kinder gegessen haben. Selbst 3-jährige standen teilweise 3 Mal an, um sich Nachschub zu holen. Man aß anscheinend auf Vorrat Den Kindern, die wir zu Gesicht bekommen haben und auch den anderen (lt. Staff) geht es gut. Derzeit waren in einigen Schulen Winterferien. Die großen Mädchen von uns, sind zu jungen Frauen herangewachsen und auch die Jungs haben sich sehr verändert. Schade finden wir, dass wenn man sich mit den Größeren unterhält, die meisten keine Ahnung haben, was sie nach der Zeit im Bal Mandir so machen möchten. Man hofft wohl auf eine lebenslange Unterstützung, was natürlich nicht geht. Wir erklärten ihnen, dass man im Leben ein Ziel haben muss und vor allem, wie man sein späteres Leben bestreiten will. Die Aufgabe der Größeren ist nun, uns bis zum nächsten Mal mitzuteilen, welche beruflichen Ziele man hat. Schauen wir mal, was wir dann so an Informationen von den Jugendlichen bekommen.

CFO Children’s Future Organization:
Im CFO haben wir drei Patenkinder. Leider müssen die Kinder Ende April 2011 aus dem Haus ausziehen, da der Eigentümer das Haus verkauft hat. Nun stellt sich die Frage, wo gehen die Kinder hin. Man hat außerhalb von Kathmandu in Dhading ein Grundstück gekauft, wo man eine Art „SOS-Kinderdorf“ mit 10 Häusern bauen möchte. Wir drücken dem CFO und den Kindern fest die Daumen, dass die Häuser (zumindest ein Teil) bis dahin rechtzeitig fertig werden, damit die Kinder ein Dach über dem Kopf haben. Es ist derzeit ein wahrer Boom, Häuser in Kathmandu zu verkaufen. Hinzu kommt, zu Wahnsinns Preisen. Das Haus von CFO soll für ca. 400.000 EUR verkauft werden. Wir fragen uns, welche normale nepalesische Familie sich das leisten kann. Aber in Kathmandu kauft man dann solche Häuser / Grundstücke und oft werden diese dann abgerissen und man baut danach in die Höhe und verkauft die Wohnungen dann für viel Geld wieder weiter. Wo man in Kathmandu derzeit hinschaut wird gebaut und fast nur noch in die Höhe, von Häusern angefangen bis hin zu Shopping Malls.

Blindenschule:
In unserem letzten Bericht teilten wir Ihnen ja die Situation der Blindenschule mit. Wir trafen uns dieses Mal auch wieder mit der Lehrerin unserer blinden Kinder. Viele dieser Kinder sind nun in die benachbarte Schule gewechselt, in der auch die Lehrerin nun arbeitet. Wir werden nun diese Schule unterstützen und man wird uns bis zu unserem nächsten Besuch eine aktuelle Aufstellung mit möglichen Unterstützungsmassnahmen zukommen lassen. Die Schule ist eine staatliche Schule mit insgesamt 700 Kindern. Pro Klasse sind es 40-50 Kinder. Von den 700 Kindern sind es 24 Blinde. Ebenso ist ein Hostel innerhalb des Schulgebäudes. 8 von 24 blinden Kindern, werden vom Goverment finanziert, 9 werden gesponsert und für die restlichen Kinder sucht man Unterstützung. Wir werden sehen, wie sich die Kosten zusammensetzen und dann entsprechend entscheiden, in welcher Form man die Unterstützung zahlt.

Allgemeines über Nepal:
In Nepal steigen leider die Preise von Besuch zu Besuch. Wir fragen uns oft, wie manche Familien sich überhaupt noch Fleisch oder Obst leisten können. Die Preise sind seit unserem ersten Besuch in Nepal im Jahre 2004 teilweise um das 5-6 fache gestiegen. Es ist unglaublich. Selbst unser Grundstück vom „Karuna Kinderhaus“ würde heute, nach fast 3 Jahren das Doppelte kosten. Auch die Stromsperren werden immer länger. Derzeit sind wir bei 14 Stunden und die restlichen Stunden hat man nicht am Stück Strom. Man hat war Zeitpläne von den einzelnen Regionen, wann und wo der Strom abgestellt wird, aber darauf kann man sich nicht verlassen, wie wir das jetzt bei unserem Besuch feststellen mussten. Manchmal hatten wir nur 10 Minuten Strom und dann wieder eine Stunde nicht usw. Bei uns in Godawari war es so, dass wir in der Zeit unseres Aufenthaltes großteils ab 22 Uhr Strom hatten, nur wer braucht dann noch Strom? Die meisten schlafen um diese Zeit. Wir sind nur froh, dass wir unsere Solaranlage und unseren Generator im „Karuna Kinderhaus“ haben. Diese Anschaffungen haben sich auf jeden Fall schon ausgezahlt. Auch das Stadtbild hat sich sehr verändert. Man sieht nur noch Baukräne, wir fragen uns, wer hier in all diese Wohnungen einziehen soll. Keine normale nepalesische Familie kann sich das leisten. Der Müll wird immer auf den Strassen immer schlimmer und die Slums werden immer größer und auch die Kriminalität nimmt zu. Aber am allerschlimmsten ist die Prostitution und Drogenszene die rasant in manchen Bezirken wächst. Es ist furchtbar, dies mit anzusehen, denn die Kinder werden immer jünger. Jetzt im Jahr 2011 erwartet man einen wahren Boom an Touristen. Man schreibt das „Nepal Tourism Year 2011“ und die Hotels rüsten sich für den Andrang der Touristen. Viele Hotels haben aufgestockt oder Zimmer renoviert, was sich dann natürlich auf den Preis niederschlägt. Manche Hotels haben das Preisgefüge von Europa schon längst erreicht.
Wir werden sehen, was uns im April 2011 erwartet, wenn wir mit unserer Gruppe nach Nepal reisen werden. Auch unser Hotel hat umgebaut und die Zimmer sind sehr schön geworden, wie wir uns bei unserem jetzigen Besuch überzeugen konnten.

Politische Situation über Nepal:
Nach Ende des zehnjährigen Bürgerkrieges mit den Maoisten waren die Hoffnungen auf Demokratie groß. Doch wenn am 15. Januar das Mandat der UN-Mission in Nepal (Unmin) ausläuft, bleibt ein Land im politischen Chaos zurück. Dabei hatte es zunächst so ausgesehen, als gehe es in Nepal voran. Ende 2007 beschloss das Parlament die Abschaffung der Monarchie, im Mai 2008 wurde das Land zur jüngsten Republik der Welt. Mit der Abdankung des auch im Volk ungeliebten Königs Gyanendra hatten die Maoisten eines ihrer Kernziele erreicht. Bereits im April 2008 fanden friedliche Wahlen zur verfassunggebenden Versammlung statt, aus denen die ehemaligen Aufständischen als stärkste Kraft hervorgingen. Maoisten-Anführer Pushpa Kamal Dahal -während des Bürgerkriegs unter seinem Kampfnamen Prachanda bekannt – wurde Premierminister.Doch dann versank Nepal zunehmend im politischen Chaos. Im Mai 2009 legte Dahal sein Amt aus Protest dagegen nieder, da Präsident Ram Baran Yadav sich weigerte, den Armeechef zu entlassen. Die Maoisten verließen die Regierung. Polit-Veteran Madhav Kumar Nepal von den gemäßigten Vereinigten Marxisten-Leninisten (UML) wurde Premierminister, doch auch er blieb ohne Glück: Unter dem Druck der Maoisten trat er Ende Juni vergangenen Jahres zurück. Seither hat Nepal eine Übergangs-Regierung, weil es dem Parlament in 16 Wahlrunden nicht gelungen ist, einen neuen Premier zu bestimmen. Auch die neue Verfassung – sie sollte bis Mai vergangenen Jahres stehen – ist noch nicht geschrieben. In zahlreichen wichtigen Fragen herrscht Uneinigkeit. Eigentlich soll nun die Verfassung am 28. Mai 2011 verkündet werden, doch vieles deutet inzwischen darauf hin, dass auch die neue Frist ergebnislos verstreichen wird. Wir möchten uns auch diesmal auf diesem Wege auch im Namen aller Kinder wieder recht herzlich bei allen Paten und Geldgebern bedanken und hoffen dass unser Bericht Ihnen wieder etwas über die Situation der Kinder, die Lage in Nepal und unsere Aktivitäten vermitteln konnte. An dieser Stelle möchten wir es auch nicht versäumen uns recht herzlich wieder bei unseren nepalesischen Freunden Arun und Vijay zu bedanken, die uns immer wieder mit großem Engagement vor Ort unterstützen.

 

Mit einem herzlichen NAMASTE und Danke für Ihre Unterstützung!

Martina und Manfred Brenneisen