Reisebericht
21.12. – 28.12.2015
und
17.01. – 29.01.2016

Manfred und Martina Brenneisen

 

Liebe Unterstützer von Funech, liebe Sponsoren, in Bezug auf unsere beiden Besuche vor Ort können wir Ihnen nachstehende aktuelle Informationen geben:

Karuna Kinderhaus
Im „Karuna Kinderhaus“ ist beinahe schon wieder alles beim „Alten“. Die Kinder haben fast alle ihre Fröhlichkeit wiedererlangt und gehen mittlerweile alle wieder in die Schule. Unsere Grundstückmauer konnten wir Dank großzügiger Spenden nun erdbebensicher aufbauen und somit ist die Sicherheit der Mädchen gewährleistet.

Das Weihnachtsfest war wieder eine große Aufregung für die Kinder und alle warteten gespannt auf die Weihnachtsgeschenke. Dieses Jahr gab es für alle warme Thermoleggings, Unterhemden und die Süßigkeiten durften natürlich auch nicht fehlen ☺. Ebenso gab es das Gleiche für die Kinder im Hospiz von Karuna Bhawan.

Leider ist es so, dass das Land was die Erdbeben anbelangt immer noch nicht zur Ruhe gekommen ist. Im Januar während meines Aufenthaltes waren in einer Nacht zwei Beben der Stärken 4,6 und 4,9. Wir hatten Glück und wieder hat alles Stand gehalten. Das war nun das 427. Nachbeben seit April 2015. Um uns herum hat es jedoch einige Wellblechhütten beschädigt, es ist aber zum Glück niemand zu Schaden gekommen.

Da wir im letzten Jahr mit den Kindern keinen Ausflug gemacht hatten, wurde dies im Januar nun nachgeholt. Ursprünglich wollten wir mit dem Bus wegfahren. Da es aber an Benzin und Diesel mangelt entschlossen wir uns eine Wanderung zu der großen Buddha Stupa in Godavari zu machen (Laufzeit ca. 2 Stunden) mit einem anschließenden Restaurantbesuch. Die Kids waren alle sehr aufgeregt und haben sich riesig gefreut. Wie man auf den Fotos sieht hatten wir alle sehr viel Spaß. Selbst unsere Kleinsten konnten bei diesem Marsch sehr gut mithalten, was mich sehr wunderte.
Ob wir dieses Jahr neue Kinder aufnehmen wird sich zeigen. Hierzu würden wir mehr Personal benötigen, das bei uns im Hause auch übernachtet. Speziell die Kleinen brauchen viel Hilfe. Es ist leider nicht so einfach, jemanden zu finden. Wir suchen schon seit Monaten, aber die meisten wollen abends nach Hause gehen. Das ist leider nicht möglich, da die Kleinen auch in der Nacht jemanden brauchen, der sich um sie kümmern kann. Wir suchen so eine Art  „All-Round-Nanny“.

Aufgrund der politischen Situation ist die Lage in Nepal weiterhin sehr angespannt. Da es keine Gaszylinder mehr gibt, wird auch bei uns im „Karuna Kinderhaus“ für 50 Personen draußen auf offener Feuerstelle gekocht. Wir müssen Ihnen nicht erklären was dies bedeutet. Es ist der Wahnsinn, man kommt sich vor als wäre man wieder in der Steinzeit angekommen. Hinzu kommen die täglichen Stromsperren. Teilweise  hatten wir nur 4 Stunden Strom am Tag und das dann mitten in der Nacht, wo ihn keiner braucht.

Karuna Bhawan, Nakkhu
Aufgrund des Erdbebens sind im Karuna Bhawan einige größere Schäden entstanden, die dringend repariert werden müssen. Durch die Erschütterungen sind an der Fassade und innen einige Risse entstanden und somit ist während des Monsuns Wasser ins Innere des Hauses gedrungen und hat in den meisten Räumen durch die Feuchtigkeit starken Schimmel verursacht. Auch haben einige Innenwände kleinere Risse bekommen. Da im Haus auch ein Hostel für Mädchen ist und auch Kinder aus sehr bedürftigen Familien kostenfrei Nachhilfeunterricht bekommen, haben wir den Auftrag gegeben, die Reparaturen in Angriff zu nehmen. Die Kosten schätzen wir auf ca. 30.000 Euro und man hat im Januar bereits mit den Reparaturarbeiten angefangen. Man wird ca. 2-3 Monate brauchen um diese fertig zu stellen. Die 65 Kinder die wir hier mit Schulgebühren / Utensilien unterstützen, konnten alle eine Schulklasse weiter kommen und lernen fleißig. Wie schon berichtet leben diese Familien am untersten Existenzminimum. Sie sind so arm, dass es an  allem fehlt. Es sind oft von ihren Männern verlassene Frauen, die als Tagelöhnerinnen in den Steinfabriken oder auf dem Bau arbeiten. Auch künftig werden wir diese Kinder unterstützen. Die Jahreskosten für alle liegen bei rund ca. 19.000 EUR.

St. Alphonsa’s School, Simara
Hier geht der Bau der 3. Etage zügig voran und wir hoffen, dass Ende des Jahres die Bauarbeiten abgeschlossen sein werden. Die Rohbaukosten betragen ca. 180.000 EUR. Der Innenausbau erfolgt dann nach und nach. Wir haben noch einen Restfinanzierungsbedarf von rund 89.000 EUR. 2015 haben wir hier bereits 90.800 EUR überwiesen. Weiterhin muss nun langsam auch der Vorplatz der Schule / Spielflächen der Kinder in Angriff genommen werden. Hier liegt ein Angebot in Höhe von rund 9.000 EUR unseres Gärtners vom „Karuna Kinderhaus“ vor, der diese Arbeiten in der Schule übernehmen würde. Wir gaben hier unsere Zusage, denn die Kinder brauchen dringend einige Schatten- u. Sitzflächen. Im Sommer sind hier ca. 45 Grad. Ebenso soll die Bepflanzung an der Grundstücksmauer und auch um den Spielplatz herum in Angriff genommen werden.

 

Don Bosco Ausbildungszentrum in Thecho
Nach wie vor sind wir von diesem Institut begeistert, welche gute Arbeit auch hier geleistet wird. Bei meinem Besuch konnten wieder einige Nähmaschinen an die Frauen ausgehändigt werden, die ihre Ausbildung zur Schneiderin erfolgreich abgeschlossen haben. Mittlerweile hat Funech ca. 150 Frauen diese Ausbildung finanziert. Es ist schön zu sehen, wie erfolgreich und mit welcher Begeisterung die Frauen dabei sind. Weitere Unterstützung soll folgen. Aufgrund des Erdbebens im April und im Mai 2015 wurden in Nepal ca. 24.000 Klassenräume zerstört. Hier hilft u.a. Don Bosco mit dem Wiederaufbau. Auch werden 20.000 Schuluniformen von den Schneiderinnen genäht, denen wir die Ausbildung bezahlt haben. Diese Uniformen werden kostenfrei an die bedürftigen Schülerinnen und Schüler in den Dörfern verteilt. Es handelt sich in erster Linie um staatliche Schulen. Es ist der Wahnsinn, was diese Frauen leisten. Am Tag können ca. 150 Uniformen genäht werden. Danach muss alles gebügelt (Röcke, schön mit exakten Falten), verpackt und nach Größen sortiert werden. Auch in diesem Projekt hat Future for Nepal’s Children e.V. letztes Jahr Unterstützung geleistet.Leider ist es so, dass die Verteilung sehr schwierig anlief, da man von den für die Koordinierung zuständigen verschiedenen Regierungsstellen nicht das OK bekam. Es ist schon traurig, dass in einem Land, wo die Menschen durch das Erdbeben so viel Leid ertragen mussten nun auch noch auf Hilfe warten müssen. Die Regierung macht nach wie vor viel zu wenig. Es gibt Regionen, da ist seit April 2015 keiner gewesen bzw. auch keine Hilfe angekommen.

Patenkinder außerhalb
Unseren „Großen“ geht es sehr gut. Eines unserer Mädchen hat ihr nepalesisches Abitur geschafft und wird sich nun einen Job suchen, da sie nicht studieren möchte. Hierbei werden wir Unterstützung leisten. Unser „Ältester“ wird Ende Februar 2016 sein Bachelor-Studium in Forstwirtschaft abschließen. Er hat bis jetzt sehr gute Noten und wir hoffen, wir können für ihn einen Arbeitsplatz finden. Hier stehen wir in Kontakt mit großen internationalen NGO’s. Er benötigt nun dringend praktische Erfahrung, um dann ggf. später noch seinen Master zu machen. Sein Bruder studiert im 4. Semester Betriebswirtschaft und schlägt sich recht wacker.

Zur politischen Situation und Allgemeines zu Nepal
Das Jahr 2015 war ein schreckliches Jahr für die die Menschen in Nepal, denn das Land wurde im April und im Mai von zwei schweren Erdbeben der Stärke 7,8 und 7,3 heimgesucht. Über 9.000 Tote, ca. 23.000 Verletzte, ca. 600.000 zerstörte Häuser und über 2,8 Mio. Menschen die obdachlos geworden sind. Darunter ca. 1 Mio. Kinder. Es ist ein Bild des Grauens in einem eh schon so gebeutelten Land, das zu den ärmsten der Welt gehört. Es waren schlimme Monate die hinter uns liegen. Leider ist es so, dass die Nachbeben (mittlerweile über 427) immer noch nicht aufgehört haben. Hinzu kam, dass der Monsun viele Erdrutsche im Land verursachte. Viele Schulen (über 24.000 Klassenzimmer) sind zerstört. Man kann das Leid der Menschen nicht in Worte fassen. Umso mehr bewundern wir ihre positive Einstellung, obwohl viele von ihnen alles verloren haben und nur noch das am Leibe tragen, was sie anhaben. Viele schlafen immer noch unter freiem Himmel und einige Regionen erreicht man gar nicht. All der Schutt der Häuser muss von Hand abgetragen werden. Es gibt keine Maschinen, nicht genug LKW’s die es abtransportieren könnten usw. Es wird Jahre dauern bis wieder einigermaßen eine Normalität in diesem Land eintreten wird. Leider ist es auch so, dass die Regierung viel zu wenig tut. Man streitet sich lieber um die Zollgebühren für die Hilfsgüter, die auf dem Flughafen oder sonst wo liegen. Es ist einfach unfassbar. Der Wiederaufbau der zerstörten Häuser geht bis heute nur schleppend voran. Etwa ein Viertel der ca. 30 Millionen Nepalesen ist von dem Beben betroffen – eine Mammutaufgabe für das kleine Land. Hinzu kommt, dass gleichzeitig ein Streit um die neue Verfassung tobt, der die Politik in Kathmandu quasi lahmlegt. Seit Monaten ist die Grenze zu Indien so gut wie geschlossen. Es gibt nicht genug Gaszylinder zum Kochen (man sammelt derzeit fleißig Brennholz oder selbst mit Kuhdung an der Hauswand getrocknet wird, macht man Brennbares ☺), kein Benzin/Diesel, nicht genug Medizin und Lebensmittel. Teilweise wartet man 3 Tage an Tankstellen um 10 Liter Sprit zu bekommen. Es ist einfach nicht in Worte zu fassen, man muss es erlebt haben. Die Preise haben sich verdreifacht oder teilweise sogar vervierfacht und der Schwarzmarkt boomt.

Mit einem herzlichen NAMASTE und Danke für Ihre Unterstützung!

(… soll ein Herzchen sein ☺)

 

Martina und Manfred Brenneisen