Reisebericht 20.12.16 – 02.01.2017

Martina Brenneisen

Liebe Unterstützer von Funech, liebe Sponsoren,

Ihnen und Ihren Familienangehörigen wünschen wir auf diesem Wege noch ein unbeschwertes, gesundes und glückliches Neues Jahr und möchten uns hiermit nochmals für Ihre Unterstützung in 2016 bedanken.

In Nepal hat sich seit meinem letzten Besuch im Mai 2016 nicht viel getan. Die Regierung macht immer noch zu wenig für die Menschen, die ihr Hab und Gut durch das Erbeben verloren haben und das Verkehrschaos ist ebenso noch das gleiche. Die Preise steigen stetig und vom Tourismus sieht man wenig. Das Einzige was diesmal gut war, es gab nicht so viele Stromsperren wie sonst. Somit konnte ich nachts hin und wieder meinen kleinen Heizer nutzen, denn seit Jahren habe ich nicht so einen kalten Winter in Nepal erlebt. Am Tag meines Rückfluges schneite es sogar etwas und man sah den Schnee auf den umliegenden Bergen.  ….Der normale Wahnsinn…

Karuna Kinderhaus
Im „Karuna Kinderhaus“ ist soweit alles in Ordnung. Keines der Kinder war bis jetzt krank – das ist ja bei 44 Kindern nicht immer so. Von kleinen Blessuren mal abgesehen. Da ich ja für die Kinder die Ärztin / die Krankenschwester bin, war auch jeden Abend -wie immer- mein Zimmer voll, denn jeder meinte an irgendeine Stelle eine Salbe bekommen zu müssen. Sie wissen auch schon genau wo meine Hausapotheke steht. Ich glaube aber der Hauptgrund ist der, weil sie wissen, dass ich dann mit ihnen einige Spiele wie z.B Memory, Mikado, Uno etc. mache.

Die Kinder freuen sich schon sehr auf ihre Ferien Anfang Januar. Wir hatten jeden Tag „Action“ hier im Haus und wieder ein sehr schönes Weihnachtsfest, welches wir im Garten mit Freunden und teilweise Nachbarn verbrachten. Unsere Weihnachtskrippe sah dieses Jahr wieder sehr schön aus und die Kinder und Nonnen hatten hiermit viel Arbeit. Ich selbst habe mit den Kindern Krippefiguren aus Lehm geformt, die wir anschließend anmalten und entsprechend dekorierten. Auch haben wir Sterne, Glocken, Tannenbäume etc. mit Ausstechformen ausgestochen. Wozu doch solche Keksformen, die ich aus Deutschland mitbrachte, gut sind. Auch mein Nudelholz war hier sehr hilfreich. Die Kinder bekamen dieses Jahr alle Haarbürsten und Socken. Im „Karuna Kinderhaus“ haben wir ein 7-jähriges Mädchen aufgenommen. Sie wird wahrscheinlich jedoch nur vorübergehend bei uns sein, da die Mutter derzeit im Krankenhaus liegt. Um die Mutter kümmert sich der „Mutter Teresa Orden“, da sie selbst nicht in der Lage ist die Krankenhauskosten zu bezahlen. Wenn es ihr wieder besser geht, will dieser Orden ihr eine Arbeit geben und sie wird dann wahrscheinlich die Kleine wieder zu sich nehmen. Sie ist jedenfalls ein sehr aufgewecktes Mädchen und hat sich sehr gut in dieser kurzen Zeit eingelebt.

Ansonsten wurde um unser Kinderhaus herum sehr viel gebaut. Man sieht mittlerweile eine Blechhütte neben der anderen. Leider kamen auch viele Shops in die Nachbarschaft. Auf der einen Seite schön, denn
die Familien können Geld verdienen, auf der anderen Seite schrecklich, denn sie verkaufen auch Alkohol und somit torkelt so manch einer lautstark an unserem Haus vorbei. Vom Müll mal ganz zu schweigen, denn
unser kleiner Bach am Haus gleicht mittlerweile einer Müllhalde.

Eines unserer derzeit nun im „Karuna Kinderhaus“ ältesten Mädchen macht nächstes Jahr ihr SLC (Mittlere Reife) und will anschließend das nepalesische Abitur machen. Sie ist eine sehr gute Schülerin und wir sind sicher, dass sie ihren Weg gehen wird. Später möchte sie in Richtung Management studieren. Ebenso gibt es im „Karuna Kinderhaus“ eine neue Ordensschwester. Ihr Name ist Sr. Little Mary und sie kam direkt aus Kerala zu uns, da Sr. Tresa ins Hospiz gewechselt ist um dort zu helfen.
Am Neujahrstag hatten wir vor, einen kleinen Ausflug mit anschließendem Momo-Essen (eine Art Maultaschen) in einem nahe gelegenen Restaurant zu starten. Wir mussten jedoch die Momos dann liefern lassen, da ein starker Regen kam, der zu dieser Zeit sehr ungewöhnlich ist. Da wir die Stückzahl der Momos vorbestellen mussten, ließen wir einen Zettel herum gehen, wie viele jeder essen möchte / kann. Mit verschlug es die Sprache, denn bis auf zehn Personen, hier uns Erwachsenen eingerechnet, schaffen alle anderen zwei Teller und somit 20 Stück!! Ich muss nach 6 Stück schon kämpfen. Tja, man sieht sie lieben Momos und… es blieb auch kein einziges Stück übrig. Als Nachtisch gab es anschließend noch Kuchen. Die Köchin hat schon um fünf Uhr morgens damit angefangen Kuchen zu backen. Denn wir haben nur einen kleinen Backofen und sie backte insgesamt 6 Kuchen um alle satt zu bekommen. Am Abend saßen wir alle noch gemütlich zusammen und sahen uns Dick & Doof an.

Nachstehend einige Fotos während meines Besuches:

An Silvester gab es in der Kirche in Godavari für bedürftige Familien ein warmes Mittagessen und für die Kinder gab es auch verschiedene Aktivitäten. Es kamen fast an die 200 Personen. Die Teller waren so beladen, dass es mir ein Rätsel war, wie man das alles essen konnte. Ebenso war es eine Meisterleistung der Cateringfirma für so viele im freien Gelände mit Gas und Feuerstelle zu kochen. Das Essen hat sehr lecker geschmeckt und wir und unsere Kinder waren auch eingeladen.

Erdbebenunterstützungsmaßnahmen
Ich fuhr mit zwei Ordernsschwestern in ein nahe gelegenes Dorf, wo wir Erdbebenhilfe 2015 leisteten. In diesem Dorf unterstützten wir u. a. ca. 600 Familien, denen wir Wellbleche überreichten, damit sie ihre Häuser wieder aufbauen konnten. In diesem Dorf lebt auch unser Taekwondo Lehrer, der den Kindern im „Karuna Kinderhaus“ diese Sportart beibringt. Ich war von seiner Bauweise sehr überrascht. Er hat ein Lehmhaus gebaut und dann das Blech als Dach genutzt. Interessant war für mich, welche Wärme das Haus bzw. der Boden hatte. Wärme ist vielleicht etwas übertrieben, aber gefühlsmäßig war es viel wärmer als in einem Haus, welches aus Steinen gebaut wurde. Nachstehend einige Fotos von seinem Haus und auch von dem Dorf, wo wir die Wellbleche verteilten.

Ebenso war ein Foto von unseren Kindern in einer nepalesischen Zeitung. Sie hatten vor wenigen Tagen Prüfung und fast alle bekamen den grünen Gürtel. Ich bin überrascht wie gut sie schon sind und man sieht, dass es ihnen Freude bereitet.

St. Alphonsa’s School, Simara
Am 28.12.2016 versuchte ich mit Sr. Deepa nach Simara zu fliegen um mir den Baufortschritt der Schule anzuschauen. Leider saßen wir umsonst fünf Stunden im eiskalten Flughafengebäude, denn der Flug wurde mehrfach verschoben und zum Schluss gestrichen, da man wegen Nebel nicht fliegen konnte (es sind nur kleine Propellermaschinen). Die Strecke mit dem Jeep über einen Pass ist derzeit leider auch nicht möglich, da die Straße in einem katastrophalen Zustand ist und es derzeit nicht ratsam ist, diesen Weg zu nehmen. Da ich im April wieder in Nepal sein werde, werde ich dann erneut mein Glück versuchen.
Der Rohbau und auch der Außenanstrich ist fast fertig. Man beginnt nun Step by Step mit dem Innenausbau und auch mit der Erweiterung des Lehrerhauses (siehe auch Weihnachtsbrief). Hier würden wir uns über weitere Unterstützung freuen.

Don Bosco Ausbildungszentrum in Thecho
Da am 22.12.2016 leider ein Streiktag war und keine Autos fahren durften, mussten wir die Feier bei Don Bosco auf den 23.12. verschieben. Es gab eine sehr schöne Weihnachtsfeier bei der ich wieder 18 Nähmaschinen überreichen durfte. Ebenso einige Zertifikate von anderen Berufszweigen u. a. Elektriker. Was mich sehr gefreut hat ist, dass hier auch drei junge Frauen die Ausbildung begonnen haben. Wie ich hörte haben von allen Schneiderinnen, die bisher die Ausbildung hier machten zu über 90% bestanden. Diese jungen Frauen gehen dann mit ihren Nähmaschinen, in ihre Dörfer zurück, können sich selbständig machen und somit den Lebensunterhalt für die Familien verdienen. Diese Unterstützungsmaßnahmen werden wir künftig auf jeden Fall weiterführen.

Im Namen der Kinder, der Ordensschwestern sowie den Patres möchten wir uns für Ihre bisherige Unterstützung recht herzlich bedanken.

Martina Brenneisen